Emanzipation ist im K-Pop-Business jetzt möglich
Nach der mehrjährigen Welttournee bringen sich die vier Blackpink-Stars solo in Stellung. Was man jetzt schon erkennen kann: Alle vier haben sich vor allem in Business-Dingen von ihrer sonst übermächtigen Produktionsfirma YG Entertainment emanzipiert und eigene Companies gegründet.
Das sogenannte «Idol-System» im K-Pop ist ein toughes Business. Wer K-Pop-Star werden will, lässt sich schon im Teenager:innen-Alter ausbilden, unterschreibt bei einer grossen Produktionen einen Vertrag über mehrere Jahre, erhält als Trainee parallel zur weiterlaufenden Schulbildung Unterricht in Tanz, Gesang, Mimik und anderen Gebieten. In vielen Punkten lässt sich das eher mit der Jugendarbeit im Profi-Fussball vergleichen als mit dem Musikbusiness.
Das gilt auch für die «Aufstellung»: Bandprojekte werden über mehrere Jahre gecastet, Songs und Image werden ihnen wie eine Art Spieltaktik mit auf den Weg gegeben. Bis man es als Idol in eine Formation wie Blackpink schafft, muss man sich immer und immer wieder beweisen. Jennie sagte einmal, die YG-Trainee-Phase sei eine «harte, kalte Zeit» gewesen. Hier erzählt die Band davon etwas gelöster:
YG Entertainment und Blackpink
Die Produktionsfirma hinter Blackpink ist YG Entertainment. Sie ist eine der ältesten und grössten K-Pop-Companys, die als «Big Three» einst das Business prägten und lange Zeit untereinander aufteilten. Blackpink wurde die erfolgreichste Band, die sie jemals hervorgerbracht haben – auch und weil es Blackpink gelang, viele Menschen ausserhalb der K-Pop-Szene anzusprechen.
Gerade im Falle von Blackpink fragt man sich aber, wie gross der Anteil der Produktionsfirma an ihrem Erfolg überhaupt noch ist. Zwar hat Hausproduzent Teddy Park ihnen die grössten Hits beschert, aber alle vier Blackpink-Member überstrahlen schon lange das Bandkonstrukt, das sie zusammenhält.
Blackpink-Fans, Blinks genannt, lästern oft über YG, beschweren sich zurecht, dass sich die Company viel Zeit lässt, bis neue Musik erscheint. Obwohl die Welttournee und die immense Wucht ihres gemeinsamen Auftretens der Schlüssel zum Erfolg waren, sind Jisoo, Jennie, Rosé und Lisa schon längst Weltstars.
Weltstars auf vielen Spielfeldern
Das gelang ihnen jedoch bisher nicht nur durch musikalische Veröffentlichungen. Alle vier hatten ihre, von YG geplanten, Solo-Songs – die ebenfalls höchst erfolgreich waren –, aber sie forcierten vor allem ihre Model- und Brand-Ambassador-Tätigkeiten. Lisa ist bei den Luxusmarken Celine, MAC Cosmetics und Bulgari unter Vertrag.
Jennie fährt grosse Kampagnen für Calvin Klein und hat fast täglich «a Chanel kind of day», wie sie mal bei Insta schrieb. Blinks nennen sie nicht umsonst «Human Chanel». Ausserdem ist sie Teil der Coco Neige-Kampagne und durfte ihr eigenes Porsche-Modell customizen. Bei der leider misslungenen Serie «The Idol» gab sie ihr US-Schauspiel-Debüt und konnte durchaus überzeugen – allerdings in einer Rolle, die ihr auf den Leib geschrieben schien.
Die Serie «The Idol» wird ein chauvinistischer Unfall | ZUM ARTIKEL
Rosé wiederum ist Global Ambassador für Yves Saint Laurent und Tiffany & Co während Jisoo für Dior und Cartier unterwegs ist. Jisoo spielte ausserdem eine Hauptrolle in dem sehr belieben K-Drama «Snowdrop».
Vertragsverhandlungen mit umgedrehten Vorzeichen
Als die Blackpink-Tournee zu Ende ging, fand sich YG Entertainment in einer Situation wieder, die es im K-Pop bisher noch nicht gegeben hatte. Die Verträge mit den Vieren liefen aus und mussten verlängert oder neu verhandelt werden.
Mit dem kleinen Unterschied, dass sich die Verhandlungssituation quasi gedreht hat. Jisoo, Jennie, Rosé und Lisa sind allesamt Weltstars, Influencerinnen, Models. Dementsprechend lange gingen die geheimen Verhandlungen – fast täglich begleitet von Spekulationen, dass man nicht mehr zusammenfindet.
Das Ergebnis: Blackpink haben ihren Vertrag bei YG verlängert bzw. erneuert. Klingt nach Happy-End für YG ist aber eine harte Kröte: Denn die vier liessen sich zusprechen, all ihre Solo-Aktivitäten – auch die Musikalischen – mit eigenen Firmen umzusetzen. Künstlerisch haben sie sich damit auf eine Weise von YG Entertainment emanzipiert, die man vor ein paar Jahren kaum für möglich gehalten hätte.
Jennie von Blackpink will: «Ein eigenes Album mit vielen Songs.» | ZUM ARTIKEL
«Odd Atelier», «LLOUD» und «BLISSOO»
Jennie war kurz darauf die erste, die zeigte, wie das Game für sie in Zukunft laufen soll. Sie gründete die Firma «Odd Atelier», die zwar zuerst ihre eigenen Projekte pushen wird, aber durchaus auch in der Lage sein soll, andere Künstler:innen zu signen.
Seit der Gründung ist sie präsenter denn je, vor allem in freieren Interview- und Show-Formaten – was bei YG selten möglich war. In der Show der koreanischen TV-Ikone Lee Hyori kündigte sie an, noch in diesem Jahr ein «Album mit vielen Songs» veröffentlichen zu wollen. Was man durchaus als Diss der striken YG-Veröffentlichungsstrategie verstehen kann.
Die zweite im Bunde mit eigener Produktionsfirma ist Lisa: Ihre Company heisst «LLOUD» und soll ihre «Vision von Musik und Entertainment» abbilden. Das verkündete sie Anfang Februar. Gut zwei Wochen später eröffnete Jisoo ihr eigenes Label «BLISSOO». Rosé ist damit die Letzte im Bunde, aber auch hier darf man erwarten, dass sie ein eigenes Label an den Start bringen wird.