Veröffentlicht am 25. Mai 2022

Endlich einen «Bsetzistei» für Endo Anaconda

Sie gehörten zu seinen engsten Freunden. Roman (50) und Annetta Wyss (52) können den Tod von Endo Anaconda (†66) auch heute nur schwer in Worte fassen. Nun erinnern sie sich anlässlich seiner Ehrung an den SMAs.

Junior Editor
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Andreas Flückiger, wie der Berner mit gebürtigem Namen heisst, hat ein schwieriges Leben: seine Jugend verbringt er im katholischen Internat, jahrzehntelang kämpft er gegen Suchtprobleme. Bei Roman und Annetta findet er eine kleine Insel.

Die beiden erzählen über ihre Freundschaft mit dem Stiller-Has-Musiker, der am 2. Februar 2022 viel zu früh an den Folgen seiner Krebserkrankung verstorben ist. An den diesjährigen Swiss Music Awards wurde der unverkennbare Lyriker nun posthum mit dem Tribute Award geehrt.

Wie hätte Endo auf den Award reagiert?

Roman: Die Verleihung hätte ihn sehr gefreut!

Annetta: Und dies wären wohl in etwa seine Worte gewesen: «Ändlech bechumi dä Bsetzistei o. Ha gmeint, i müessi vorhär stärbe!»

Wer wird für Endo den Tribute Award entgegennehmen?

Annetta: Seine Tochter Nina Rieben und Roman werden den Preis in Empfang nehmen. Wo er zu stehen kommt, wird seine Familie entscheiden.

Wie habt Ihr Endo kennengelernt?

Roman: Er war im März 2008 Gast der Oltner Late-Night-Show «Nachtfieber». Ein Projekt, bei dem wir beide involviert waren. Er war sehr begeistert, auch weil ihm die Band, die ihn begleitete, sehr gefiel.

Wie war Eure Beziehung?

Annetta: Eng und sehr familiär. Wir haben gekocht, Fernsehen geschaut und viel Freizeit zusammen verbracht.

Roman: Oft hat Endo nicht nur zwischen zwei Konzerten bei uns übernachtet und generell viel Zeit bei uns verbracht, er ging bei uns ein und aus wie es ihm gerade gefiel. Auch während der Coronazeit kam er immer mal wieder für ein paar Tage vorbei. Er freute sich sehr auf seine neue Wohnung, welche er im März bei uns um die Ecke bezogen hätte.

Wie würdet Ihr Endo in einem Satz beschreiben?

Annetta: Eine Seele von Mensch, der sich für andere aufgeben konnte, gerechtigkeitsliebend und sensibel.

Eine der lustigsten Erinnerungen?

Roman: Als er uns unterstützen wollte. Er stand mit unserem Sohn Luca auf, um ihm das Morgenessen zu servieren. Endo stand dann im Pyjama in der Küche, die Zigarette aus der Türe haltend und textete Luca zu. Der kleine Luca, damals 9-Jährig, nickte ihm beeindruckt und mit marmeladeverschmiertem Gesicht zu. Dies eher ob der sonoren Stimme als aus Interesse an Karl Marx…

Was habt ihr an Endo besonders geschätzt?

Annetta: Seinen Humor. Wir konnten stundenlang Sprüche klopfen. Seine Ausgelassenheit war wohltuend. Seine Intelligenz und Sensibilität, sowie sein grosses Herz für Schwächere führten zu langen und intensiven Gesprächen. Manchmal schon frühmorgens auf unserer Terrasse – Sommer wie Winter.

Wann war Endo am glücklichsten?

Roman: Auf der Bühne. Immer dann, wenn er spürte, dass wir das Publikum gepackt hatten. Bei uns zu Hause, wenn wir zu fünft zum Frühstück am Tisch sassen oder wenn sein Telefon klingelte und eines seiner Kinder anrief.

Was machte Endo traurig?

Roman: Ungerechtigkeiten konnten ihn rasend machen.

Wie behaltet ihr Endo in Erinnerung?

Annetta: Endo ist omnipräsent. Meistens weil ein Spruch, ein Zitat oder eine Textzeile von ihm zu einer Alltagssituation passt. Andreas Flückiger hat für immer einen Platz in unseren Herzen.

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