Veröffentlicht am 06. Mai 2022

Nacht&Leben – Good bye Sektor 11 alias Oxa

Alex Flach kennt die Schweizer Clubszene wie kein Zweiter. In seiner zweiten Kolumne verabschiedet er einem Stück Nightlife-Geschichte.

1908

Alex Flach

Alex Flach ist seit 25 Jahren Teil des Nachtlebens und hat 10 Jahre lang im Tages Anzeiger über selbiges geschrieben. Er ist Chefredaktor des Barkeeper-Magazins DRINKS Schweiz und Kommunikations-Verantwortlicher für diverse Clubs und Kulturbetriebe. Für Starzone nimmt er sich in der Kolumne Nacht&Leben das Geschehen hinter Club- und Bartüren zur Brust. (Foto: Dejana Gfeller)

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Alex Flach ist Zürcher Cluboriginal und Sprecher verschiedener Locations.

Zugegeben: Der Sektor 11 zählt nicht zu den Clubs, die in der Zürcher Innenstadt als besonders cool gelten. Das liegt sicher auch daran, dass in den Stadtkreisen 1 bis 10 alles als suspekt gilt, was jenseits des Milchbucks liegt: «Schwamendingen? Da wohnen doch lauter Gangster…». Mit innerstädtischem Unwissen wird auch Oerlikon bedacht, der Stadtteil, den der Sektor 11 Hood nennt: In Wiedikon, Wipkingen und im Seefeld weiss man zwar, dass die da einen Bahnhof und einen Burger King haben, aber das war’s auch schon. «Ah ja… Das Hallenstadion ist ja auch noch ‘da draussen’».

Verruchter Afterhour-Tempel

Das war mal anders und zwar vor 20 Jahren und mehr, denn damals befanden sich gleich mehrere grossartige Clubs elektronischer Natur in Oerlikon. Der Sensor beispielsweise oder das zweite Rohstofflager, das etwas später und zu Beginn der Nullerjahre dazukam. Und natürlich und allen voran das Oxa, der verruchte Afterhour-Tempel, in dem Zürich tatsächlich komplett enthemmt war. Das ist der Zwingli-Stadt später nur mit der Dachkantine (in gutem Sinne) und dem Spidergalaxy (in weniger gutem Sinne) nochmal in oxaischer Vollendung gelungen.

Ein Stück Geschichte

Nun: Sektor 11 ist nichts anderes, als der Name, den sich das Oxa vor einigen Jahren zugelegt hat. Selbe Adresse, samt legendärem Tunnel bis zum Eingang.  Die alten Exzess-Zeiten waren damals unwiderruflich vorbei und ein neuer Name sollte neues Glück bringen. Hat er auch: Der Sektor 11 ist in den letzten Jahren seines Bestehens gut gelaufen, was vor allem das Verdienst einer jungen Veranstalter-Crew ist, die da mit sehr viel Elan ans Werk ist. Das Publikum kam von überall her, bloss nicht aus der Zürcher Innenstadt.

Aber auch das ist nun vorbei: Im Sektor 11 werden gerade die letzten Partys gefeiert, danach soll das Gebäude abgerissen werden. Damit verschwindet nicht nur ein Club, sondern ein Stück Zürcher Nachtleben-Geschichte, eines, das bis heute nachwirkt. 

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