Veröffentlicht am 24. November 2022

Absurde Wahl: Trump wirbt mit Bowies «Heroes» um Stimmen

Der Republikaner Donald Trump hat letzte Woche in Florida seine US-Präsidentschaftskandidatur 2024 angekündigt und die Bühne zu den Klängen von David Bowies «Heroes» verlassen. Dessen Sohn Duncan Jones findet das wenig heldenhaft. Über Trumps groteske Palette an Wahlkampfsongs.

Er ist verärgert und das nicht zum ersten Mal: Duncan Jones, der Sohn von Angie und David Bowie, muss sich erneut mit Donald Trumps – im Grunde gar nicht so schlechtem – Musikgeschmack herumschlagen. In Florida eröffnete der Ex-US-Präsident seinem Publikum, wieder für das Amt im Jahre 2024 anzutreten und liess sich dabei von David Bowies «Heroes» begleiten. Das 1977 erschienene Stück ist dabei an sich höchstpolitisch. So handelt es von zwei Liebenden, die im Schatten der Berliner Mauer zueinanderfinden. Der Titel entstand in West Berlin als Teil von Bowies «Berlin-Trilogie» und ist einer der wenigen international bekannt gewordenen Popsongs über die Berliner Mauer. Nun kommt Trump und nutzt ihn zur narzisstischen Selbstinszenierung. Held zu sein – das wünscht er sich schliesslich schon immer.

Dabei kennt Duncan Jones das Ganze leider bereits: «Wir haben das schon einmal durchgemacht. Er hat denselben Track vor sechs Jahren [bei seiner ersten Kandidatur für das Weisse Haus 2016] verwendet. Mir wurde gesagt, dass wir wenig dagegen tun können», postete Bowies Sohn auf Twitter, der Plattform, die Donald Trump gerade erst wieder herzlich willkommen hiess.

Das Phänomen ist kein Neues

Einfach mal zugreifen: Trump wurde in der Vergangenheit unter anderem von Künstler:innen wie Phil Collins untersagt, deren Stücke zu verwenden. Als 2020 auf einer Veranstaltung in Des Moines, Iowa, der Song «In The Air Tonight» gespielt wurde, unterschrieb der Musiker eine initiierte Unterlassungserklärung gegen Trump. Die Crux an der Sache ist dabei oft nicht nur, dass der Ex-US-Präsident keine Einwilligung hat, mit den Hits in den Wahlkampf zu ziehen und sie so kommerziell zu nutzen. Auffällig ist ausserdem, dass es bei der Auswahl der Songs weder auf deren Text noch auf den Kontext anzukommen scheint. Als damals «In the Air Tonight» aus den Lautsprechern schallte, hielt Trump eine seiner Reden vor einer im Grunde Coronakrisen-gebeutelten Menschenmasse, die jedoch keine Masken trug. Das mag ironisch wirken, fest steht: Es ist schlicht ignorant. Immerhin singt Phil Collins davon, dass an diesem bestimmten Abend etwas in der Luft liege, auf das er sein ganzes Leben lang gewartet habe.

Künstler wie den Rolling Stones, Neil Young oder Leonard Cohen drohten ebenfalls bereits mit rechtlichen Schritten. So winkte sich 2016 Trump zum Stones-Klassiker «You Can’t Always Get What You Want» von der Bühne. Schön wärs ja. Über die Verwendung von Neil Youngs Song sagte Trump: «Rockin’ in the Free World` war nur einer von zehn Songs, die wir benutzt haben. Mochte ihn aber eh nicht.» Um ihn dann vier Jahre später in seiner Re-Election-Campaign ganz frech wieder zu benutzen. Die für den Nachlass zuständige Anwältin von Leonard Cohen wiederum zeigte sich 2020 verwundert und verärgert über die Nutzung von «Hallelujah». Dass die Partei trotz des dezidierten Vetos das Stück für Wahlkampfzwecke genutzt habe, sei ein «dreister Versuch der Politisierung und Ausbeutung» eines Songs, dessen Liedtext mit jüdischen, christlichen und buddhistischen Motiven spielt.

Pharell Williams war schon 2018 nicht glücklich mit Trumps wilder, willkürlicher Playlist. Dass der Republikaner zu «Happy» in die Kamera grinste, fand der einfach nur crappy.

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