Tom Gregory und Picture This für zwei Gigs in der Schweiz

Seine erste Gitarre liess Tom Gregory in seiner alten Schule aus dem Musikraum mitgehen. Weil er kein Geld hatte, sich selbst eine zu kaufen. Das war in seinem Geburtstort Blackpool gar nicht mal so selten. Das einst glanzvolle Seebad an der britischen Nordwestküste ist inzwischen eine der ärmsten Städte Englands, die durchschnittliche Lebenserwartung dort liegt zehn Jahre unter der in Zentral-London. Gregorys Familie war eigentlich erst recht wohlhabend, verlor dann aber innerhalb kurzer Zeit alles. Da war Tom 13 oder 14 Jahre alt. In Interviews spricht Tom Gregory oft über diesen Einschnitt, ohne zu sehr ins Detail zu gehen, wie seine Familie ihren Wohlstand verloren hat. Aber Gregory glaubt, diese Erfahrung habe ihm den Drive gegeben, den er brauchte, um seine Karriere zu starten.

Songs für Festivals und Dance-Playlisten

Der 1995 geborene Gregory wurde schon früh angefixt von Indie-Bands wie Phoenix und Keane, versuchte sich am Gesang und an eigenen Songs. Mit gerade mal 18 nahm er an der zweiten Staffel von «The Voice» in England teil, verpasste aber den Final-Einzug. Seine Bühnenpräsenz brachte ihm jedoch eine Rolle in einer britischen BBC-Serie namens «The A Word» ein. Das Geld, das Tom dort verdiente, steckte er in die Aufnahmen seiner Songs und in die Finanzierung seiner ersten Touren. Erstaunlicherweise wurde er dann von einem deutschen Label gesignt, das eher für Techno- und Dance-Produktionen von Scooter bis VIZE bekannt ist: Kontor Records. Das erklärt vielleicht, warum Toms heutiges Oeuvre so breit gefächert ist. Er selbst sagte mal, er wolle zweigleisig fahren: «Ich will, dass meine Songs auf jeder Festivalbühne mit Band funktionieren und sich gut in Pop-Playlisten machen.» Kurzer Check mit Blick auf seine erfolgreichsten Songs: «Fingertips» ist der perfekte Arm-in-Arm-Mitsing-Track für jeden Open-air-Gig und «Never Let Me Down» mit dem EDM-Deephouse-Dance-Produzenten-Duo VIZE passt in jedes Formatradio, in jede Hits-Playlists, auf jedes EDM-Festival. Vor allem bei «Never Let Me Down» merkt man, wie clever es war bei Kontor zu signen – VIZE sind ja seine Label-Kollegen. Auch Toms neueste Single «Dive» zielt wieder in Richtung Dance-Pop und entstand mit dem Belgischen Charts-Produzenten Lost Frequencies, der ebenfalls zur Kontor-Familie zählt.

Unterwegs mit guten (und erfolgreichen) Freunden

Für seine aktuelle Tour, die ihn Anfang November in die Schweiz führt, hat sich Tom Gregory eine Band an die Seite geholt, die nicht minder erfolgreich ist. Picture This gründeten sich 2015 um Sänger Ryan Hennessy. Die vier Musiker kennen sich seit Kindheitstagen und stammen aus der irischen Kleinstadt Athy, die gut 70 Kilometer von Dublin entfernt liegt. Schon ihre Debüt-EP landete in Irland auf der 1, was vor allem an «Take My Hand» lag – übrigens der erstes Song, den Picture This jemals aufnahmen. Die zu gleichen Teilen folkige und poppige Power-Ballade ist stilistisch irgendwo auf halber Strecke zwischen Mumford & Sons und U2 angesiedelt und nicht weniger als ein massiver Hit. Picutre This’ selbstbetiteltes Debüt von 2017, der Nachfolger «MDRN LV» aus 2019 und «Life In Colour» aus 2021 bewiesen allesamt, dass Picture This mitnichten ein One Hit Wonder sind. Ausserdem tourten sie sich regelrecht den Arsch ab und gewannen auf ihrem Weg zahlreiche neue Fans hinzu. Auch sie veröffentlichten kürzlich einen neuen Song: Mitte September kam «Leftover Love». Eine sehr poppig produzierte Nummer, die ein wenig wie die Killers zu ihrer «Human»-Phase klingt und ein weitere Vorbote des neuen Albums «Parked Car Conversations» ist, das in den nächsten Wochen erscheint.