Das Amy Winehouse-Biopic ist nicht besonders gut
«Back To Black» wird als Biopic angepriesen, ist aber eigentlich eine Lovestory. Wer mehr über das Leben der Sängerin erfahren will, kann sich den Film Regisseurin Sam Taylor-Johnson schenken.
In «Back to Black» treffen wir die junge Amy (Marisa Abela) direkt an der Schwelle zu ihrem Album «Frank», also vor etwa zwanzig Jahren, an. Noch frisch und naiv, singt der Fan von Billie Holiday und Sarah Vaughan hie und da in Bars in Camden, ihrem bevorzugten Viertel in London. Wir sehen, wie sie zwischen verschiedenen Männern herum wirbelt, in ihrem Zimmer singt und auf der Straße singt.
Wir sehen auch, wie sie von ihrem Papa Mitch (Eddie Marsan) gehätschelt wird, der im Vergleich zu dem, was wir über die wahre Geschichte wissen, viel zu gut wegkommt.
Ihre Großmutter Cynthia (Lesley Manville) ist ebenfalls sehr präsent im Film, während ihre Mutter Janis kaum vorkommt, obwohl bekannt ist, dass sie eine wichtige Bezugsperson für Amy war.
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«Back To Black» fokussiert sich auf Amys Liebesleben, wobei natürlich Blake Fielder-Civil (Jack O'Connell) ein wichtiger Bestandteil davon ist. Die Sängerin lernt ihn in einem Pub kennen, nachdem sie ihre Plattenfirma zum Teufel gejagt hat.
Danach folgt eine emotionale Achterbahn, mit verschiedenen Stationen der gemeinsamen Beziehung.
- Amy und Blake essen Big Macs in einem Hotelzimmer.
- Amy und Blake streiten.
- Amy und Blake heiraten heimlich in Miami
- Amy und Blake rauchen Crack.
- Amy und Blake lachen in einem Pub.
- Amy und Blake fliehen vor den Paparazzi
- Amy besucht Blake im Gefängnis und streitet sich mit ihm, bis er die Scheidung einreicht, weil ihm die Beziehung zu toxisch wird (what?).
Das mag streckenweise unterhaltsam sein, erfüllt aber nicht wirklich das Versprechen, dass die Produktionsfirma StudioCanal abgegeben hat. «Back To Black» wurde als Biographie einer Künstlerin angepriesen, ist unter dem Strich aber eher eine musikalisch angehauchte Version von Bonnie & Clyde.
Vieles, was Amy Winehouse ausmacht findet nicht oder nur sehr zurückhaltend in dem Film statt: Ihr Talent, ihre einzigartige Stimme, ihre fast schon unwirkliche Präsenz - all das findet viel zu wenig Platz in «Back To Black». Ein kleiner Lichtblick ist eine Szene, die Amys Grammy-Show von 2008 wiedergibt.
Gute Schauspielerin, schlechter Film
Amy-Darstellerin Marisa Abela tut was sie kann mit dem Material, das sie bekommen hat und macht damit einen sehr ordentlichen Job. Eine gute schauspielerische Leistung reicht aber nicht aus, um «Back To Black» zu retten. Nach über zwei Stunden endet die Biographie mit einer traurigen Amy in ihrer halbleeren Wohnung. Der Bildschirm wird schwarz und es erscheint der Text: «Amy Winehouse starb am 23. Juli 2011 im Alter von 27 Jahren an einer Alkoholvergiftung.»
Fazit
Es erschliesst sich nicht wirklich, für wen «Back To Black» eigentlich gedacht ist. Fakten werden beschönigt oder schlicht weggelassen und Amy Winehouse erhält als Künstlerin zu wenig Platz. Als Lovestory taugt der Streifen zwar bedingt, das war aber nicht der Plan oder zumindest nicht die Ansage.
Wer einen ehrlichen Blick auf Amy Winehouse Leben sucht, schaut sich Asif Kapadias Dokumentarfilm «Amy» an.