Incubus: Immer noch hier

Es war kein einfacher Start für Incubus. Kaum ist das Debüt erschienen, schon steht die erste Identitätskrise an. Die Fans mögen «Fungus Amongus», die Presse aber drischt auf die Kalifornier ein. Rückwirkend betrachtet, war die Kritik zwar nicht ganz fair, aber auch nicht komplett daneben, denn das Album klingt wie die Resteverwertung von den Red Hot Chilli Peppers mit ein bisschen Nu Metal angereichert. Es klingt wie Gitarrenmusik 1995 eben so klingt.

Auch Bandleader Brandon Boyd (2 Stutz fürs «Bauer sucht Frau»-Phrasenschwein) hat heute eine differenzierte Meinung zu «Fungus Amongus»: «Es war spassig, das Album aufzunehmen (...), aber mittlerweile schaudert es mich davor. Mir wäre es lieber, wir könnten das Ding beerdigen.», gab er 2017 in einem Interview mit dem Kerrang! Magazine zu verstehen. Taten sie dann auch, auf Spotify ist die Platte heute nicht mehr zu finden.

Neuorientierung

Mitte der 90er stirbt Nu Metal seinen (verdienten) Genre-Tod und während die Chilli Peppers ihren Funk-Rock ins neue Millennium retten können, entsagen Incubus auf dem 3. Album der Musik ihren Anfängen nahezu komplett. «Make Yourself» ist Standortbestimmung und Neuanfang zugleich: Incubus machen jetzt Alternativen Rock und sie machen ihn gut.

«Make Yourself» gibt die Richtung vor für eine neue, selbstsichere Band, die weiss, dass sie angekommen ist. Das neu gefundene Songwriting findet fünf Jahre später seinen Höhepunkt auf «A Crow Left of the Murder…». Wobei es weniger die harten Sounds sind, die Incubus’ Profil schärfen, sondern eher die grungy Balladen, die – bis auf Soundgarden – sonst wohl niemand besser hinbekommt.

Angekommen

Nach 2005 verlagert sich das Interesse für Alternative- und Indie-Rock zunehmend nach England. Mit dem 2006 erscheinenden «Light Grenades» kann die Band zwar nochmals punkten und holt sich diverse Gold- und Platin-Auszeichnungen, aber die Spotlights leuchten schon bald in eine andere Richtung. Für Boyd und seine Band aber kein Problem, die zwei darauffolgenden Alben untermauern, dass sie sich wohl fühlen, in ihrer Nische und auf der jüngsten EP, «Trust Fall», untermauern sie diesen Konsens. Incubus sind angekommen. Warum auch weitergehen?