Nacht & Leben – Das Comeback der Street Parade
Am 13. August zuckeln sie wieder, die Sattelschlepper mit Boxen. Selbstverständlich ist das nicht, hatten Joel Meier und Team doch lediglich fünf Monate um den Anlass auf die Beine zu stellen.
Alex Flach
Alex Flach ist seit 25 Jahren Teil des Nachtlebens und hat 10 Jahre lang im Tages Anzeiger über selbiges geschrieben. Er ist Chefredaktor des Barkeeper-Magazins DRINKS Schweiz und Kommunikations-Verantwortlicher für diverse Clubs und Kulturbetriebe. Für Starzone nimmt er sich in der Kolumne Nacht&Leben das Geschehen hinter Club- und Bartüren zur Brust. (Foto: Dejana Gfeller)
Alle Beiträge von Alex FlachBald stottern erstmals seit drei Jahren wieder Lastwagen mit Wumms ums Zürcher Seebecken. Nachdem Frischluft-Raver*innen mit Faible für grosse Menschenmassen 2020 und 2021 auf die gemäss Wikipedia grösste Technoparty der Welt verzichten mussten, ist die Street Parade rechtzeitig zu ihrem 30sten Jubiläum zurück.
Ein Grund zur uneingeschränkten Freude, sollte man meinen. Insbesondere beim OK-Präsidenten Joel Meier, der nach zwei Jahren als Chef eines Impfzentrums endlich wieder in seine angestammte Organisationsfunktion zurückkehren kann. Jedoch hat es nicht lange gedauert und Joel Meier machte alles andere als einen hocherfreuten Eindruck: Die etwas mehr als fünf Monate zwischen der Aufhebung aller Corona-Massnahmen im Februar und dem 13. August reichen vollkommen um den einen oder anderen Rave oder eine anständige Outdoor-Party zu organisieren. Aber auch um eine Street Parade mit einer Million Besuchern, zig Bühnen, 20 Love Mobiles, diversen Sponsoren (die tief bisweilen tief in die Tasche greifen müssen) und das auf Stadtzürcher Boden inklusive aller Bedingungen, auf die Beine zu stellen? Und das in Zeiten, in denen die ganze Eventbranche unter einem akuten Personalmangel ächzt?
Hätte man Herkules mitgeteilt, er könne auch in fünf Monaten eine Street Parade organisieren, würde er dankend ablehnen und beim Ausmisten geblieben.
Alex Flach
Und als ob der ganze Stress nicht schon genug Stimmungsdämpfer wäre, musste sich Joel in den vergangenen Wochen auch noch den einen oder anderen leidigen Hickhack mit Zürcher Nachtlebenmachern über sich ergehen lassen. Und nicht zuletzt ist während der Pandemie auch noch das halbe OK von Bord gegangen. Fazit: Joel Meier besitzt ein kleines Stück Wald beim Rosinli im Zürcher Oberland und ich bin mir sicher, er wäre in den vergangenen Wochen ziemlich oft lieber dort als in seinem Büro gehockt. Hätte man Herkules mitgeteilt, er könne auch in fünf Monaten eine Street Parade organisieren, würde er dankend ablehnen und beim Ausmisten geblieben.
Jedoch und allen Widrigkeiten zum Trotz wurde nun die Liste der Love Mobiles veröffentlicht und damit steht endgültig fest, dass die Rumpelei mit LKWs über die Bühne geht. Von den paar Zürcher Clubs, die vor Corona mit einem eigenen Love Mobile am Start waren, ist nur das Klaus übriggeblieben – den anderen war die Vorbereitungszeit wohl zu kurz. Neben ortsansässigen Veranstaltern wie der Akt Family, Mimmo Mele, One Nation und Shape Events, stellt auch der Nassau Beach Club aus Ibiza an und auch die Kantone Waadt, Aargau, St. Gallen, Baselland, Luzern und Bern sind vertreten. Nimmt man noch die Österreicher von Connector und die Deutschen von Schmid4Sound hinzu, ergibt das einen ziemlich gemischten Haufen.
Aber wen juckt’s? Hauptsache schönes Wetter und dann kommt das alles gut. Und Petrus ist ja seit jeher ein Raver.