Pubblicato il 11. ottobre 2024

Fritz Kalkbrenner hat gemischte Gefühle für «Sky and Sand»

In unserer Artikelreihe «Hitzone» schauen wir heute auf den Song «Sky and Sand» von Fritz Kalkbrenner, der als Soundtrack zum Film «Berlin Calling» durch die Decke ging. Kalkbrenner spielt ihn sicher auch beim Big Air Chur am 19. Oktober – wenn auch mit gemischten Gefühlen.

Journalist
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Wie gut das einfach immer noch ist! Dieser simple, brillante Beat von Fritz Kalkbrenner zu Beginn – und dann die ersten Zeilen von «Sky and Sand», gesungen von seinem Bruder Paul: «In the nighttime / When the world is at its rest / You will find me / In the place I know the best / Dancin′, shoutin‘ / Flyin′ to the moon / Don’t have to worry / ‚Cause I′ll be come back soon.»

Das doppelte «Berlin Calling»

2008 veröffentlicht war dieser Song gleich im doppelten Wortsinn der Soundtrack zum «Berlin Calling». Einerseits passte er perfekt, wenn man ihn nachts in der U-Bahn zum Berliner Techno-Club des Vertrauens hörte. Andererseits war er eben tatsächlich die Leadsingle des Soundtracks von «Berlin Calling».

Das Drama von Hannes Stöhr, der hier für Regie und Drehbuch zuständig war, wurde schon im ersten Jahr zum Kultfilm. In der Hauptrolle: Fritz Kalkbrenner höchstselbst, als Berliner DJ Ickarus.

Schon der Künstlername ist ein wenig subtiler Hinweis auf den Story-Verlauf: Ickarus setzt sich aus dem Berlinerischen «ich» (das man dort «icke» spricht, wenn man nicht zugezogen ist) und der Figur des Ikarus aus der griechischen Mythologie zusammen.

Der flog bekanntlich mit seinen wächsernen Flügeln zu nah an die Sonne – und stürzte schließlich ab, obwohl man ihn genau davor gewarnt hatte. DJ Ickarus ist anfangs der heiße Scheiß der Technowelt, wird aber größenwahnsinnig, wirft sich in den Drogenkonsum und stürzt schließlich ab. Statt DJ-Sets vor großem Publikum und einem Dreier im Backstage geht es für ihn am Ende mit Drogenpsychosen in die Klinik.

Hauptrolle und Soundtrack-Lieferant

Fritz Kalkbrenner brachte sicher auch Elemente seiner eigenen Karriere in die Rolle ein, trotzdem sollte man Ickarus und ihn nicht gleichsetzen. Außer vielleicht mit Blick auf die Musik: Denn die stammt im Film tatsächlich komplett von Fritz Kalkbrenner.

Bis auf «Sky and Sand» sind allerdings alle anderen Stücke rein instrumental, was bei Fritz Kalkbrenner meistens der Fall war. Wer den ganzen Soundtrack kennt, stellt schnell fest, dass zum Beispiel «Revolte» in seiner harten Kälte und das melancholische «Azure» vielleicht sogar die besseren Tracks sind.

129 Wochen in den deutschen Charts

«Sky and Sand» hielt sich ganze 129 Wochen in den deutschen Charts – in der Schweiz allerdings nur drei. Für Fritz Kalkbrenner war die Single tatsächlich der Durchbruch, was zur Folge hatte, dass er plötzlich nicht mehr nur in etablierten Clubs auflegte, sondern mit seiner eigenen Tour große Hallen füllte – anfangs mit Visuals, die aus «Berlin Calling»-Szenen montiert waren.

Dieser Techno-Hit war in der Schweiz besonders erfolgreich | ZUM ARTIKEL

Fritz Kalkbrenner hatte von Anfang an ein ambivalentes Verhältnis zu «Sky and Sand». Keine Sorge: Es findet sich noch immer prominent platziert in seiner Setlist und er wird es todsicher auch am 19. Oktober beim Big Air Chur spielen.

Aber Kalkbrenner sagte zum Beispiel im Interview mit dem deutschen Magazin «Groove» zum Album nach «Berlin Calling» («Icke wieder» aus dem Jahr 2011): «Ich will nicht die Fans ansprechen, die meinten: ‘Sky & Sand war cool, der Rest des Albums eher nicht so.’ Sondern eher die, die gesagt haben: ‘Sky & Sand hat mich genervt, der Rest vom Album ist aber der Hammer.’»

Trotzdem bleibt es dabei: «Sky and Sand» ist einfach ein wunderbarer Bastard aus Berlin Techno, Soul Vibes und Pop Appeal. Tanzbare Melancholie, die vor allem dann am besten knallt, wenn Fritz Kalkbrenner sie direkt vor oder nach dem eher knurrigen «Jestrüpp» serviert, wie er es in seinen Sets zuletzt ganz gerne tat.

Fritz Kalkbrenner spielt am Samstag des Big Air Chur, das am 18. und 19. Oktober stattfindet. Das volle Line-up und alle Infos gibt’s hier.

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