Publié le 30. septembre 2024

Ohne SOPHIE hätte es den «Brat Summer» nie gegeben

Die 2021 verstorbene Produzentin und Musikerin SOPHIE prägte die elektronische Musik der letzten Jahre und gilt neben Charli XCX und A.G. Cook als Pionierin des Hyperpop. Nun ist postum ein neues Album von ihr erschienen.

Journalist

Es mag wie eine reisserische SEO-Headline klingen, aber es stimmt nun mal: Hätten sich Charli XCX und SOPHIE nicht vor Jahren kennengelernt, hätte es das Pop-Album des Jahres (das bekanntlich den Namen «Brat» trägt) nicht gegeben.

Die beiden lernten sich kennen, weil Charli Musik von SOPHIE bei Soundcloud fand und sofort begeistert war. Man traf sich dann 2015 im Rahmen eines Songwriting-Camps und startete eine ebenso fruchtbare wie freundschaftliche Zusammenarbeit, bei der u. a. die «Vroom Vroom»-EP entstand und Tracks wie «Trophy», «Out of My Head», «After the Afterparty» and «No Angel».

Charli XCX fühlte sich nicht interessant genug für SOPHIE

Wenn Charli XCX in aktuellen Interviews über SOPHIE sprach, kamen ihr nicht selten die Tränen. Vor allem, weil sie das Gefühl hatte, ihre Beziehung zu ihr sei nicht so nah gewesen, wie sie hätte sein können.

Charli XCX hat endlich «Brat Summer», den sie verdient | ZUM ARTIKEL

Charli sagte zum Beispiel: «Zwischen uns herrschte eine gewissen Distanz, weil meine Ehrfurcht vor ihr so gross war und ich sie immer beeindrucken wollte. Aber sie glaubte auf eine Weise an mich, wie ich es selbst nicht mal schaffte.»

Ausserdem gab Charli zu, dass sie gerne privat mehr Zeit mit SOPHIE verbracht hätte, sich aber nie interessant genug dafür fühlte. «Das Studio war der sichere Raum, in dem wir uns über die Musik verbinden und anfreunden konnten», so Charli. Im «Brat»-Song «So I» singt sie genau darüber.

Aber wer war SOPHIE überhaupt?

Der Hype um «Brat» richtete den Fokus wieder auf eine schottische Musikerin und Produzentin, die in der elektronischen Musikszene schon lange als Pionierin galt und einige sehr erfolgreiche Songs produziert hat.

Zum ersten Mal sorgte SOPHIE 2013 mit dem Song «BIPP» für Aufsehen und rauschte aus dem Stand in die Jahresbestenlisten der Tastemaker-Magazine wie «Resident Advisor» und «Pitchfork».

«BIPP» zeigte SOPHIEs Vision von Pop-Musik schon recht deutlich: futuristische, zerhackte Sounds und Beats, hoch gepitchte Vocals treffen auf Hooks, die dermassen catchy sind, dass sie sich auch in diesen künstlich erzeugten Tonlagen direkt ins Hirn sägen – wo sie dann lange verweilen.

Das Debütalbum als Meilenstein des Hyperpop

Diese Zutaten sollten wenig später dank Charli XCX, A.G. Cook und 100 gecs den Hyperpop-Hype begründen. Damals wusste man noch nicht, wer genau hinter SOPHIE steckt. Erst 2017, ein Jahr vor dem Release ihres einzigen, zu Lebzeiten veröffentlichten Albums «Oil Every Pearl’s Un-Insides», zeigte sich SOPHIE in Interviews, bei DJ Sets und bei Konzerten als stolze transgender Frau.

SOPHIEs Debüt gilt vielen als Meilenstein der elektronischen Musik – und als wichtiger Impulsgeber. Vor allem die Singles «It’s Okay To Cry», die auch Charli in ihrem Song zitiert, das noisige «Ponyboy» und das wilde Haken schlagende «Faceshopping» klingen auch heute noch ihrer Zeit voraus.

Produzentin für Charli XCX, Vince Staples, Madonna

SOPHIE war in diesen Jahren der Hot Shit im Studio – wer etwas auf sich hielt und seinem Sound ein heftiges Makeover verpassen wollte, kam zu ihr. Ihre Producer- und Songwriting-Credits finden sich in Songs von Charli XCX, Vince Staples, der K-Pop-Band Itzy, Quay Dash, Cashmere Cat u. v. a.

SOPHIE selbst freute sich besonders über ihre Arbeit mit Madonna, deren Banger «Bitch I’m Madonna» sie produzierte. Dem britischen «Guardian» verriet SOPHIE in einem Gastbeitrag: «Meine frühesten Erinnerungen an Madonna stammen aus der Zeit, als meine Halbschwester Davina in den Sommerferien ständig die Musik von ihr hörte.»

Weiter sagt sie: «Davina war und ist immer noch ein sehr lustiges Partygirl, deshalb sind meine frühen Eindrücke von Madonna mit der jugendlichen Punk-Energie meiner Halbschwester verschmolzen.» All das steckt nun in diesem Song und Video:

SOPHIEs Tod in Athen und ihr postumes Album

SOPHIE starb am 30. Januar 2021 bei einem tragischen Unfall in Athen. Beim Versuch, ein Foto des Vollmonds zu schiessen, für das sie auf das Dach eines dreistöckigen Gebäudes geklettert war, verlor sie den Halt und stürzte zu Tode. Künstler:innen wie Rihanna, Sam Smith, Vince Staples, Charli XCX, A. G. Cook und Christine and the Queens bekundeten daraufhin ihre Trauer.

In den Wochen nach ihrem Tod fanden die Hinterbliebenen zahlreiche Songs in ihrem Nachlass. Ihre Familie sagte in einem Statement, SOPHIE habe eine Sammlung von Hunderten von unveröffentlichten Songs hinterlassen hat sowie ein fertig konzipiertes, aber nicht vollendetes Nachfolgealbum zu ihrem Debüt.

Dieses selbst betitelte Album wurde nun behutsam von ihrer Familie vollendet und ist soeben erschienen. Vor allem SOPHIEs Schwester Emily und ihr Bruder Benny Long widmeten sich dieser intensiven Aufgabe. Benny sagte in einem Interview mit «NPR»: «Ich glaube, es war allen klar, dass dieses Album erscheinen muss.»

Seine Schwester Emily erklärt: «SOPHIE würde es als ihr 'Pop-Album' bezeichnen. Und es mag für manche Leute poppig klingen oder auch nicht, aber das ist ihr Verständnis von Pop.» Ein Verständnis, das immer noch mitreissend, düster, herausfordernd, ultra-catchy, zeitgemäss und seiner Zeit voraus klingt.

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