«Traurige Musik tut gut»: Kings Elliot im Dezember live erleben
Am 6. Dezember wird die in der Schweiz geborene Sängerin und Songwriterin Kings Elliot im Kaufleuten in Zürich auftreten, am Folgetag dann im Bierhübeli in Bern. Ihre Shows beantworten eine Frage, die wir ihr schon einmal im Interview stellen konnten: Kann man mit trauriger Musik Spass auf der Bühne haben?
Wer eine Show von Kings Elliot besucht, merkt schnell, dass diese eindringlichen, oft traurigen, behutsam vorgetragenen Lieder eine erstaunliche Kraft entwickeln können. Das liegt zum einen daran, dass die Stimme der in London lebenden jungen Schweizerin eine ganz eigene Power hat, die zwar oft auf «leise» schaltet, aber immer wieder deutlich macht, dass sie auch «laut» und «kräftig» kann. Damit kann Kings Elliot dann sogar einen ganzen Chor im Zaum halten, wie ihre Single «Call Me A Dreamer» eindrucksvoll beweist. Aber es sind wohl vor allem ihre sehr persönlichen Texte über den Struggle mit der mentalen Gesundheit, die viele Fans berühren und zugleich stützen.
Sich in die Songs stürzen
Schon in ihrem Video zur frühen Single «I’m Getting Tired Of Me», die inmitten der herausfordernden Zeit der Pandemie erschien, zeigte sich Kings Elliot auf eine Weise verletzlich, die man eigentlich nur stark nennen kann. Sie bekam am Tag des Videodrehs eine jener Panikattacken, die sie seit Kindheitstagen heimsuchen. Statt das ursprüngliche Konzept durchzuziehen, beschloss sie im Video zu zeigen, was diese Attacken mit ihr machen. Als wir sie Anfang des Jahres zum Release ihrer EP «Bored Of The Circus» interviewten, erzählte sie uns, wie sie das mit den Panikattacken im Tour-Modus bewältigt: «Es ist hart. Ich habe sie vor Auftritten, aber auch manchmal auf der Bühne. Meistens aber geht es gut, wenn ich mich in meine Songs stürze und die Augen schliesse, um alles auszublenden. Es ist wahnsinnig anstrengend, aber ich liebe es gleichzeitig so sehr. Es ist ein ständiger innerer Kampf: Warum reagiert mein Körper so auf etwas, das ich so gerne mache?»
Kann traurige Musik Spass machen?
Das führte uns zur brennenden Frage, die auch ihre Shows im Dezember bejahen werden: Kann man mit trauriger Musik Spass auf der Bühne haben? Kings Elliot, die übrigens mit bürgerlichem Namen Anja Gmür heisst, antwortete: «Spass ist vielleicht das falsche Wort: es tut gut. Es ist wahnsinnig befreiend, diese traurigen Lieder zu singen. Man darf durchaus zwischendrin mit dem Publikum lachen.» Es sei für sie schön, «dem Raum zu geben, was sonst hinter meiner Fassade verkümmern würde. Ich konnte lange mit niemandem über meine inneren Kämpfe sprechen, habe mich dafür geschämt, wie ich bin oder fühle. Durch die Musik gelingt es mir, alles rauszulassen und online eine Community zu finden, die ähnlich empfindet, sich mit mir und meinen Erfahrungen identifizieren kann und sich so weniger allein fühlt. Denn so ging es mir lange.»
(Artikelfoto: JC Verona / Universal Music)
Am 6. Dezember wird Kings Elliot im Kaufleuten in Zürich auftreten, am Folgetag dann im Bierhübeli in Bern. Infos und Tickets gibt’s hier.