Fünf erstaunliche Tribute Alben für Leonard Cohen, Yoko Ono …

… Daniel Johnston, Tom Waits und Bob Dylan. Kürzlich kam das ziemlich amtlich besetzte Album «Here It Is: A Tribute To Leonard Cohen» in die Läden und auf die Streaming-Plattformen. Eine gute Gelegenheit um auf fünf besonders gelungene Tribute Compilations zu schauen, die dem Werk der großer Künstler:innen noch etwas Neues hinzufügen können.

Journalist

«Here It Is: A Tribute To Leonard Cohen»

Es gibt leichtere Aufgaben, als sich der Musik von Leonard Cohen anzunehmen. Es ist ja nicht nur seine poetische Sichtweise auf die Welt, sondern vor allem diese tiefe Stimme, die seine Songs so magisch wirken ließ. Zum Glück versuchen es die Künstler:innen auf dieser Compilation gar nicht erst, ihre Stimme in den Keller zu tragen, um Cohens Timbre nahe zu kommen. Außer vielleicht Iggy Pop, der Cohens späten Song «I Want It Darker» recht originalgetreu überträgt – aber natürlich auch eine passende, ähnlich vom Leben verdunkelte Klangfarbe hat. Die Highlights stammen aber oft von den Sängerinnen: die große Mavis Staples, die «If It Be Your Will» als dunkles Blues-Stück vorträgt, oder Sarah McLachlan, die das schon zu oft gecoverte «Hallelujah» zu einem folkigen, meditativen Walzer macht.

«Come On Up To The House: Women Sing Waits»

Eine Erkenntnis, die eine perfekte Überleitung zu dieser Songkollektion aus dem Jahr 2019 bietet. Auf «Come On Up The House» singen einige der besten Songwriterinnen und Sängerinnen Klassiker von Tom Waits – der wohl männlichsten Stimme, die man in der jüngeren Musikgeschichte finden kann. Aus diesem Spannungsfeld entwickeln sich wundervolle Neuinterpretationen, die tatsächlich einen frischen Blick auf Waits Songwriting und Poesie werfen. Sei es bei Rosanne Cash, die kaum mehr als Stimme und Gitarre für ihr «Time» braucht, sei es bei Songwriterinnen-Superstar Phoebe Bridgers, die «Georgia Lee» eine wehmütige, zärtliche Note gibt, oder aber JOSEPH, die den Titelsong mit neuer Stimmwucht füllt.

«Chimes Of Freedom: The Songs of Bob Dylan Honoring 50 Years of Amnesty International»

Die Masse macht es nicht unbedingt, aber in diesem Fall irgendwie schon: 2012 kamen unter dem Namen «Chimes of Freedom» satte 76 Dylan-Coverversionen raus, die als 4-CD-Package verkauft wurden und deren Erlöse an Amnesty International gingen. Schöne Sache, allein wegen diesem Set-up. Aber auch die zahlreichen Coverversionen überzeugten – obwohl die Dylan-Ultras auch einiges zum Mäkeln fanden. Darin liegt jedoch der Reiz: Denn während The Avett Brothers und Johnny Cash, die gemeinsam «One Too Many Mornings» spielen, irgendwie eine sichere Bank für Dylan-Fans sind, sorgte «You’re Gonna Make Me Lonesome When You Go» von Miley Cyrus oder «The Times They Are A-Changin’» von den Irish-Folk-Punks Flogging Molly für Schnappatmung. Man muss nicht alle 76 Interpretationen gut finden, aber sie zeigen das, was viele Dylanologen gerne vergessen: Dylan-Songs können auch einfach mal Spaß machen.

«The Late Great Daniel Johnston: Discovered Covered»

Interessanter als die Verneigung vor den ganz großen bekannten Namen sind manchmal die Tribute Sampler, die uns ein verkanntes Talent nahebringen. Da funktioniert die Sache oft umgekehrt. Tom Waits covert Daniel Johnston? Wer ist der Typ? Wobei Daniel Johnston zumindest Nirvana-Fans ein Begriff sein dürfte, denn Kurt Cobain trug auf alten Bandfotos gerne Artworks des Künstlers und Songwriters, der Zeit seines Lebens unter einer bipolaren Störung litt. Seine Musik und seine Kunst waren direkt, ungefiltert, poetisch – und oft von einem sehr eigenen, kindlichen Witz durchzogen. Dieser Sampler, der noch zu Lebzeiten des 2019 verstorbenen Johnston im Jahr 2004 erschien, versammelte Acts und Künstler wie Clem Snide, Tom Waits, Death Cab For Cutie, Eels und Beck, die sehr tolle Interpretationen liefern. Die zweite CD ist dann ein Best-of mit Jonstons Originalen. «Discovered Covered eben.»

«Ocean Child: Songs of Yoko Ono»

Ein weiterer recht aktueller Tribute Sampler aus diesem Jahr verneigt sich vor Yoko Ono und ihrer Musik. Es dürfte ja inzwischen klar sein, dass diese Songwriterin und Künstlerin auf Augenhöhe John Lennon operierte und oft in ihrer Arbeit mehr Wagemut zeigte als ihr Gatte. Der von Benjamin Gibbard (Death Cab For Cutie) kuratierte Sampler sammelt ebenfalls Geld für einen guten Zewck: ein Teil der Album-Erlöse wird an WhyHunger gespendet, eine gemeinnützige Organisation, die Ono seit Jahrzehnten in ihrem Bemühen unterstützt, unser Lebensmittelsystem zu verändern, indem man soziale Gerechtigkeit herstellt und die Ursachen von Hunger und Armut an der Wurzel packt. Auch «Ocean Child: Songs of Yoko Ono» versammelt zahlreiche spannende Künstler:innen: die grandiose Sudan Archives übersetzt «Dogtown» in ihre Klangwelt zwischen R’n’B und futuristischem Pop, Japanese Breakfast verleiht «Nobody Sees Me Like You Do» eine ganz eigene Zärtlichkeit, Deerhoof begegnen «No, No, No» mit dem Wahn, den dieser Song braucht und David Byrne holt sich Yo La Tengo ins Studio für eine schwärmerische Dreampop-Ode namens «Who Has Seen The Wind?»

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