Veröffentlicht am 17. November 2022

Wer will denn in Katar überhaupt noch auftreten?

Dua Lipa kommt erst, «wenn das Land alle Menschenrechtszusagen erfüllt hat, die es gemacht hat, als es zum Gastgeber der Weltmeisterschaft ernannt wurde». Rod Stewart hat trotz 1-Million-Dollar-Angebot auch abgesagt, Robbie Williams dagegen hat zugesagt: Für die Fussball-WM müssen sich Showgrössen zwischen Gage und Moral entscheiden.

Eigentlich hat der Fussball doch mal alle zusammengebracht. Das Turnier in Katar aber ist aus den unterschiedlichsten Gründen umstritten: Das Emirat steht unter anderem wegen Menschenrechtsverletzungen und den Arbeitsbedingungen ausländischer Bauarbeiter stark in der Kritik. Queere Menschen müssen hier mit Strafverfolgung müssen, es drohen Strafen von bis zu sieben Jahren Gefängnis. Da kann man gute Stimmung verbreiten, wie man will: die Umstände lassen sich nicht ignorieren. Auch nicht, indem man ein kunterbuntes Glastonbury-Festival nachbaut, bei dem musikbegeisterte Fans selig über die Wiesen hüpfen. Ein gigantisches Gelände wurde südlich der katarischen Hauptstadt Doha aus dem Boden gestampft, auf dem das sogenannte Arcadia Spectacular stattfinden soll. Ein munteres Openair während der WM, auf dem täglich Musikerinnen und Musiker auftreten. Für die gute Laune. Aber wer soll da kommen?

Die Gerüchteküche brodelt

Robbie Williams zum Beispiel. Der hat schon an der WM in Russland vor vier Jahren gesungen, an der Eröffnungsfeier dann den Stinkefinger gezeigt, was dem Boyband-Bad-Boy aber keiner übel genommen hat. Jetzt hat er (und sein Konto) sich zu Qatar Live hinreissen lassen, einer Konzertreihe, die parallel zur WM stattfindet. Ausserdem hat Fatboy Slim zugesagt. Der performt zusammen mit der britischen Sängerin Jorja Smith. Schade eigentlich, galten doch sowohl Robbie Williams als auch der bald 60-jährige DJ als Unterstützer der LGBTQ-Szene.

Was das Line-up für die Eröffnungsfeier am 20. November angeht, tappt man noch im Dunkeln. Auf Social Media wurde wild gepostet, wer da alles auftreten werde: ein Mitglied der südkoreanischen Boygroup BTS, Jung Kook, wird zum Beispiel neben der indisch-kanadische Sängerin Nora Fatehi am 20. November im Al-Bayt-Stadion auf die Bühne marschieren. Calvin Harris und Diplo werden das FIFA Fan Festival headlinen. «Ich hatte das grosse Glück, die ganze Welt zu bereisen und durch die Musik verschiedene Kulturen kennenzulernen», so Diplo zum Billboard Magzine. «Wo auch immer ich bin – Jamaika, Spanien, England, China, Südafrika – Fussball ist eine soziale Konstante. So viele Fans aus der ganzen Welt an einem Ort zu sehen... das FIFA Fan Festival ist einfach grossartig. Ich freue mich sehr darauf!» Wenigstens einer.

Shakira, die Black Eyed Peas, J Balvin und Dua Lipa sollen auch irgendwie irgendwann dabei sein, hiess es seitens der Organisator:innen auf Twitter. Letztere hat das Ganze längst dementiert. Sie würde Katar gerne besuchen, hiess es in einem Statement auf Instagram. Aber erst, «wenn das Land alle Menschenrechtszusagen erfüllt hat, die es gemacht hat, als es zum Gastgeber der Weltmeisterschaft ernannt wurde.» Auch Rod Stewart hat inzwischen aus dem Nähkästchen geplaudert und zugegeben, dass man ihm eine Million Dollar geboten hätte. Der britische Sänger hat sich klar dagegen ausgesprochen, bei der Fussball-WM in Katar aufzutreten: «Es wäre einfach nicht richtig, dort zu sein», so Rod Stewart gegenüber der englischen Zeitung The Times.

Der Tweet der Organisator:innen wurde inzwischen gelöscht, einige Pop-Grössen haben noch nichts von sich hören lassen. Wir werden sehen. Oder eben auch nicht.

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