Publié le 30. juillet 2024

Die 100 besten Schweizer Songs aller Zeiten

Im grossen Voting hat unsere Jury ihre Lieblingslieder aus Schweizer Produktion bestimmt. Willkommä zum Countdown.

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Die Schweiz und ihre Klänge. Ein Alphorn, das vom Berg grollt. Ein Jodel, der ein Schwingfest eröffnet. Eine Guggenmusik, die erst nach acht Schnäpsen Rihannas «Umbrella» massakrieren kann. Doch hat unser Land noch so viel andere Musik hervorgebracht. Und einiges davon ist ganz schön grossartig.

Wie wurde das Ranking erstellt?

Höchste Zeit also, dass man den grossen Schweizer Songkatalog mal wieder in die Reihenfolge seiner Beliebtheit bringt. Wir haben eine Fachjury zusammengestellt mit Personen aus der Musik- und Konzertbranche: Plattenlabel-Vertreter:innen, Festivalveranstalter:innen, Kulturjournalistinnen und -journalisten.

Die Teilnehmer:innen haben uns ihre persönlichen Top 25 geschickt. Je höher ein Song in der Bestenliste rangierte, desto mehr Punkte kriegte er für die Gesamtwertung (Platz 1: 25 Punkte, Platz 25: 1 Punkt etc.). Hatten zwei Lieder im Gesamtranking gleich viele Punkte, wurde jenes höher gewertet, das von mehr Personen genannt wurde.

100. «Departure and Arrival» von My Heart Belongs To Cecilia Winter (2012)

Zu Beginn der 2010er Jahre sorgte das Zürcher Trio My Heart Belongs to Cecilia Winter mit opulentem Indie-Pop auch international für Aufmerksamkeit. Inzwischen hat sich die Band leider aufgelöst, doch Hymnen wie «Departure and Arrival» bleiben für die Ewigkeit.

99. «The Run» von Elvett (2023)

Einer der jüngsten Songs im Ranking – und einer der dramatischsten. Das Duo aus Genf – bestehend aus Sängerin Lyn M und Produzent Alain Frey – hat mit «The Run» eine Soul-Komposition geschaffen, die auch im Werk von Adele oder Portishead nicht schlecht aufgehoben wäre.

98. «U-Ser-Name» von Benjamin Amaru (2019)

Appenzell kann mehr als Talerschwingen. Das beweist Benjamin Amaru mit seinem eklektischen Pop, der inzwischen von über einer halben Million Menschen auf Spotify gestreamt wird. «U-Ser-Name» zeigt wieso: Hier trifft eine eingängige Melodie auf zeitgenössische Lyrics.

97. «Streetkids» von Must Have Been Tokyo (2009)

Mit einer Mischung aus Post-Punk, Indie-Rock und Electro-Pop traf die Band aus Bern um die 2010er Jahre perfekt den Zeitgeist und brauchte sich nicht vor internationalen Kollegen wie Franz Ferdinand zu verstecken. Auch heute bringt «Streetkids» noch immer die Kids von der Strasse und auf den Dancefloor.

96. «Night Bell – Arizona» von Kerala Dust (2020)

Mit dem Auftaktsong ihres Debütalbums spannen Kerala Dust das Drahtseil zwischen Desert-Blues und Electro-House. Ein gewagtes Kunststück, dass der englisch-schweizerischen Band mit Bravour gelingt und inzwischen auch internationale Tourneen nach sich gezogen hat.

95. «It's Been a While» von Joya Marleen (2021)

Mit 21 Jahren ist Joya Marleen eine der jüngsten Vertreterinnen auf dieser Liste. Voll verdient: Diese Herzschmerzballade beweist eindrucksvoll das stimmliche Können der St. Gallerin. Ihr zerbrechliches Flüstern schwingt sich auf zu einem triumphalen «I feel alive».

94. «Dame» von Stereo Luchs (2013)

Der zweifach für den Swiss Music Award nominierte Stereo Luchs lässt mit seinem Mundart-Dancehall nicht nur über seiner Heimat in Zürich-Wiedikon die Sonne aufgehen. Im Song «Dame» liegen Fernweh und Liebesglück ganz nahe beieinander und sorgen garantiert für gute Laune.

93. «Disaster Movies» von Odd Beholder (2021)

Dem sphärischen Electro-Pop von Sängerin Daniela Weinmann werden wir in dieser Rangliste nicht zum letzten Mal begegnen. Ihr Projekt Odd Beholder scheut sich trotz zartem Gesang nicht vor starken politischen Statements. So handelt «Disaster Movies» von einer Natur, die wir zunehmend unserem hemmungslosen Konsumismus unterwerfen.

92. «Muhammar» von Touch El Arab (1988)

Was passiert, wenn ein paar Basler Underground-Soundtüftler im Schulalter einen tunesischen Kameltreiber samplen? Ein internationaler Charts-Hit, of course. Sehr unverhofft geriet der new wavige Spasstrack zum Radiodauerbrenner. Dieser Mainstream-Erfolg war dem Trio jedoch nicht geheuer und blieb der einzige Hitparaden-Ausflug der Band.

91. «Melody X» von Bonaparte (2017)

2006 gründete der musikalische Tausendsassa Tobias Jundt in Berlin das hedonistische Rumpel-Pop-Projekt Bonaparte. Zehn Jahre später klang «Melody X» wie der melancholische Kater nach einer grossen Party. Und untermauerte, wie meisterlich sich der Berner durch die Genres bewegen kann.

90. «Under My Skin» von Lovebugs (1999)

Dass die Landkarte des Britpops nicht an der Grenze zu Grossbritannien endete, war auch den Lovebugs aus Basel zu verdanken. Die Band um Frontmann Adrian Sieber zählte um den Jahrtausendwechsel zu den erfolgreichsten Acts der Schweiz. Der Höhenflug wurde eingeleitet von der Single «Under My Skin» ihres Breakthrough-Albums «Transatlantic Flight».

