Veröffentlicht am 22. November 2022

Fünf vor Durchbruch: Dylan

Einzug in die UK-Albumcharts, auf Tour mit Ed Sheeran und seit Kurzem auch Member im exklusiven Club der BBC-Shortlist-Künstler:innen. Von der englischen Ostküste aus erobert Dylan gerade die Popwelt.

Journalist
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Im Lineup des OpenAir St. Gallens liest man Dylans Name derzeit noch im Kleingedruckten. Geht der Aufstieg der 23-jährigen aber so rasant weiter wie bisher, dürfte es im nächsten Sommer ziemlich eng werden vor der Sternenbühne. Aufgewachsen in Bures, einem kleinen Kaff in Suffolk, dass mehr Schafe als Einwohner zählt, war Natasha Woods, wie Dylan bürgerlich heisst, einer Welt der musikalischen Widersprüche ausgesetzt. Ihre Mutter mag Musicals – nicht so ihr Ding. Wann immer aber sie mit ihrem Vater allein war, gaben Gitarren den Ton an. Aerosmith, AC/DC und Guns N' Roses prägten so die frühen Jahre Woods'.

Saure Milch für Lorde-Fans

Akademisch eher mässig interessiert, wurstelt sie sich durch verschiedene Schulen, bis sie auf Ben Weston trifft, einen engagierten Musiklehrer, der ihr Talent erkennt und mit ihr einige Songs aufnimmt. Dann geht es rasch: Ben Westons Frau kennt Will Hicks Frau, Will Hicks produziert für Ed Sheeran und noch während die Schicksalsgöttin sich selbst ein High-Five gibt, entsteht Dylans Debüt-EP, inklusive des melancholischen Minihits «Sour Milk». Lorde-Fans sind entzückt, alle anderen auch.

Grosser Name, kleine Klappe

Wenn sich eine Musikerin Dylan nennt, ist sie entweder grössenwahnsinnig oder hat eine gute Erklärung am Start. Auf Woods trifft Letzteres zu: «Wäre ich ein Junge, würde ich Dylan heissen», erklärt sie in einem Interview mit dem F Word Magazine und so ziemlich jedem anderen Medium, dass mit der Engländerin zusammensitzt. Wohl auch im Wissen, dass der Künstlername gleichermassen Interesse wie Naserümpfen auslösen kann. Der Erfolg ist Woods bisher aber noch nicht zu Kopf gestiegen.

Auf den Chart-Erfolg ihres Albums «The Greatest Things I'll Never Learn» angesprochen, meint sie: «Es ist mein Baby-Mixtape, ein solides Stück Arbeit, dass die Richtung vorgibt, hinter der ich stehen kann». Musikalisch bedeutet das: Runter vom Depri-Pedal, mehr Gitarren, mehr Pop und mehr Cleverness. Dabei gelingt ihr immer wieder der Spagat zwischen massentauglicher Radio-Nummer und Indiedisco. «Girl Of Your Dreams» etwa geht knappe drei Minuten lang nur nach vorne und feiert Dylans neu gewonnenes Selbstbewusstsein. Mit einem Augenzwinkern, versteht sich.

Auf die Zukunft angesprochen bleibt Natasha Woods bescheiden. «Ich lerne gerade wie man eine Crowd angemessen unterhält und wie ich dabei ich selbst bleiben und auf mich aufpassen kann. Es ist alles Lernprozess», erklärt sie gegenüber BBC. «Ausserdem möchte ich das Wembley-Stadion füllen, nachdem ich dort Ed Sheeran supportet habe», fügt sie, nicht ganz ernst gemeint, hinzu. Also doch ein bisschen grössenwahnsinnig. Auch ok, wir reservieren schon mal unseren Platz im Sittertobel.

Dylan spielt am Sonntag, dem 2. Juli, auf der Sternenbühne am OpenAir St. Gallen.
Infos und Tickets gibts HIER.

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