Pubblicato il 02. ottobre 2024

Wie umgehen mit den ersten KI-Hits?

«10 Drunk Cigarettes» von Girly Girl Productions und «Verknallt in einen Tahalon» von Butterbro erobern das Internet und sammeln eifrig Streams – an denen jemand Geld verdient. Das Problem dabei: Beide Songs sind mit KI-Programmen entstanden, die vermutlich tausende Copyright-geschützte Songs gefressen haben.

Journalist
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Kürzlich schaffte es in Deutschland der erste KI-generierte Song in die offiziellen Charts: «Verknallt in einen Tahalon», von einem Künstler namens Butterbro, ist eine Schlager-Satire, die ein Meme als Thema nimmt. «Talahon» ist ein Wort, das in den letzten Jahren vor allem auf Social Media zum Einsatz am.

Vermutlich geht es auf den arabischen Ausdruck «Ta’al La’hon» zurückgeht, was «Komm her!» bedeutet. Als Jugendwort fand es seinen Ursprung in einem TikTok-Trend. Im Jahr 2022 gewann der Begriff an popkultureller Relevanz, als der Rapsong «Ta3al Lahon» auf TikTok viral ging.

Das Wort wurde zuerst als ironische Selbstbezeichnung von jungen Männern mit Migrationshintergrund benutzt, die sich in den «Talahon»-TikToks überdreht prollig inszenierten, oft mit Bauchtasche und demonstrativ zur Schau gestellten Markenklamotten. Mittlerweile wird der Begriff jedoch oft als rassistische Stigmatisierung benutzt.

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Butterbro schwört auf Udio

Hinter dem Namen Butterbro verbirgt sich der Produzent Josua Waghubinger. Er hatte «Verknallt in einen Talahon» zuerst als kleine Spielerei gedacht. Der Song entstand mit dem KI-gestützten Programm Udio, das gratis nutzbar ist. Allerdings gönnte sich Waghubinger die kostenpflichtige Premium-Version, die mehr Funktionen hat.

Dem deutschen Radiosender WDR sagte er in einem Interview: «Insgesamt habe ich bestimmt über 100 Versionen generiert, bis der Song so war, wie ich ihn wollte.» Den Text habe er jedoch selbst geschrieben.

Waghubinger findet: «Ich bin kein Freund der Prosa, die durch eine KI entsteht. Dafür ist sie einfach noch nicht gut genug, was den Spannungsaufbau angeht oder die Sauberkeit der Reime. Da lässt die Technik durchaus noch zu wünschen übrig.»

«10 Drunk Cigarettes» und Girly Girl Productions

Auch der Song «10 Drunk Cigarettes» von einem angeblichen Trio aus St. Louis namens Girly Girl Productions steht allein bei Spotify bei gut zwei Millionen Streams. Seit August gibt es auch das sehr aktuell betitelte Debüt-Album «Demure».

Girly Girl Productions machen keinen Hehl daraus, dass ihre Musik mit KI entstanden ist. Der Opener von «Demure», «Winning», beginnt mit den Worten: «Haters mad ’cause my music is A.I. / Wish I cared, but I’m way too high.“

Was das Trio jedoch nicht verrät: Wie und wo KI eingesetzt wird. Die Texte auf dem Album sind eigentlich viel zu ausgecheckt, pointiert, lustig und mehrdeutig, als dass sie ohne ein hohes Mass an menschlichem Hirnschmalz (und feministischem Drive) hätten entstehen können.

Grosse Labels klagen gegen Udio und Co.

Spätestens mit Girly Girl Productions steht man vor einem Problem: Die Musik ist wirklich witzig. Und ziemlich gut. Man hört sie gerne. Und sorgt damit dafür, dass jemand Geld verdient mit einer Musik, die ein Programm entwickelt hat, das zuvor Millionen Copyright-geschützter Songs «gefressen» hat.