89. «Combien de temps» von Stephan Eicher (1987)

Combien de temps werden wir Stephan Eicher in diesem Countdown noch begegnen? Dürfään wir nischt sagään. Fest steht aber: Zu diesem Lied möchte man die Welt umarmen. «Combien de temps» stammt von Eichers drittem Solo-Album «Silence», welches den Chasonnier zum ersten Mal unter seinem eigenen Namen in höhere Chartsgefilde hob.

88. «Louenesee» von Span (1982)

Wir verstehen völlig, wenn sich jetzt jede/r westlich von Spreitenbach eine Träne aus dem Auge reibt. Und auch der Rest des Landes kann den Refrain mitsingen. Bringt doch kaum ein anderes Lied die Sehnsucht nach unberührter Heimatidylle so auf den Punkt wie der grösste Hit dieser aus einer Berner Künstlerkommune entstandenen Band.

87. «Oben» von Panda Lux (2016)

Apropos Sehnsucht. Dieser lässt sich nicht nur am Wasser frönen. Panda Lux steigen dazu in den Himmel, poetisch getextet und gekleidet in elegantem Indie-Rock. Mit hochdeutschen Lyrics schielt die Band aus Konstanz über den Bodensee zum Nachbarland, fürs Debütalbum «Versailles» (auf dem sich auch dieser Song findet) gab es eine Nomination bei den Swiss Music Awards.

86. «The Rebel» von Jessiquoi (2017)

Sowohl optisch als auch klanglich könnte dieser Song ebenso im Ranking «Die 100 besten Tokioter Songs aller Zeiten» auftauchen. So knallbunt und aufregend wie eine Nacht im Ausgehviertel Shibuya bounct die Berner Künstlerin Jessiquoi zwischen Beats und Synthies. Eine Party wie aus dem Jahr 2224 – und wir sind bereits jetzt eingeladen.

85. «Prada» von Knöppel (2016)

In der St. Galler Grabenhalle dürfen Knöppel nicht spielen. Bei uns schon. Also jetzt bitte mindestens drei Dosen Schüga aufzischen und die Ostschweizer Punk-Institution bei der grossen Shoppingtour durch Ascona begleiten. Hey Prada! Schickt bei der nächsten Modeschau eure Models zu diesem Song über den Catwalk, ihr Feiglinge!

84. «Children» von Robert Miles (1995)

Ginge es darum, in diesem Ranking den Song mit den meisten Streaming-Zahlen auszuzeichnen, dann wäre «Children» auf Platz 1. Mit grossem, grossem, grooooossem Abstand. Der in Neuchâtel geborene DJ und Produzent Robert Miles schuf mit diesem melancholischen Ambient-Techno-Track ein weltweites Phänomen, dessen Piano-Melodie noch heute für Gänsehaut sorgt.

83. «Bibä» von Soukey (2023)

Sie ist eine der zurzeit spannendsten Stimmen im hiesigen Hip-Hop. Zwischen Trap- und Garage-Beats reimt Soukey mit Themen wie Identitätsfindung und Mental Health ihrer Generation aus dem schweren Herzen. Und tut das auch auf «Bibä» trotz heavy Introspektion mit einer Leichtigkeit, die mitreisst.

82. «2000&irgendwo» von Jeans for Jesus (2020)

Berner Mundart – from the future!? «2000&irgendwo» piepst und funkelt wie ein Raumschiff. In diesen modernen Sound passt auch der Falsettdialektgesang wie, nun ja, eine perfekte Jeans. Der Text beschwört die Tücken der Nostalgie – und wurde inzwischen auch in einer hochdeutschen Version aufgenommen, damit Musikexpress-Leser:innen ebenso damit Spass haben können.

81. «170» von Anna Erhard (2023)

Aktuell haben im Indie-Rock insbesondere die Frauen das Sagen, äh Singen: Courtney Barnett, Phoebe Bridgers und Soccer Mommy sind nur einige davon. Auch an der Schweiz geht diese Strömung erfreulicherweise nicht vorbei, unter anderem dank Anna Erhard. Die Wahlberlinerin aus Basel rasselt auf «170» mit Coolness und Humor über – Dating-App-User wissen: heikles Thema! – Körpergrösse.

80. «The Call of the Mountains» von Eluveitie (2014)

Was, wenn Schweizer Tourismuskampagnen nur von Menschen in schwarzen Kapuzenpullis gemacht würden? Die Winterthurer Folk-Metal-Band Eluveitie ist einer der international erfolgreichsten Acts des Landes und ihr Ruf der Berge ein perfekt eingängiger Hit über dessen Genrebegrenzungen hinaus.

79. «Bring en hei» von Baschi (2006)

Spätestens seit Baschis «Bring en hei» hat auch die Schweiz ihren offiziellen Fussballstadion-Chorgesang. Fehlt nur noch der passende Weltmeisterpokal. Der Song ist jedoch nicht nur Gold, sondern Platin wert und aufgrund seiner Ausdauer in den Charts eine der erfolgreichsten Singles der hiesigen Hitparade.

78. «Pushing On» von Jimi Jules & Oliver Dollar (2014)

Nach dem Release besetzte «Pushing On» für einen ganzen Monat die Beatport-Charts, dem ultimativen Gradmesser für die internationale elektronische Musikszene. Der Deep-House-Track hat seither nicht nur auf Ibiza die Clubgänger:innen um den Schlaf gebracht und gilt als moderner Nightlife-Klassiker.

77. «At Night» von Shakedown (2001)

Bitte nur kurz einen Gin Tonic an der Bar holen und sofort auf den Dancefloor zurückkehren: Die Brüder Stephan Mandrax und Sebastien Kohler waren bereits Veteranen der elektronischen Szene, als sie sich Ende der 90er zu Shakedown zusammentaten. «At Night» wurde zur internationalen Club-Hymne, deren Synth-Hook auch heute noch absolut ohrwurmt.

