Veröffentlicht am 26. Januar 2023

50 Prozent von Daft Punk sind zurück

Vor zwei Jahren gab das berühmteste Roboter-Duo seit R2D2 und C-3PO seine Auflösung bekannt. Nun kündigt Produzent Thomas Bangalter das erste Soloalbum an. Daft Punk-Fans sollten aber trotzdem noch kurz abwarten, bevor sie sich die Disco-Schuhe schnüren.

Journalist

Ein Countdown, eine Explosion und ein theatralischer letzter Marsch in Richtung Sonnenuntergang: In einem knapp achtminütigen Kurzfilm verkündeten Daft Punk am 22. Februar 2021 ihr Ende. Thomas Bangalter und Guy-Manuel de Homem-Christo haben während 28 Jahren die Popkultur geprägt, unzählige Hits herausgebracht und fast schon nebenbei das French House-Genre erfunden.

Beide Franzosen waren bereits zu Daft Punk-Zeiten ausserhalb der Band aktiv. Bangalter, stets die kommunikativere Hälfte des enigmatischen Duos, kann dabei einen beeindruckenden Lebenslauf vorweisen: Zusammen mit Alan Braxe und Benjamin Diamond schrieb er mit «Music Sounds Better With You» einen der besten Dance-Songs aller Zeiten.

Er supportete den sonnengetränkten Indie seiner Landsmänner von Phoenix am Synthesizer.

Und war Dauergast in Bob Sinclairs Studio, bevor dieser seinen Ruf und unsere Ohren mit dem unsäglichen «Love Generation» lädierte.

Auch im neuen Millennium war der Franzose nicht weniger umtriebig. Dank seinen talentierten Produzentenkünsten an den Studioreglern wurde «Everything Now» von Arcade Fire deren bisher erfolgreichstes Album.

Und den maximal abgefuckten Gaspar Noé-Film «Irréversible» bereicherte er mit seinem Soundtrack.

Angesichts des stilprägenden Einflusses Bangalters ist es also verständlich, dass Electro- und Indie-Fans angemessen gehypt sind, wenn es um das erste Soloalbum geht, das am 7. April 2023 erscheinen wird. Diese Vorfreude müssen wir jetzt allerdings ein wenig dämpfen: «Mythologies», so der Name der Platte, ist eine 90-minütige Partitur, die Bangalter 2021 für das Ballet Preljocaj der Opéra National de Bordeaux geschrieben hatte.

In der Pressemitteilung des Albums werden die mutmasslichen Erwartungshaltungen adressiert: «Mythologies bedient sich nicht bei der elektronischen Musik, sondern orientiert sich an den traditionellen Symphonien der Ballettmusik.»

Wie das klingt, verrät dieser kleine Teaser:

Nicht weniger episch also, aber denkbar ungeeignet für Clubs und WG-Partys. Wer mag, hört im April trotzdem mal rein und erweitert seinen musikalischen Horizont. Allzu enttäuschte Daft Punk-Fans drehen ihren Dance-Radar in Richtung von Guy-Manuel de Homem-Christo und drücken die Daumen, dass dieser dem Genre treu bleibt oder geniessen die Banger aus der 28-jährigen Historie von Daft Punk. Genau wie die Roboter, die sie kreiert haben, sind diese nämlich unsterblich

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