Jane’s Addiction sind zurück – und im Juni in Zürich
Am 10. Juni 2024 spielen Jane’s Addiction um Frontmann Perry Farrell im X-TRA in Zürich. Die psychedelische Rockband bescherte uns Ende der 90er nicht nur einige sehr gelungene Alben, sondern auch die Fesitivalreihe Lollapalooza.
Eigentlich ist es ein Wunder, dass es Jane’s Addiction heute noch gibt. Als sie sich 1991 zum ersten Mal auflösten – nach sechs Jahren aktiver Karriere, zwei fantastischen Studioalben und einer Live-Platte – kämpfte Perry Farrell mit seiner Drogensucht. Der Legende nach konsumierte er dabei am liebsten Speedballs – eine ungesunde Mixtur aus Heroin und Kokain. Farrell hatte allerdings schon sehr früh mit einem harten Schicksalsschlag zu kämpfen, der ihn verständlicherweise nie richtig losliess: Als er vier Jahre alt war, beging seine Mutter Suizid. Dem Wochenmagazin «Der Spiegel» sagte Perry Farrell vor einigen Jahre in einem Interview dazu: «Sie litt unter Depressionen und nahm sich das Leben. Meine Schwester und ich fanden sie in der Garage, sie hatte sich mit Abgasen vergiftet. Sie liebte meinen Vater und uns Kinder, ertrug aber ihren Seelenschmerz nicht mehr. Ich habe den Song ‚Then she did‘ darüber geschrieben.» Es ist einer der schönsten, traurigsten und intensivsten Songs im Oeuvre dieser Band, zu finden auf dem zweiten Studioalbum «Ritual De Lo Habitual».
Aus der Abschiedstournee wurde eine Festivalreihe
Perry Farrell (Gesang) und seine Bandkollegen Stephen Perkins (Schlagzeug), Dave Navarro (Gitarre) und Eric Avery (Bass) beschlossen 1991, sich amtlich zu verabschieden. Sie organisierten mit befreundeten Bands eine Art Musik-Wander-Zirkus als Abschiedstournee. So kam es, dass Jane’s Addiction in über 20 amerikanischen Städten spielten, und so unterschiedliche Bands wie Siouxsie and the Banshees, Living Colour, Nine Inch Nails, ICE-T & Body Count, die Band von Henry Rollins und die Butthole Surfers zusammenbrachten. Um die Konzerte herum organisierten Farrell und Co. zahlreiche Kunst-Aktionen und Performances von Artist:innen, die sonst eher im Zirkus zu sehen waren. Der Titel dieser Abschiedstournee: Lollapalooza. Dieses seltsame Wort dürfte allen Festival-Fans bekannt vorkommen – so heisst nämlich eine der erfolgreichsten Festival-Reihen der Welt, die auch heute noch in Städten wie Chicago, Paris, Berlin, Stockholm oder São Paulo stattfindet – selbstverständlich mit einer «Perry Stage», auf der ironischerweise vor allem EDM und Techno gespielt wird.
Dem Autor dieser Zeilen verriet Perry Farrell bei einem Interview über das Lollapalooza Berlin in diesem Jahr, wie ihm das Festival und wenig später das Wort eigentlich in den Sinn gekommen waren: «An diesen feierlichen Moment kann ich mich noch genau erinnern. Wenn Sie es genau wissen wollen: Der Einfall kam mir, als ich auf einem Teppich in einem ranzigen Apartment in Venice Beach lag. Da kam auch der Name Lollapalooza zu mir. Ich blätterte in einem Wörterbuch, wie das junge Poeten und Songdichter wie ich damals eben so machten. Wörter interessierten uns. Also verbrachte ich viel Zeit mit dem Webster’s Dictionary, weil es mir half, Lyrics zu schreiben. Und dann findest du ein Wort wie ‘cockatoo’, Kakadu. Darauf kommt man doch im Leben nicht! Obwohl man sofort spürt: Jeder Song und jedes Gedicht wird spannender, wenn ein ‘cockatoo’ auftaucht. So kam dann auch das Wort Lollapalooza zu mir.» In diesem Jahr liessen es sich Jane’s Addiction deshalb auch nicht nehmen, auf dem Festival zu spielen, das sie einst gegründet hatten. Sie wählten dafür einen frühabendlichen Slot auf dem Lolla in Chile.
Nach Porno For Pyros und Soloalben nun wieder: Jane’s Addiction
Für Perry Farrell ging es nach dem ersten Aus seiner Hauptband ziemlich erfolgreich weiter. Er bekam seine Süchte in den Griff und startete für ein paar Jahre mit seiner neuen Band Porno For Pyros durch. Im Anschluss folgten einige Soloalben. Aber mit den Jahren wuchs vor allem das Ansehen für Jane’s Addiction immer mehr: Obwohl sie eher psychedelischen oder alternativen Rock spielten, wurden sie von vielen Bands des Grunge-Hypes als Wegbereiter und Einfluss genannt. Da man sich ausserdem recht freundschaftlich getrennt hatte, kam es immer wieder mal zu Reunions. 1997 holten sie Flea von den Red Hot Chili Peppers an den Bass, spielten ein paar Live-Auftritte und veröffentlichten ein Album mit alten Live- und Studioaufnahmen, tauchten dann aber wieder ab. 2001 gab es mit Chris Chaney am Bass ein neues Album namens «Strays» und eine Welttournee, bis man sich 2004 erneut trennte. 2008 folgte zum ersten Mal eine Reunion mit allen Bandmitgliedern, bis Bassist Eric Avery 2010 wieder ausstieg. 2011 erschien dann das bisher letzte Studioalbum «The Great Escape Artist».
Jane’s Addiction spielen bereits seit 2002 wieder recht regelmässig Konzerte. Eric Avery am Bass ist erneut dabei und Dave Navarro wäre es auch gerne – aber der kämpft seit Jahren mit Long-Covid-Symptomen und wurde in diesem Jahr von Josh Klinghoffer vertreten, den viele von seiner Zeit bei den Red Hot Chili Peppers kennen und schätzen. Seitdem Jane’s Addiction wieder Konzerte geben, munkelt man, dass die Band an einem neuen Album arbeite. Das bestätigte auch Perry Farrell. In einem Interview mit dem brasilianischen Radiosender «89 A Rádio Rock» sagte er im Frühjahr: «Es fühlt sich an, wie ein neuer Schwung an Songs. Wir wissen noch nicht, wie viele wir veröffentlichen werden, aber ich sagen Ihnen eines: Es ist gerade eine der spannendsten Phasen in meinem Leben, weil diese Songs einfach verdammt gut sind.» Einer dieser Songs, «True Love», wurde bereits live vorgestellt. Hier gibt’s einen Mitschnitt davon:
Am 10. Juni 2024 werden Jane’s Addcition auf ihrer Tournee im X-TRA in Zürich Halt machen. Wir hoffen sehr, dass sie dabei noch weitere neue Songs oder gar ein Album im Gepäck haben. Hier gibt’s weitere Infos und Tickets.