76. «Castle in the Snow» von Kadebostany (2013)

Die epische Pop-Produktion des Genfer Produzenten Guillaume de Kadebostany wurde in einer Kollaboration mit dem Franzosen The Avener zum internationalen Hit. Doch auch in der Original-Version beschwört Kadebostany auf «Castle in the Snow» ein Drama, das sich von einer Pianoballade zu bombastischer Klassik entwickelt.

75. «So easy wenn du da bisch» von Dabu Fantastic (2021)

Geschrieben während der Einsamkeit vom Pandemie-Lockdown, verfolgt «So easy wenn du da bisch» seither einen so simplen wie schönen Auftrag: Menschen wieder zusammenzubringen. Das Gesangsarrangement hat bislang zahlreiche Chöre inspiriert – von Schulklassen bis Profiformationen.

74. «Heavenly Club» von Les Sauterelles (1968)

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Als die «Swiss Beatles» in ihrer «Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band»-Phase ankamen: Mit «Heavenly Club» eroberten Les Sauterelles als erste nationale Band die Spitze der Schweizer Hitparade. Am Kultstatus des verträumten Folk-Rocksongs sowie dessen psychedelischem Videoclip gibt es bis heute nichts zu rütteln.

73. «Brotherlove» von Crimer (2017)

Als hätte Joy Divisions Ian Curtis überlebt und als Sänger von New Order noch einmal neu angefangen: Mit dramatischem Bariton und perfekt produziertem Retro-Disco-Pop präsentierte sich Crimer auf «Brotherlove» zum ersten Mal im grossen Stil dem Schweizer Publikum und war gleich mal der coolste Hund im Land.

72. «King of the Dogs» von Anna Aaron (2011)

Wer bei Anna Aarons intensivem Piano-Spiel und starkem Songwriting an Kolleginnen wie Tori Amos und PJ Harvey denkt, ist auf der richtigen Spur. «King of the Dogs» war die Leadsingle ihres Debütalbums und etablierte die Baslerin sofort als eine der schillerndsten Künstlerinnen des Landes, die sich bis heute musikalisch immer wieder neu erfindet.

71. «Tu me dois rien» von Stephan Eicher (1991)

Ah, bonjour again! Mit dem Album «Engelberg» landete Stephan Eicher zum ersten Mal auf Platz 1 der Charts, bis heute ist es die erfolgreichste Platte des Berners. Die zart-wehmütige Ballade «Tu me dois rien» ist einer der stilleren Momente seines Meisterwerks. Und gehört auf jeden anständigen «Rotwein am Küchentisch»-Soundtrack.

70. «Why Do I Feel So Alone» von Fai Baba (2016)

Der Zürcher Songwriter Fabian Sigmund aka Fai Baba holt zum grossen Abschied aus. Glücklicherweise nur für dieses hinreissend melancholische Indie-Folk-Stück. Auf «Why Do I Feel So Alone» machen die Glöckchen-Melodie und der butterzarte Gesang Fai Babas den Trennungsschmerz nicht leichter – aber umso schöner.

69. «Latvia» von Troubas Kater (2015)

Mitreissender Folk-Pop, zu dem man seinen Rucksack für die Weltreise packen will, können nicht nur internationale Superstars wie Mumford & Sons oder Of Monsters and Men. Die Berner Strassenmusik-Kapelle schaffte schnell den Sprung von der Fussgängerzone auf die grossen Festivalbühnen – auch dank ihrer Debütsingle «Latvia».

68. «Hardlife Bern» von Prix Garanti (2021)

Trotzige Verzweiflung und ein Beat, der auf freier Wildbahn schnell einmal ein Dutzend Raver:innen aus Holland in bunten Neon-Overalls anlockt: So lautet das unschlagbare Angebot der Berner Formation Prix Garanti. Spass und Ernst liegen dabei ganz nahe beieinander und machen die Combo zu einem der aktuell spannendsten Acts des Landes.

67. «Trink mit mir» von Cobee (2018)

Zum Wohl, Cobee! Die Debütsingle des Berner Rappers kickte eine der steilsten Karrieren im Schweizer Hip-Hop los. Die atmosphärischen Bässe und der – nicht selbstverständlich für das Genre – elegante Einsatz von Autotune verorteten Cobee damals am musikalischen Puls der Zeit. Inzwischen hat sich Cobee ebenso gekonnt als hochdeutscher Indie-Rocker neu erfunden.

66. «Die Gschicht isch besser» von Stahlberger ( 2014)

Eine Würdigung der Schweizer Musik ohne Stahlberger? Unvorstellbar. Die Band des vielseitigen (Klein-)Künstlers Manuel Stahlberger fühlt sich an wie ein Lieblingspulli, den man auch im Hochsommer trägt. Das gilt insbesondere auch für «Die Gschicht isch besser»: Von der Wohlfühlmelodie bis zu den stets reflektierten Texten ist hier einfach alles perfekt gestrickt.

65. «Gun to My Head» von Leila (2021)

Wer ans Gurtenfestival 2022 zurückdenkt, kommt an einem Namen nicht vorbei: Leila. Ihr Song «Gun to My Head» wurde vom Publikum lauthals mit Gänsehautfeeling mitgesungen und in den Pantheon der Sommerhits erhoben. Seither hat sich die Live-Bassistin von Jeans For Jesus auch als Solokünstlerin etabliert, die uns hoffentlich noch viele Festivalsommer lang begleiten wird.

64. «17 Days» von Annie Taylor (2020)

Ein guter Rocksong ist unsterblich. Er klingt nicht neu, er klingt nicht alt. Er klingt so, als wäre er schon immer da gewesen und trotzdem zum perfekten Zeitpunkt wie aus dem Nichts aufgetaucht. «17 Days» von Annie Taylor ist ein solcher Song und bringt Schlangenlederstiefel zum Tanzen vom Zürcher Kaufleuten bis zum Whiskey A Go Go in Los Angeles.

