Veröffentlicht am 15. März 2023

Fletcher - Vorbilder sind sinnlos

Fletcher scheut nicht davor zurück, jeden noch so ehrlichen Gedanken mit ihren Fans zu teilen. Sie erweckt mehr den Anschein einer guten Freundin als den eines unantastbaren Superstars. Nahbar, ungefiltert und frech trifft wohl am besten auf Fletcher zu. Attribute, die nicht nur positives Feedback auslösen.

Journalist

Unterm Strich ist Flechters Musik eigentlich nichts Neues: Eingängige, leicht verdauliche und oft tanzbare Mucke, die darauf ausgelegt ist, ein breites Publikum anzusprechen. Nun tut sie dies aber mit einer entwaffnenden Ehrlichkeit und offenbart in ihren Songtexten alle möglichen Gedankenzüge, egal wie verrückt sie sind. Das macht die Sängerin authentisch und vor allem nahbar. Für ihre schonungslose Attitude wird die sie aber auch des Öfteren kritisiert

Willkommen verrückte Gedanken!

In einem konservativen Dorf in New Jersey aufgewachsen, verbarg Fletcher lange ihre Sexualität, was jahrelange psychische Probleme zur Folge hatte. Schon früh begann sie mit der Musik, doch ihr war klar, sie möchte nicht dieses perfekte Image einer Künstlerin vorspielen, sondern etwas verkörpern, was sie damals gebraucht hätte. «Ich wollte wirklich jemanden sehen, der die Tiefen seiner Seele und seiner Menschlichkeit zum Ausdruck bringt. Ihr Durcheinander und ihre Verwirrung, ihren Schmerz und ihr Leid, ihre Freude und ihre Befreiung - die ganze Bandbreite ihrer Gefühle auf ungefilterte Weise». Sie möchte Texte schreiben, in denen die Menschen ihre eigene Wahrheit wiederfinden. Niemand soll seine Gedanken und Gefühle mehr im Schrank wegschliessen.

Kein Vorbild für Fans?

«Ich habe das nie behauptet; ich bin kein Vorbild, ich will kein Vorbild sein, und ich denke nicht, dass wir Vorbilder haben sollten», sagt Fletcher gegenüber Billboard. Die Sängerin stand für ihre ungefilterten Texte nämlich auch schon in der Kritik, genauer gesagt für den Song «Becky’s So Hot». «Ich war zu der Zeit im Studio, um einen anderen Song zu schreiben, und schaute mir das Instagram-Profil meiner Ex an, wie man das eben so macht. Sie hatte ein Bild ihrer neuen Freundin Becky gepostet. Sie trug ein altes T-Shirt, das ich früher auch getragen hatte. Ich habe das Bild aus Versehen geliket und dachte: Scheisse. Sie sah sowieso viel heisser aus als ich mit dem Shirt. Also nahm ich diesen Gedanken und schrieb den Song «Becky’s so hot». Der Song ging durch die Decke. Kritisiert wurde die Moral des Songs und auch ihre Ex fand die Idee gar nicht lustig.

Die Songwriterin meint, dass es eine aktive Entscheidung ist, so viel aus ihrem Privatleben preiszugeben. Ihr ist es wichtig, transparent zu sein und somit auch Fehler zu machen: «Erwartungen sind die Wurzel des Leidens - ich bin nicht perfekt, ich mache Fehler, ich habe nie behauptet, dass ich weiss, was ich tue, dass ich es richtig mache.»

Wen kümmert's?

Es lässt sich darüber streiten, ob es moralisch korrekt ist, einen Song über die heisse Freundin seiner Ex zu schreiben. Doch genau diese tabuisierten Gedanken machen Fletcher so beliebt. «Ich möchte die Menschen an meinem Leben teilhaben lassen. Ich möchte mit ihnen in die Tiefen ihrer selbst eintauchen. Romantisiere dein Leben. Mach es dramatisch. Wenn du der Drehbuchautor deines eigenen Films bist, dann sei die Hauptfigur! Das ist Kunst. Lasst uns spielen. Das Leben ist zu kurz. Wen kümmert's?»

Fletcher spielt am 11. Oktober 2023 im X-TRA in Zürich.

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