So lautet zumindest der Vorwurf der Musiklabels, die Udio und Co. gerade verklagen. Ein Vorwurf, an dem niemand zweifelt: Wie sonst sollte zum Beispiel ein Programm einen Song kreieren, mit Vocals, die nach Jason Derulo klingen, ohne dass es seine Lieder studiert hätte?

Auch die zahlreichen Schlager-Veralberungen, die erst in kurzen Clips TikTok fluteten, und dann in voller Länge bei den Streamingdiensten hörbar waren, werden mit der deutschen Schlagergeschichte gefüttert worden sein.

Wenn Margot Huber also in «Dein Mercedes» kackt, Tina Paloma über «Schwingende Brüste» singt, Dr. Pflaumisan über «Klebende Hoden» sha-la-lat und Kaite Melly «Ihr könnt mich alle mal» trällert, werden diese Stimmen von Programmen stammen, die Maite Kelly, Freddy Quinn, Helene Fischer und hunderte andere Schlager-Sänger:innen verinnerlicht haben.

Wenn Bots KI-Musik hören

Geradezu philosophisch wird es, wenn man auf ein Problem schaut, das Spotify im vergangenen Jahr zum ersten Mal entdeckte. 2023 löschte Spotify zehntausende Songs von einem KI-Musik-Generator namens Boomy. Einige User:innen hatten hunderte KI-Songs eingespeist und sie von Bots im Loop streamen lassen.

Dabei handelt es sich oft um instrumentale Ambientmusik, die in Stimmungs- oder Entspannungs-Playlisten zum Einsatz kommt – sogenannte «funktionale Musik». Kurz vor der Löschung sagte Daniel Ek, es gäbe gerade wenig, das sich so rasend schnell entwickelt wie KI. Da mitzuhalten, fällt also auch Spotify schwer.

Man munkelt jedoch inzwischen, dass auch Spotify eigene KI-generierte, funktionale Musik anbietet, damit man sich in den zahlreichen Chillout-Playlisten ein paar Tantiemen spart. Bewiesen ist das jedoch nicht.

Holly Herndon setzt auf einen Tanz mit der KI

Dass KI-Einsatz in der Musikproduktion aber auch spannende Impulse liefern kann, bewies die amerikanische Künstlerin Holly Herndon schon 2019 mit ihrem Album «Proto». Sie setzte jedoch eher auf Kooperation mit der KI, und nicht auf schnödes Outsourcing.

Herndon nutzt das von Jules LaPlace entwickelte KI-unterstützte Programm Spawn und trainierte es auf ihre Stimme. In einem Talk mit dem Goethe Institut erklärte sie: «Ich las Unmengen an Text und sang ein paar Passagen, um Spawn auf meine Stimme zu trainieren. Meine Stimme wurde Spawns ganzes Universum.»

Der entscheidende Unterschied zu Programmen wie Udio: Herndon sorgte bei der Produktion von «Proto» dafür, dass keine Zweifel an der Herkunft von Spawns Daten aufkommen konnten.

Das neuronale Netz des Programms lief nur auf ihrem Desktop-Computer und wurde ausschliesslich mit Daten gefüttert, die aus ihrem eigenen Gesang, der Musik ihres Ensembles und gelegentlich den Stimmen grösserer Chorgruppen stammten, die ausschliesslich zu dem Zweck engagiert wurden, das System zu trainieren.

Herndon warnt: «Wenn wir einfach nur unser gesamtes Archiv plündern und anschliessend Unternehmen Subkulturen erschaffen, die wir konsumieren können, ohne dass wir den Leuten, welche die Ideen haben, ihre Beiträge zuschreiben, dann steuern wir auf eine wirklich dystopische Zukunft der Musik zu.»

Das gerne zitierte Silicon-Valley-Motto «Move fast and break things» wird also auch hier wieder zu einem Problem – zumindest für kreative Menschen, die mit ihrer Arbeit Geld verdienen wollen.

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