63. «Hope Music» von Evelinn Trouble (2018)

Musik kann die Seele heilen. Erst recht, wenn sie klingt wie Evelinn Troubles «Hope Music». Mit einem radikalen Optimismus exorziert die Zürcherin ihre eigenen Dämonen und hat danach noch genügend Kraft, um sie mit dem Publikum zu teilen. Hypnotisch instrumentiert und stark eingesungen ist es einer der schillerndsten Werke dieser Ausnahmekünstlerin.

62. «Wäge dem» von Dino Brandão, Faber und Sophie Hunger (2020)

Gipfeltreffen am Konferenztisch der Schweizer Indie-Musik: Für das Album «Ich liebe dich» bündelten Dino Brandão, Faber und Sophie Hunger ihre Kräfte. Sie schufen eine Platte, zu deren Urteil wir einfach ihren Titel wiederholen möchten. «Wäge dem» ist ein wunderbar verletzliches Terzett in bester Liedermacher-Tradition.

61. «Swiss Lady» von Pepe Lienhard Band (1977)

So schweizerisch wie eine aus Käse geschnitzte Armbanduhr, die man erst aus einem Taschenmesser falten muss: 1977 (the year of Punk!) vertraten Pepe Lienhard und seine Band in London (the city of Punk!) mit «Swiss Lady» ihre Heimat beim Eurovision Song Contest. Das Liebeslied für ein, äh, Alphorn landete am Ende auf Platz 6 – und wurde dennoch unsterblich.

60. «The Most Beautiful Song» von Lunik (2003)

Zugegeben: Zwischen dem Songtitel und seiner Position in diesem Countdown besteht eine gewisse Diskrepanz. Nichtsdestotrotz hat es Luniks ultragut gelaunter Beitrag zum Soundtrack vom «Globi»-Film redlich verdient, in diesem Ranking mitzumischen. Mehr noch: «The Most Beautiful Song» war ein Schlüsselelement für Globis Einstand auf der Kinoleinwand.

59. «Für 1 hets immer no glangt» von Breitbild (2006)

Für 1 Trompeten-Loop hat es noch immer gereicht: Warum dem Bündner Rap schon seit Jahrzehnten die Herzen zufliegen, zeigen Breitbild mit diesem Aushängeschild ihrer Karriere. Sorgenfreie Bars, entspannte Produktion und ein ohrwurmiger Hook – ideal, um sich an einem sonnigen Samstagnachmittag die erste Calanda-Dose aufzuknacken.

58. «Tubel Trophy» von Baby Jail (1992)

Ein Song mit Hollywood-Drehbuch-Potential. Die Zürcher Punkband Baby Jail schicken in ihrem grössten Hit ein Stammtisch-Arschloch auf grossen Survival-Trip in den Urwald – und in sein bitteres Verderben. Doch am Ende wird das verschollene Stammtisch-Arschloch nur durch ein neues ersetzt. Eine launige Gesellschaftskritik, die auch heute noch Gültigkeit hat.

57. «Umusuna» von Flèche Love fea. Rone (2019)

Amina Cadelli ist uns in diesem Ranking bereits als Sängerin bei Kadebostany begegnet. Mit ihrem Solo-Projekt Flèche Love musiziert die Genferin gar noch ein Stück enigmatischer, hypnotischer und experimentierfreudiger. «Umusuna» ist eine elegante Electro-Pop-Ballade, die auch in Frankreich für Aufhorchen sorgte.

56. «Original» von Sens Unik feat. Die Fantastischen Vier (1997)

Die damals erfolgreichsten Hip-Hop-Formationen aus Deutschland und der Schweiz reichen sich auf «Original» die Hand und das Mikrofon. Das Resultat ist ein zweisprachiger Wirbelwind aus Rhymes. Als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes getan, ping-pongen sich die beiden Acts den Ball zu und bleiben dabei stets im Flow. Beaucoup de grossartig!

55. «Libéré» von Stress (2004)

Ey ey ey ey ey! Mit seinem Debütalbum «Billy Bear» wurde der Lausanner zum nationalen Star. Zwei Jahre später machte diese Singleauskopplung vom Nachfolger «25.07.03» Stress zum Supersuperstar, der er bis heute ist. Textlich findet «Libéré» die Schönheit in den kleinen Momenten – und damit die Befreiung von den grossen Sorgen und Belastungen.

54. «Hie u jetzt» von Mia Aegerter (2003)

Nach «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» begannen für Mia Aegerter die besten Zeiten. Auf ihren Abgang in der deutschen Daily Soap liess die Fribourgerin eine Musikkarriere in der Heimat folgen. Ihr grösster Erfolg landete sie mit diesem Pop-Rock-Pleaser, der den Soundtrack zur Komödie «Achtung, fertig, Charlie!» eröffnete, in dem auch Aegerter in einer Rolle zu sehen ist.

53. «Is It Me» von Soft Loft (2023)

Für 2024 ist das erste Album von Soft Loft geplant. Wir betten es bereits jetzt auf Vorschusslorbeeren. Denn mit Aufwärmrunden wie der Single «Is It Me» kann da ja nur ein echter Winner über die Ziellinie schiessen. Das von der Bruggerin Jorina Stamm gegründete Projekt spielt sensiblen und doch trotzigen Indie-Pop, der auch fürs ruppigste Herz wie Balsam wirkt.

52. «Cerca De Ti» von Hermanos Gutiérrez (2019)

Wo genau in Südamerika liegt denn dieses Zürich? Diese Frage hat sich womöglich schon so manche/r gefragt, wenn die Brüder Alejandro und Estevan Gutiérrez ihre butterzarten Latin-Gitarren-Instrumentals spielen und damit inzwischen ein weltweites Publikum begeistern. Auch «Cerca De Ti» ist ein perfektes Beispiel für ihr meditatives Zusammenspiel.

51. «Walliselle» von Stiller Has (2000)

Wenn es nach Stiller Has geht, dann wohnt die Schweizer Seele unter der Postleitzahl 8304. Stempeln wir jetzt einfach mal als richtig ab. Schliesslich wittert kaum eine andere Formation so poetisch und wortwitzig nach der Wesens-, Eigen- und Unart der Confédération helvétique wie Sänger Endo Anaconda und seine Band.

