Heulen mit Ed Sheeran
Von Liebe und Verlust bis hin zum Umgang mit dem Ruhm – in Ed Sheerans neuer Doku fallen die Tränen. Macht das «The Sum of It All» sehenswert?
«Ich bin speckig, rothaarig, sehr klein, ein Engländer vom Lande, der stottert und beatboxt (...) dieser Typ wird nie zum Popstar» mit diesen Worten leitet eine kurze Video-Sequenz vom kleinen Ed Sheeran «The Sum of It All»; ein, die vierteilige Doku-Serie über Sheerans Leben. Wie konnte dieser stotternde Nerd zu einem der grössten Popstars der Welt durchstarten? Das klingt nach einer spannenden Story für eine Doku, aber es ist nicht das, was uns «The Sum of It All» erzählt. Zu Sheerans eigener Überraschung werden weitaus mehr Tränen vergossen als beabsichtigt.
Liebe, Verlust, Fokus und Veröffentlichung teilen die zweistündige Doku-Serie des schottischen Popstars in vier Episoden – jede einzelne mit einem neuen emotionalen Höhepunkt. Diese scheinen für Sheeran ebenso unerwartet zu sein wie für uns vor dem Fernseher, da es ursprünglich nur eine einfache Doku über sein neu erschienenes Album werden sollte.
In den ersten beiden Episoden «Liebe» und «Verlust» bekommen wir – die Titel verraten es – Einblick in Ed Sheerans Beziehung zu seiner Liebe Cherry Seaborn. Die beiden hatten sich bereits in ihrer Schulzeit kennengelernt und nach einem zufälligen Aufeinandertreffen sprühten die Funken. Heute sind sie glücklich verheiratet und Eltern von zwei Töchtern.
Klingt nach einer klassischen Liebesgeschichte mit Happy End, aber dem ist nicht so. Als bei Seaborn ein Tumor entdeckt wurde, nahm das Leben des Paares eine 180-Grad-Wendung.
Ein weiterer Schicksalsschlag folgt schon in der zweiten Episode, als Jamal Edwards an einem Herzinfarkt stirbt. Es wird gezeigt wie Sheeran mit dem Tod seines Produzenten und besten Freundes umging. Dabei schien es Sheeran schwer zu fallen, mit den Emotionen umzugehen, worauf er sie im dritten Part einfach in ein Album packt, anstatt darüber zu reden.
Zuletzt nimmt sich der Popstar dann aber doch noch Zeit für sich selbst und reflektiert über die mentale Belastung, die er durch den Ruhm und und den Druck des Erfolgs empfindet.
«Ich bin nicht nur diese Musikmaschine. Ich bin nicht nur dieser Roboter, der auf Platz eins kommen muss.», diese Botschaft sollte die neue Doku übermitteln. Mit vielen Tränen und persönlichen Einblicken in sein Privatleben schafft Sheeran das weitgehend. An einigen Stellen entsteht nichtsdestotrotz der Eindruck, dass er immer noch ein «Roboter» ist, der vor allem nach Erfolg strebt. Dies mag bei einem der grössten Popstars der Welt absehbar sein, dennoch fühlt man sich ihm in einem Moment sehr nahe und im nächsten Augenblick wieder merkwürdig distanziert.
Selbst wenn man kein grosser Fan von Ed Sheerans Musik ist, gewährt «The Sum of It All» dennoch einen spannenden Einblick in die Gefühlswelt des Popstars.