Annakin: The Songs That Made Me
Musik entsteht selten in einer Blase. Der Weg zur ersten eigenen Komposition ist gepflastert mit Inspirationen, Ideen oder den Methoden anderer Künstler:innen. Wir fragen Schweizer Musiker:innen, welche Acts sie beeinflusst und welche Songs ihren Stil geformt haben oder kurz: Welche Musik hat sie dahin gebracht, wo sie heute stehen. Heute mit Annakin.
Ann Kathrin Lüthi, wie Annakin bürgerlich heisst, ist ein Workaholic. Sieben Alben hat die Badener Musikerin seit 2007 herausgebracht und bald kommt das Achte. Die bisher veröffentlichten Singles legen nahe, dass Annakin ihrem Sound treu bleibt. Bedeutet: Experimenteller Pop trifft auf Trip-Hop und dieser klingt dabei wie eine mehrheitsfähigere Version von Björk.
Auch die Vorliebe für eine stimmige Visualisierung, inklusive abgedrehter Kostüme, teilt sich Annakin mit dem isländischen Popstar, wie der Clip der aktuellen Single «Marian» sehr schön zeigt.
So prominent die Verweise auch sein mögen – die Aargauerin behält stets ihre Eigenständigkeit. Woher diese kommt und welche Musik dafür bedeutend war, verrät sie mit ihren Lieblingssongs.
Sinéad O’Connor - Troy
Als ich diesen Song Ende 80er-Jahre das erste Mal hörte, wusste ich, dass ich singen möchte. Ich hatte vor vielen Jahren am Paléo Festival die Möglichkeit kurz mit Sinéad zu reden und gab ihr das erste Album meiner damaligen Band Swandive mit den Worten «Thanks for making me wanna sing. Please keep singing!». Sie ist mein wichtigster Einfluss, was meine Karriere als Singer/Songwriter anbelangt und ich habe ihren Weg stets verfolgt. Ihre Stimme ist nicht von dieser Welt und ich bewundere zutiefst ihren Mut und ihren Sinn für Gerechtigkeit. Ihr Tod hinterlässt bei mir eine grosse Traurigkeit und eine Lücke, die sie als mein Idol füllte.
Depeche Mode - Personal Jesus:
Das Düstere, Rhythmische und die Lyrics dieses Songs sind wegweisend. Depeche Mode sind eigen und nicht vergleichbar mit irgend einer anderen Band, weshalb man sie auch nicht schubladisieren kann. Ich hoffe, Annakin ist für meine Fans ähnlich authentisch. Auf alle Fälle sind Depeche Mode diesbezüglich ein Vorbild für mich.
Johnny Cash - The Man Comes Around
Bei uns zu Hause lief früher viel Country Musik. Mein Vater ist ein grosser Fan insbesondere von Johnny Cash, Waylon Jennings und Willie Nelson. Seine tiefe Stimme und der dichte Gitarrensound Cashs prägten meine Kindheit und ich höre mir seine Alben noch heute gerne an.
Nick Cave & The Bad Seeds - Hollywood
Vor allem in den letzten paar Jahren hat mich Nick Cave mit seinem poetischem Songwriting sehr beeinflusst. Ich schreibe wie er in Bildern. Hollywood ist in meinen Augen einer seiner stärksten Songs und widerspiegelt seine Gefühlswelt auf brillante Weise.
Björk - Jóga
Für mich hat Björk mit den Alben Debut, Post und Homogenic die Musikwelt auf den Kopf gestellt. Ihre eigenwilligen Melodien und ihre Stimme inspirieren mich immer wieder. Als ich «Jóga» zum ersten Mal hörte, fand ich: Ja, genau so ist es, eine emotionale Landschaft. Ausserdem liebe ich es, wie sie die Streicher arrangiert. «Jóga» ist einer dieser vielen Songs, den ich nicht einfach so nebenbei hören kann, sondern ich muss mich ihm voll widmen.
Antony and the Johnsons - Atrocities
Seine/Ihre Stimme ist unglaublich. No words.
R.E.M. - The Sidewinder Sleeps Tonite
Diese Band begleitet mich auch schon fast mein ganzes Leben. Bei diesem Song singe ich immer mit und tanze dazu. Eine Powernummer.
Alphaville - Big in Japan
Bei meinen ersten Discobesuchen wartete ich immer sehnsüchtig auf dieses Stück. Die Disco hiess Geo und meine Schwester und ich haben sie als Teenager oft besucht um zu tanzen, zu schwitzen und um mitzusingen.
Kim Wilde - Kids in America
Dies war meine erste CD, die ich mir kaufte. Kim Wilde, Alphaville und die Neue Deutsche Welle prägten meine Zeit als Teenagerin.
Elvis Presley - Always on my Mind
Auch dieses Stück lief bei uns zuhause oft. Es symbolisiert für mich meine schöne Kindheit und ich sehe heute noch meine Eltern, wie sie dazu in der Stube tanzten. Ich bin bis heute ein Fan von Elvis und kann gut nachvollziehen, wie es ihm mit seinem gierigen Manager ergangen ist. Er ist für mich ein trauriges Beispiel, wie man am Musikbusiness zugrunde gehen kann.
Ludwig Göransson - Gravity Swallows Light
Ich bin ein grosser Filmmusik Fan und diese Playlist wäre nicht komplett ohne ein gutes Beispiel davon. Göransson’s Score zum Film «Oppenheimer» geht unglaublich einfühlsam um mit der Musik für die Bilder vom Regisseur Christoher Nolan. Sie ist eindringlich aber nicht aufdringlich, was bei Filmmusik wichtig ist. Göransson ist auch ein Meister darin, klassische Instrumente modern einzusetzen. Seine orchestrale Musik zu diesem Film ist in meinen Augen ein Geniestreich.
Massive Attack - Angel
Diese Band hat meine Trip-Hop Vergangenheit stark geprägt. Sie sind die Meister der düsteren, elektronischen Musik, die trotzdem organisch und eingängig erklingt.
Sisters of Mercy - Marian
Auch ein Lied das Ende 80er/Anfang 90er bei mir oft lief - unteranderem auch immer wieder im Auto auf dem Weg an ein Konzert in die Rote Fabrik in Zürich. Auf meinem neuen Album «Cocoon», das am 18. August erscheint, gibt es einen Song mit demselben Namen, als kleines «Tribute» an die Sisters.
Smith & Burrows - Wonderful Life
Das Original von Black war ja auch schon Kult. Diese Adaption von Smith & Burrows gefällt mir aber auch sehr gut. Die Melancholie dieses Songs berührt mich jedesmal von Neuem und ist für mich eines der ganz grossen Lieder unserer Zeit.
Edward Elgar - Nimrod
Die Playlist wäre nicht komplett ohne ein klassisches Stück. Ich höre oft gerne Dvorák und Tschaikowski und die diversen Fassungen von Edward Elgars Nimrod. Klassische Elemente finden sich oft auch in meinen Kompositionen und ich glaube, sie haben deshalb einen gewissen «Langzeitwert», und verleiden nicht so schnell.
Annakins neues Album «Cocoon» erscheint am 18. August.
LIVE DATEN
17.08.2023 - Blueturtle Festival, Faulenseet
18.08.2023 - Badenfahrt, Baden
27.08.2023 - Badenfahrt, Baden
06.10.2023 - Bogen F (Plattentaufe), Zürich
09.02.2023 - Rössli, Stäfa