50. «W. Nuss vo Bümpliz» von Patent Ochsner (1997)

[Patent Ochsner has entered the chat] Warum das so eine grosse Sache ist? Spoiler: Keine andere Band ist häufiger in diesem Countdown vertreten. Die Identität der Titelfigur ist eines der grossen Geheimnisse in der Schweizer Musik. Sehr offensichtlich ist aber: Hier spielt die Band ihre Stärken – Poesie, warme Klangwelten – in voller Pracht aus.

49. «One Life, One Soul» von Gotthard (1996)

Mit «One Life, One Soul» begann für Gotthard ein neues Leben. Bis zu diesem Zeitpunkt eine der erfolgreichsten Hard-Rockbands des Landes, holten die Tessiner für den letzten Song auf dem Album «G.» die Akustikgitarre aus dem Koffer – und trafen das Publikum mitten ins Herz. Ab da zeigten sich Gotthard öfters verletzlich und wurden so endgültig zu nationalen Ikonen.

48. «Wosch no chli blibä» von Jeans for Jesus (2017)

Jeans for Jesus stehen auf dem Dancefloor und breiten die Arme ganz weit aus. «Wosch no chli blibä» ist einerseits ein unwiderstehlicher Electro-Pop-Banger. Und andererseits ein Manifest für Menschlichkeit und Gastfreundschaft. Selten war Politik so tanzbar, wie wenn die Berner ihre Synthies mit der Steckdose verbinden.

47. «Alles Gute» von Faber (2016)

Faber steht auf dem Dancefloor und breitet die Arme ganz weit aus. Doch wo Jeans for Jesus die aus ihrer Heimat vertriebenen Menschen umarmen wollen, gilt Fabers Aufruf für mehr Nähe einer einzigen Person: dir selbst. «Alles Gute» schliesst Frieden mit dem Alleinsein und ist eine Hymne für alle, die sich selber genügen.

46. «Schwan» von Gölä (1998)

Gölä versteht es, seinem Publikum aus dem Herz zu singen. Mit Geschichten, die jeder von uns schon erlebt hat. Eine davon ist «Schwan», die Göläs Höhenflug im Musikgeschäft nach seiner Debütsingle «Keine Träne meh» fortsetzte: Über die Hoffnung, dass auf jedes hässliche Entlein die Erlösung wartet sowie die Versöhnung mit jenen, die ihnen das Leben einst schwer gemacht haben.

45. «Angelina» von Dabu Fantastic (2016)

Kein Schweizer Song verkaufte sich 2016 öfters als die Single zum grossen Durchbruch für Dabu Fantastic. Wir nehmen deshalb an, dass «Angelina» auch bei Elsbeth, Barbara und Jennifer gut ankam. Die beschwingte Pop-Nummer besingt den kleinen Flirt statt die grosse Liebe und fängt diesen musikalisch perfekt mit sommerlicher Leichtigkeit ein.

44. «Jupi» von Pina Palau (2022)

Mit einem Freudenschrei trat die Zürcherin ins Rampenlicht. Die Debütsingle «Jupi» machte sofort klar, was für eine aussergewöhnliche Künstlerin fortan unsere Playlists bereichert. Pina Palaus catchy Indie-Folk klingt zeitlos und um den triumphierenden Ausruf «Jupi!» fängt die Songwriterin jenen Moment ein, in dem wir zwischen Niedergang und einem neuen Aufbruch verweilen.

43. «Good Love 2.0» von Priya Ragu (2021)

https://www.youtube.com/@priyaraguofficial

Ihre tamilischen Wurzeln sind ein wichtiger Teil von Priya Ragus künstlerischer Vision. Sie schwingen mit im Sound der St. Gallerin und geben diesem einen kosmopolitischen Anstrich. Dementsprechend kam auch Priyas damals englische Wahlheimat zuerst auf den Geschmack von «Good Love 2.0», bevor die Karriere der Sängerin auch in der Schweiz Fahrt aufnahm.

42. «Titelgschicht» von Subzonic (1999)

Das Krimi-Drama «Exklusiv» findet sich heutzutage nur noch in sehr, sehr gut sortierten DVD-Sammlungen. Weitaus länger in der kollektiven Erinnerung geblieben ist der Song zum Film: Die Zürcher Rap-Combo Subzonic warnt in «Titelgschicht» vor reisserischem Boulevardjournalismus – Jahre bevor das Wort «Clickbait» Mainstream wurde.

41. «Jung verdammt» von Lo & Leduc (2014)

Der Teufel kam im roten Kleid und der Erfolg für Lo & Leduc mit diesem Song. «Jung verdammt» markierte den ersten Chartserfolg des Berner Duos und hob auch das dazugehörende Album «Zucker fürs Volk» auf Platz 1 der Hitparade. Kein Wunder: Groovender Beat und mitreissender Sprechgesang sorgen für Feuer und Flamme, egal wo das Lied erklingt.

40. «Charlotta» von Hecht (2015)

Nach «Charlotta» zählten Hecht endgültig zu den grossen Fischen im hiesigen Musikbusiness. Ob der Song auch zum Hit geworden wäre, wenn er wie ursprünglich geplant «Paulina» geheissen hätte? Ziemlich sicher. Für alles andere als Publikumslieblinge agieren die Luzerner einfach zu sympathisch.

39. «Words» von DJ Tatana (2001)

Und plötzlich mischte das Dance-Genre ganz oben in den Charts mit: Die Single «Words» krönte DJ Tatana zu Beginn der 2000er Jahre als unbestrittene Königin der Schweizer Electro-Szene. Der Track gilt bis heute als eine Hymne der internationalen Trance-Gemeinde und erinnert daran, warum die Geschichtsbücher des Technos ohne die Schweiz nicht geschrieben werden können.

