Pubblicato il 31. ottobre 2022

Wenn westlicher Pop und K-Pop ein Tänzchen wagen

BTS-Mitglied Jin hat seine neue Solosingle «The Astronaut» mit Coldplay geschrieben und sie live auf einem Konzert von ihnen in Buenos Aires vorgestellt. Immer wieder scharwenzeln westliche Popstars mit K-Pop Idols herum, um deren erstaunliche Reichweite zu nutzen. Oft, aber nicht immer, ist das Ergebnis: ein toller Popsong. Wir stellen einige vor und erklären die Hintergründe.

Journalist

Man muss es schon sagen: Das Live-Video, das vor zwei Tagen auf dem YouTube-Channel von BTS (71,5 Millionen Abonnent:innen by the way) veröffentlicht wurde, ist nicht weniger als spektakulär. Dabei sind darauf mehr Musiker zu sehen, die NICHT bei BTS sind: Aufgenommen wurde es nämlich bei einem Konzert von Coldplay in Buenos Aires, das BTS-Mitglied Jin nutzte, um seine Solo-Single «The Astronaut» vorzustellen. Das kam nicht von ungefähr: Geschrieben wurde der Song nämlich hauptsächlich von Coldplay. «The Astronaut» klingt dann auch sehr nach den Briten, aber das macht in diesem Fall gar nix, denn das melancholische Pathos von Coldplay passt gut zu einem Song, der ein kleines «Goodbye» an die BTS-Fans ist. Jin ist nämlich das älteste und damit vermutlich das erste Mitglied von BTS, das seinen Militärdienst antreten muss. Er wird also bald für zwei Jahre von der musikalischen Bildfläche verschwinden. Die Zusammenarbeit der beiden nahm ihren Anfang, als Chris Martin vor zwei Jahren nach Seoul reiste, um mit BTS die gemeinsame Single «My Universe» aufzunehmen. Bei einer kleinen Webdoku zur Entstehung des Songs wurde recht deutlich: BTS sind mindestens so Fan von Coldplay wie umgekehrt. Jin sagte ausserdem in einem MTV-Interview: «Es ist normalerweise schwer, sich überhaupt vorzustellen, dass man etwas mit seinem Idol zusammen macht, oder? Deshalb fühlte es sich anfangs so unwirklich an, und ich dachte mir: ‘Oh, ich bin jetzt ziemlich gross.’ (lacht) Ich habe das Gefühl, dass wir uns bei diesem Projekt näher gekommen sind, da ich mehr involviert war, als bei unserer vorherigen Zusammenarbeit als BTS. Aber im Ernst, ich kann immer noch nicht glauben, dass das wirklich passiert!». Ist es aber, und auch wenn der Song wenig originell ist – in dieser Kulisse ist er grosser Pop:

Boys Noize und G-Dragon wagten schon 2013 eine Zusammenarbeit

Die Verbindungen zwischen dem, was wir westlichen Pop und K-Pop nennen, sind organischer als viele denken: Seit jeher arbeiten die grossen Produktionsfirmen Koreas mit internationalen Songwriter:innen zusammen, oft aus Amerika, aber auch aus Schweden. Und auch Künstler:innen-Features gibt es seit geraumer Zeit. Ein fast zehn Jahr altes und sehr überzeugendes Beispiel ist der gemeinsame Song zwischen K-Pop-Superstar G-Dragon und Electro-Instanz Boys Noize. G-Dragon versuchte 2013 schon mal den Sprung in den amerikanischen Markt mit seinem Album «Coup D’Etat». G-Dragon, der in der in Korea schon fast Kultstatus geniessenden Band Big Bang den wilden Rapper gab, war ein guter Kandidat für den Versuch. Sein damals auf Emo getrimmter Style und auch seine Musik passten sehr gut in die Zeit. Spannend ist aber, wen seine Produktionsfirma als Gäste an Bord holte: eben Boys Noize, aber auch Diplo, Baauer und Sky Ferreira waren an dem Album beteiligt. Die bekannteste Stimme auf dem Album «Coup D’Etat» ist Missy Elliot, die auf «Niliria» G-Dragon den Ritterschlag des westlichen HipHops gibt. Die Rechnung ging auf: Das Album schaffte es weit hoch in die Billboard Charts. Fun Fact: Auf dem Album findet sich mit «Black» auch einer der ersten Tracks mit Jennie Kim, die später mit Blackpink zum Weltstar wurde.

Blackpink kriegt sie alle

Neben BTS sind vor allem Blackpink inzwischen weit über die Grenzen der K-Pop-Fanmassen bekannt. Ihre Feature-Liste liest sich ebenso beeindruckend: Sie musizierten zum Beispiel mit Lady Gaga, Cardi B und sogar mit Selena Gomez. Der gemeinsame Song «Ice Cream» ist ein herrlich greller, überzeichneter, bunter Pop-Song, der zu einer der erfolgreichsten Tracks von beiden Acts wurde.

Snoop Dog ist der Wunschpartner vieler K-Pop-Acts

Nach dem Siegeszug des «Gangnam Style»-Videos 2012 suchte sich Psy für diese Single einen schon damals altgedienten Helden als Duett-Partner: Snoop Dogg. Das Ergebnis ist nicht nur ein erstklassiger Rap-Track, sondern auch eines der unterhaltsamsten und lustigsten Videos der vergangenen Jahre, in dem Psy und Snoop einen Angriff auf das cleane Image des K-Pops starten. Spätestens der Part, wo sie zwei eher ältere koreanische Damen aufreissen und in einer Karaoke-Bar wild mit ihnen Rummachen (während übrigens G-Dragon einen Schmusesänger gibt), dürfte in Korea für rote Ohren gesorgt haben. Snoop Dog ist wie viele Rapper der 90er-US-Garde ein wichtiger Einfluss für die Entstehung von K-Pop. Das zeigte sich erst wieder in diesem Jahr, als BTS auch einen Track mit ihm machten.

Auch der Latin Pop macht sich gut an der Seite von K-Pop

Man muss aber nicht nur im englischsprachigen Pop schauen. Als letztes Beispiel einer gelungenen Soundvermählung sei die Single von BTS-Rapper J-Hope und Becky G genannt. Für die Single «Chicken Noodle Soup» (die auf einem Teil des gleichnamigen Songs von DJ Webstar feat. Young B von 2006 basiert) holte J-Hope Becky G an Bord. Die Amerikanerin mit mexikanischen Wurzeln ist eine der erfolgreichsten Rapperinnen und Sängerinnen im Latin Pop Game. Generell gibt es viele Koreaner:innen, die Pop aus Lateinamerika feiern, sowie K-Pop-Acts, die mit speziellen Songs (wie zum Beispiel schon 2014 Super Junior mit «Lo Siento») eindeutig auf diesen Markt zielen. Auch der internationale Siegeszug von Latin Pop und Reggaeton wurde oft mit dem des K-Pops verglichen, weil das in beiden Fällen eine Weile an der Wahrnehmung des etablierten Musikjournalismus vorbei passierte. Becky G hatte auch viel Gutes über die Zusammenarbeit zu sagen. »Ich bin J-Hope sehr dankbar. Er ist derjenige, der mich gefunden und angesprochen hat, um mir seine Idee vorzustellen. Als ich ihn traf, war er eine grosse Inspiration für mich: Er ist ein Künstler, der sich den Arsch aufreisst für seine Musik. These BTS boys do not miss a beat. Sie haben jedes kleinste Detail im Blick. Egal ob als Fan, oder jemand, der in derselben Welt unterwegs ist, kann man gar nicht anders, als das wertzuschätzen.»

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