Veröffentlicht am 04. Oktober 2022

In diesen Songs lauert Serienmörder Jeffrey Dahmer

Eine extrem erfolgreiche aber inhaltlich recht fragwürdige Netflix-Serie namens «Dahmer – Monster: The Jeffrey Dahmer Story» mit Evan Peters (Foto) holt den brutalen Serienmörder zurück ins Bewusstsein. Und auf einmal merken viele: Dahmer war schon immer ein gern gesehener Gast in Rap-, Metal- und Pop-Texten, die schocken wollen – von Eminem bis Katy Perry.

Journalist
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Jeffrey Dahmer war einer der brutalsten Serienmörder in der amerikanischen Kriminalhistorie und ermordete von 1978 bis 1991 junge Männer aus der Homosexuellen-Szene Milwaukees – wobei das Wort «ermorden» zu kurz greift, um das Schicksal dieser Männer zu beschreiben. Er missbrauchte sie sexuell, hielt sie tagelang gefangen und bewahrte im Anschluss Köpfe und andere Körperteile auf, die er manchmal gar verspeiste. Auch der Autor dieser Zeile erfuhr zum ersten Mal aus einem Rock-Song von diesem Mann. Die nordirische Band Therapy? sang 1994 in «Trigger Inside» die Zeilen: «Here comes a girl with perfect teeth / I bet she won't be smiling at me / I know how Jeffrey Dahmer feels / Lonely, lonely». Der aggressive Song erzählt von einem Aussenseiter, der sich missverstanden fühlt und kurz davorsteht, durchzudrehen – im Rückblick sind diese Zeilen in vielerlei Hinsicht nicht gut gealtert, da sie fast ein wenig klingen, als hätte man sich aus einem Incel-Forum abgeschrieben.

Dass man sich dieser Tage wieder für Dahmer interessiert, liegt an der kontrovers diskutierten Netflix-Serie «Dahmer – Monster: The Jeffrey Dahmer Story». Die erregt zu Recht die Gemüter, weil sie das Leid der Opfer auf eine Weise zeigt, die wenig empathisch ist und eher auf Schockwerte setzt. Vor allem die Hinterbliebenen der Opfer sind wütend. Dabei hätte es einen viel interessanteren und moralisch passenderen Zugang zu dem Thema gegeben: Jeffrey Dahmer konnte nämlich so lange unbemerkt morden, weil er seine Opfer in einer Szene suchte, die der damals extrem rassistischen Polizei herzlich egal war.

Trotzdem ist die Serie ein Publikums-Hit – was auch zur Folge hatte, dass man Dahmer plötzlich in zahlreichen Songs (wieder-)findet. Wo er schon immer gern als Schock-Element eingesetzt wurde. Es gibt sogar einen Metal-Track, der seinen Namen trägt. Soulfly, die Band des Ex-Sepultura-Sängers Max Cavalera veröffentlichte 2010 das Album «Omen», auf dem «Jeffrey Dahmer» eine aggressiv gegrunzte Hymne bekommt. Lyrisch zielt Cavalera wie man es von ihm kennt, direkt auf die Zwölf und textet wenig filigran: «In blood his victims will crawl / Body parts all over his house / They feed the need of his cannibal mind / Bloody murders he left behind / Jeffrey Dahmer - Master cannibal.»

Weniger offensichtlich, aber ebenfalls recht schockierend ist «Arcarsenal» von At The Drive-In, dem Opener ihres Albums «Relationship of Command». Hier fällt zwar nicht der Name Dahmer, aber die Band erklärte, dass es um ihn ginge. Lyrisch fühlt sich die Band sozusagen in Dahmers Wahn hinein und singt am Ende krasse Zeilen wie diese: «Have you ever tasted skin? / Sink your, sink your teeth in it.»

Während es noch recht naheliegend ist, wenn in Rock- und Metal-Songs über einen Serienmörder gesungen wird – Schockpotential und so – wurde in den letzten Tagen auch im Charts-Pop einige Songs ausgegraben, in denen er als Schockelement oder Metapher oder beides genutzt wird. Zum Beispiel eine frühe Single von Kesha namens «Cannibal», in der es heisst: «Yeah, I′ll pull a Jeffrey Dahmer / I eat boys up, breakfast and lunch / Then when I'm thirsty, I drink their blood.»

Der Aufschrei der Fans war so akut, dass sogar die Urheberin der Zeile (die nicht Kesha ist) bei TikTok Stellung nahm.

Auch Katy Perrys auf crazy gepolte Single «Dark Horse» feat. Juicy J. macht den Dahmer. Darin heisst es: «She eats your heart out like Jeffrey Dahmer (whoa!) Be careful». Hier wird der Serienmörder nur noch als Metapher für eine schon im Kern etwas chauvinistische Line über eine Man-Eaterin verwendet.

Im Rap hat Jeffrey Dahmer natürlich ein ähnliches Standing als Schock-Element wie im Metal und im harten Rock. Allein Eminem kommt auf fünf Tracks, in denen er Dahmer droppt: «Bagpipes from Baghdad», «Brainless», «Must Be The Ganja», «Psyhopath Killer» (von Slaughterhouse) und «Things Get Worse». In «Must Be The Ganja» heisst es zum Beispiel: «Faced with a dilemma: I can be Dalai Lama / And be calm or bring drama, a step beyond of Jeffrey Dahmer.» In «Psyhopath Killer» wiederum prahlt er «I'm Dahmer-like when I'm on the mic, I'm not gonna lie.»

Aber nicht nur Eminem, auch Kollegen wie Juice WRLD («Bandit» und «Jeffrey»), J. Cole («I’m On It»), Future feat. Nicky Minaj («Transformer») und Dr. Dre feat. Ice Cube («Natural Born Killaz») konnten nicht widerstehen.

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