38. «Amerika» von Adrian Stern (2010)

Adrian Stern hat grosse Träume für das kleine Glück. Der Zürcher Gitarrist und Sänger war bereits eine etablierte Grösse im nationalen Popzirkus, als er mit «Amerika» sein bekanntestes Kunststück vollführte. Das Liebeslied beschreibt in schwelgerischer Form den Wunsch nach der Ferne mit jenem Menschen, der einem am nächsten steht.

37. «Hippie-Bus» von Dodo (2015)

«Meteo» im Juni wünschte sich, wie die Karriere von Dodo zu klingen: Sonne, Sonne, Sonne! Seit bald einem Vierteljahrhundert sorgt der Reggae-Sänger dafür, dass man sich auch am Ufer vom Greifensee ein bisschen fühlt wie am Turtle Beach von Jamaika. «Hippie-Bus» ist Dodos bislang grösster Erfolg mit einem Tank voll guter Laune.

36. «Le vents nous portera» von Sophie Hunger (2010)

Sophie Hunger ist bekannt für ihre poetischen Eigenkompositionen. Doch sie kann auch Gutes noch besser machen. Wie das Lied «Le vent nous portera» der französischen Band Noir Désir. In den Händen und mit der Stimme der Bernerin wird daraus eine noch so viel zärtlichere Ballade, dass sie schon fast zu Tränen rührt.

35. «Oh Yeah» von Yello (1985)

Vielleicht wie kein ein anderer Song in diesem Countdown hat sich «Oh Yeah» im internationalen Popkultur-Gedächtnis so verankert wie das «Au au – tsch-tschigga-tschigga!» vom Zürcher Duo Yello. Für immer mit der Komödie «Ferris Bueller's Day Off» verbunden, greift Hollywood noch heute in die Plattenkiste, wenn das Drehbuch nach «1980s, cool Moment!» verlangt.

34. «So luut» von Riana (2022)

Wer dagegen gewettet hat, dass ein Appenzeller-Dialekt nichts in einer Adele-haften Pianoballade verloren hat, ist jetzt dank Riana ein paar Stutz ärmer. Die junge Sängerin setzt musikalisch und textlich auf eine Intimität, wie man sie auf der grossen Bühne nur selten findet – doch genau dort gehört Riana in Zukunft hoffentlich hin.

33. «Bones» von Malummí (2023)

Internationale Indie-Blogs staunen nicht schlecht, wie verwegen es auch aus der Schweiz grooven kann. Der psychedelische Gitarren-Pop des Basler Duos kratzt in Sachen Coolness an der perfekten 10, bleibt aber nahbar und verletzlich. «Bones» klingt nicht nach Knochenarbeit, sondern wie aus dem Ärmel geschüttelt und macht Malummí zum verheissenden Export der Zukunft.

32. «Ewigi Liäbi» von Mash (2000)

Haben alle das Taschentuch griffbereit? Gut. Dann dürfen jetzt die Tränen rollen. Nicht umsonst ist dieser Song auch Namensgeber des erfolgreichsten Mundart-Muscials. Dieser hemmungslos romantische Schmachtfetzen der Schwyzer Band Mash ist ein Song gewordenes Plüschkissen in Herzform und wird an der Hochzeits-DJ-Akademie gleich in der ersten Lektion thematisiert.

31. «Siemis» Liricas Analas (2006)

Wenn der Groove stimmt, spielt Sprache keine Rolle. Eindrucksvoll beweist das die Bündner Hip-Hop-Gruppe Liricas Analas. Mit dem rätoromanischen Track «Siemis» eroberten sie die Charts sowie das Tagesprogramm des Musikfernsehens – und leisteten damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der vierten Landessprache.

30. «Ludmilla» von Patent Ochsner (1994)

Sie ist nicht schön wie ein Füür in der Nacht. Doch scheint «Ludmilla» noch geheimnisvoller und verführerischer zu sein als eine gewisse W. Nuss aus Bümpliz. Die meisterhafte Bildsprache von Büne Huber bleibt in Erinnerung und die Gänsehaut verharrt lange nachdem die enigmatischen Streicher ausgeklungen sind.

29. «Déjeuner en paix» von Stephan Eicher (1991)

Veröffentlicht während des zweiten Golfkriegs, formulierte Stephan Eicher mit «Déjeuner en paix» den bitteren Wunsch, wenigstens beim Frühstück nicht vom drohenden Weltuntergang lesen zu müssen. Eingebettet in eine Art Stream of Consciousness und mitreissend instrumentiert, wurde der Song zu Eichers erstem grossen Solo-Erfolg – inklusive Platz 1 in Frankreich.

28. «Anti Anti» von Bonaparte (2008)

Als Bonaparte im deutschen Exil sein Debüt veröffentlichte, fragte sich Publikum und Kritik: Stammt der coolste Junge aus Berlin etwa aus der Schweiz? Das Electro-Punk-Projekt von Tobias Jundt inszenierte sich wie eine römische Orgie fürs Internet-Zeitalter und lieferte mit diesem knochentrockenen Antikommerz-Track den zeitgeistigen Soundtrack.

27. «Open My Gates» von Andrina Bollinger (2022)

Die Zürcherin hat Gesang an der Hochschule studiert und schafft komplexe Klangwelten aus Soul, Jazz und Electronica. Trotzdem braucht es keinen Universitätsabschluss, um von Andrea Bollingers Musik tief berührt zu sein. Das auf «Open My Gates» unter anderem ein Snowboard (!?) als Percussion-Unterlage dient, zeigt: Hier geht es mit ganz viel Freude am Experiment zu Werke.

26. «Für immer uf di» von Patent Ochsner (2019)

Knapp 25 Jahre lang lag «Für immer uf di» in der Schublade von Büne Huber. Dann wurden die Skizzen zum Song für Patent Ochsners jüngstes Album «Cut Up» hervorgeholt und endlich vertont. In dieser Zeit ist das Lied gereift wie ein guter Wein. Voll mit schweren Gedanken, doch am Ende bleibt ein wohliges Gefühl im Bauch.

25. «Birds of Paradise» von Peter, Sue & Marc (1980)

Oft spannten die Lieder von Peter, Sue und Marc ihre Flügel aus, um in fernen Ländern Hits zu werden. Mit «Birds of Paradise» besingt das viermalige ESC-Trio jedoch die Heimkehr. Da salutiert selbst die Swisscoy-Einheit der Schweizer Armee, welche jeweils nach Auslandseinsätzen den Song auf der Rückreise im Flugzeug abspielt.

24. «079» von Lo & Leduc (2018)

Und wenn sie noch verknallt sind, dann tippen sie noch heute. Wenn die Zufallsbekanntschaft nur die ersten drei Ziffern der Telefonnummer herausrücken will, ist die Verzweiflung gross. Grösser ist nur noch der Hit, den Lo & Leduc mit «079» gelandet haben. 21 Wochen lang stand der Track auf Platz 1 der Schweizer Charts.

23. «La nuit» von Billie Bird (2018)

Als liegt man verliebt unter einem freien Sternenhimmel, möchte man nicht, dass «La nuit» endet. Die sowohl in Frankreich als auch der Schweiz gefeierte Singer/Songwriterin Billie Bird liess dem Titeltrack ihrer Debüt-EP noch viele weitere grossartige Kompositionen folgen – doch die Magie des Aufbruchs macht diesen Song unwiderstehlich.

22. «Landscape Escape» von Odd Beholder (2016)

Wer hätte gedacht, was für eine Poesie sich entfaltet, wenn junge Männer neben ihrem Nissan tanzen. Das preisgekrönte Musikvideo – gedreht in einer Vorstadt Aserbaidschans – fängt diesen Moment geradezu magisch ein. Doch ist dieser Zauber überhaupt erst möglich durch Odd Beholders meditativen Electro-Track, der dich wie ein süsses Räucherstäbchen betört.

21. «Little Numbers» von Boy (2011)

Applaus für diese Handclaps. Spätestens als die Lufthansa «Little Numbers» für eine Werbekampagne benutzten, hoben Valeska Steiner und Sonja Glass zum internationalen Höhenflug ab. In Japan schaffte es das Duo bis auf Platz 4 der Charts, in den USA spielten Boy in ausverkauften Hallen.

20. «Fingts Glück eim?» von Züri West (2004)

Das Fragezeichen im Titel darf man am Ende des Songs durch ein Ausrufezeichen ersetzen. Wie eine innige Umarmung legen sich Kuno Laueners Stehauflyrics um die verlorene Seele: Aschenbecher leeren, von vorne anfangen und dabei den Mut nicht verlieren. Denn manchmal wird alles nicht nur wieder gut, sondern sogar besser.

19. «Bedside Radio» von Krokus (1980)

Do you hear? So was von! Auf ihrem vierten Album «Metal Rendez-Vous» hatten Krokus endgültig die passende Frequenz gefunden: Mit dem neuen Frontmann Marc Storace am Mikrofon blühte die Band so richtig auf und landete mit «Bedside Radio» einen Metal-Klassiker von internationalem Format.

18. «Kiosk» von Rumpelstilz (1976)

Reggae-Rhythmen und eine Handorgel? Als würde man einen Cervelat-Grill am Seven Mile Beach eröffnen. Und doch harmoniert die waghalsige Mischung ganz hervorragend, wenn Rumpelstilz mit ihrem verschmitzten Schnorrer-Pranger all den ausgestreckten Händen auf die Finger klopfen. Da wippen selbst die grosszügigsten Spendierhosen unter uns mit im Takt.

17. «Skinflowers» von The Young Gods (1992)

Wenn das Fribourger Trio im Studio den Sound aufdrehte, spitzten Künstler wie David Bowie, U2 oder Nine Inch Nails die Ohren. Mit ihrer wegweisenden Musik schufen The Young Gods grosse Kunst, aber nur wenige Hits. Ihr ungewöhnlich zugänglicher Industrial-Track «Skinflowers» ist einer davon.

16. «Heimweh» von Plüsch (2002)

Eine Hymne für all jene, die vor den Ferien im Ausland eine Dose Aromat einpacken. Wer mit seinen Abschiedstränen bereits nach dem Zoll von Bissone eine Rivella-Flasche füllen kann, dreht das Autoradio lauter, wenn Plüsch in hemmungsloser Gute-Laune-Sehnsucht über «Heimweh» klagen. Kein Wunder, wenn man wie die Band aus einem Postkartenmotiv wie Interlaken stammt.

15. «Angscht» von To Athena (2020)

Es braucht Mut, so zu seiner Angst zu stehen. Die fragile Mundart-Ballade war das Gänsehaut erzeugende Highlight von To Athenas ohnehin grossartigem Album «Aquatic Ballet». Lyrisch erinnert «Angscht» an die Liedermacher-Traditionen eines Herren, von dem wir gleich noch hören werden. 2023 wurde die Sängerin an den Swiss Music Awards von ihren Kolleginnen und Kollegen mit dem «Artist Award» belohnt.

14. «I han» von Sektion Kuchikäschtli (2004)

Nach «I han» begann im Schweizer Hip-Hop ein neues Zeitalter. Die Bündner Crew von Sektion Kuchikäschtli versetzte sowohl textlich als auch musikalisch Berge mit diesem so reflektierten wie entspannten Track und etablierte sich auf Jahre hinaus zum grossen Sympathieträger des Genres.

13. «Captain of Her Heart» von Double (1985)

«Ach, das sind Schweizer?» wird bei diesem Song so oft gefragt, dass es schon fast der inoffizielle Zweitbandname von Double sein könnte. Man darf es wohl als Kompliment verstehen. Denn die elegante Produktion klingt tatsächlich so, als wäre sie für dekadente Penthouse-Partys im Manhattan der 80er Jahre massgeschneidert worden.

12. «Hemmige» von Mani Matter (1970)

Sein Liederschatz ist ein so integraler Bestandteil der Schweizer DNA wie Kuhglocken und das Schlagen des Zytgloggeturms. Wir legen fünf Stutz auf den Tisch und wetten: Mehr Menschen können ein Mani-Matter-Stück singen als die erste Strophe der Nationalhymne. Verschmitzt und feinsinnig ist auch sein «Hemmige», das später u.a. von Stephan Eicher veredelt wurde.

11. «I han es Zündhölzli azündt» von Mani Matter (1967)

Wir bleiben gleich sitzen zu Füssen des grossen Berner Troubadours. Ein Markenzeichen seiner Texte ist die fabulierende Eskalation von Alltagssituationen. Und keine erzählt Mani Matter so wahnwitzig wie jene vom Zündhölzli, das zum Weltenbrand führt. Am Ende darf aufgeatmet und für den Rest vom Tag mitgesummt werden.

10. «Scharlachrot» von Patent Ochsner (1991)

Auf diesem Song bauten Patent Ochsner den Traum einer grossen Musikkarriere. Das Debütalbum «Schlachtplatte» glänzte mit einem manchmal windschiefen, aber stets warmherzigen Sound. Als überragende Liebesballade griff insbesondere «Scharlachrot» nach den Herzen der Nation – und lässt sie bis heute nicht los.

9. «The Race» von Yello (1988)

Genug aufs Gas drücken, um weltweit in die Top Ten der Charts zu gelangen und trotzdem elegant den Kommerz umkurven: Den Electro-Dadaisten von Yello ist dieses Kunststück oft gelungen – und besonders meisterhaft mit «The Race». Der treibende Sound wird von sphärischen Interludes unterbrochen, die an Ferien in der Südsee erinnern.

8. «Alperose» von Polo Hofer und die Schmetterband (1985)

Als das SRF-Publikum 2006 den grössten Schweizer Hit wählte, landete «Alperose» ganz oben auf dem Podest. Auch bei uns blüht der Song auf einem Platz an der Sonne. Ist er doch nicht nur Polo Hofers eingängigste Komposition, sondern auch eine Liebeserklärung an die Berge, welche nie in den Kitsch abstürzt.

7. «Devil Is Fine» von Zeal & Ardor (2016)

Keine andere Band aus der Schweiz sorgte in den vergangenen Jahren im Ausland für so viel Furore wie Zeal & Ardor. Unter der Regie von Frontmann Manuel Gagneux verbindet die Band Metal mit Gospel – einem Einfluss von Gagneux' afroamerikanischer Mutter. Der Song «Devil Is Fine» vom gleichnamigen Debütalbum offenbart in dieser Mischung eine emotionale Wucht, wie man sie – ganz egal in welchem Genre – selten zu hören bekommt.

6. «Heaven» von Gotthard (2000)

Gotthard mögen eine der renommiertesten Hard-Rockbands der Schweiz sein – ihre grössten Erfolge feierten die Tessiner aber mit Songs, zu denen man sich eine Kerze im Schlafzimmer anzündet. So auch die Liebesballade «Heaven», welche nach dem tragischen Tod von Sänger Steve Lee zehn Jahre nach dem ersten Release erneut Platz 1 der Charts eroberte.

5. «Somebody Dance With Me» von DJ BoBo (1993)

Dank DJ BoBo wurde auch die Schweiz Teil der EU: Eurodance Unterhalter. Der Aargauer nahm Rockwells Disco-Funk-Nummer «Somebody's Watching Me» als Fundament für seinen ersten grossen Erfolg. Gleichzeitig markierten der schnelle Beat, ein weiblicher Chorus (hier von Sängerin Emel) und BoBos Raps die Blaupause für viele weitere Welthits.

4. «I schänke dr mis Herz» von Züri West (1994)

Feeling blue in der Rotlichtbar: Kuno Launener hat ein volles Herz, aber leere Taschen. «I schänke dr mis Herz» klingt wie von den Drehbuchseiten eines verwegenen Liebesdramas entliehen und wurde nach der Veröffentlichung für die Berner zum bis dahin grössten Erfolg in der Single-Hitparade. Spätestens ab da war in allen vier Himmelsrichtungen von Zürich klar: Diese Band ist auf dem Weg zur unsterblichen Institution.

3. «In Case I Fall For You» von Black Sea Dahu (2018)

So klingt ein Aufbruch ins Ungewisse. Ein Lied, das rumpelt und lodert und den Beginn einer Liebesbeziehung zwischen Träumerei und Entschlossenheit festmacht. Alles abbrechen, abfackeln und dann gemeinsam nach, keine Ahnung, Alabama oder so? «In Case I Fall For You» klingt wunderschön beim ersten Kuss – und ebenso heilsam, wenn man die Kiste mit seiner Habe aus der nicht mehr gemeinsamen Wohnung trägt.

MEHR DAZU

2. «Campari Soda» von Taxi (1977)

Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein? Nicht, wenn du für deine Beine Economy Class gebucht hast. Doch wenn Taxi zur Himmelfahrt bitten, tun sich zumindest in der Seele schier unendliche Weiten auf. Ob «Campari Soda» Flugangst heilen kann, wurde wissenschaftlich bislang noch nicht untersucht. Doch lässt sich das Gemüt von der sanften Harmonie und Leichtigkeit davontragen, hoch hinaus aus allen Atmosphären des Alltags.

MEHR DAZU

1. «Eisbär» von Grauzone (1981)

Kein anderer Name ist in unserem Countdown öfter aufgetaucht als Stephan Eicher. Mit drei Solo-Songs ist der Chansonnier vertreten, ausserdem hat er erfolgreiche Coverversionen von «Campari Soda» und «Hemmige» aufgenommen. So ist es ein verdienter krönender Abschluss, dass Monsieur Eicher noch einmal ganz zum Schluss ins Rampenlicht tritt – auch wenn diesmal gesanglich sein Bruder den Ton angibt. Hoch das Champagner-Gold-Glas.

Interview: Stephan Eicher über Grauzone und «Eisbär» | ZUM ARTIKEL

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