5 Gründe, warum Nemo den ESC gewinnen wird
Pustet die Ballons auf, dank Nemo haben wir den ESC-Sieg schon so gut wie in der Tasche.
Wird dieser Artikel möglicherweise so gut altern wie der Wert eines NFTs von einem Glas Milch an der Sonne? Kann sein. Als damals das Internet online ging, lasen wir im Internet, dass dieses Internet höchstens zwei Jahre bestehen bleibt. Und das war nur die erste von einer Milliarde schlechter Prognosen.
Doch als Alexander der Grosse damals in den Osten ritt, sagte er seinen Truppen: «Wenn wir den ersten Kriegselefanten sehen, drehen wir sofort wieder um»? Nein. Er sagte etwas anderes. Keine Ahnung was, hier geht es um Musik und nicht Geschichte. Manchmal muss man einfach kampfesmutig in die Zukunft blicken und mit Optimismus kleckern als wäre es ein schmelzendes Pralinato.
Am 7. Mai beginnen die Halbfinals zum diesjährigen Eurovision Song Contest in Malmö. Wir schreiben das Jahr 40 nach ABBAs «Waterloo». Und zurzeit häufen sich die Anzeichen, dass der Schweizer Kandidat Nemo zum Duke Wellington der Veranstaltung wird. (Das ist der Kerl, der damals Napoleon bei Waterloo besiegte. Es geht hier mehr um Geschichte, als ursprünglich geplant.)
Hier sechs Gründe, warum Nemo den ESC heimbringen wird. (Das ist nicht nur eine Anspielung auf den Baschi-Song. Der allererste Eurovision Song Contest fand 1956 in Lugano statt.)
Die Wettquoten
Aktuell führt Nemos Song «The Code» die Rangliste der Buchmacher an. Hinter ihm lauern Baby Lasagna aus Kroatien und Angelina Mango aus Italien. (Um die Wettgötter nicht zu verärgern, verzichten wir auf einen kulturell unsensiblen Scherz über die Namen der Konkurrenz.) Für die letzten vier Ausgaben lag diese Metrik stets richtig. Und: Nemo baute seine Spitzenposition in den vergangenen Tagen fortlaufend aus.
Der Hype
... is real und nimmt zu. Auf YouTube und Spotify verzeichnet «The Code» jeweils weit über zwei Millionen Streams. In Litauen, Griechenland, Finnland, Israel und Estland tummelt sich der Song zudem in den Spotify Viral Charts. Und auch im Fan-Voting auf der Website Eurovisionworld liefert sich Nemo ein Kopf-an-Kopf-an-Kopf-Rennen mit Kroatien und Italien.
Die Gays
Der Eurovision Song Contest wird oft und liebevoll als die Gay Olympics bezeichnet. Was zwar bisschen gemein ist für die Gay Games, die eigentlichen Gay Olympics. Nichtsdestotrotz: Wer den ESC gewinnen will, sollte die musikalischen Vorlieben der LGBTQ-Szene im Auge und Ohr behalten. Und diese sind: dramatische Diven und brünette Beaus. Die letzten zehn Ausgaben wurden fast ausschliesslich von diesen zwei Kategorien gewonnen. 2014: Österreich, Diva. 2015: Schweden, Beau. 2016: Ukraine, Diva. 2017: Portugal, Beau. 2018: Israel, Diva. 2019: Niederlande, Beau. 2020: Pandemie. 2021: Italien, Rockband, die aussieht, als hätte man dramatische Diven mit brünetten Beaus gekreuzt. 2022: Ukraine, Solidaritätsvoting nach Kriegsausbruch. 2023: Schweden, Diva. Aufmerksame Augen haben bemerkt, dass sich Diva und Beau jeweils abwechseln. Yes, baby! Vorhang auf für unseren brünetten, nonbinären Beau.
Dumme Kinder?
Dieses Argument steht zugegeben auf etwas wackligen Beinen. Aber vielleicht dürfen in Europa einige Kinder länger aufbleiben und checken nicht, dass es sich bei Nemo nicht um den Trickfilmfisch handelt und fangen an zu heulen, wenn die Eltern nicht für ihn abstimmen.
Der Song
Über Geschmack lässt sich streiten. Als Lys Assia mit «Refrain» den ersten ESC gewann, motzten die Leute wochenlang auf TikTok, der Song klinge zu sehr wie «Nature Boy» von Nat King Cole. Oder hätten sie zumindest, wenn in den 1950er Jahren bereits 5G-Türme rumgestanden hätten. Deshalb werden wir nicht alle unter unseren Meinungsschirm bekommen, wenn wir sagen: «The Code» slappt. Das ist Non-Lys-Assia-Sprache für: Das Lied hat alles, um im ESC ganz nach oben zu kommen.
Wo sich andere Lieder für die dramatische Geste oder das verschmitzte Augenzwinkern entscheiden, setzt Nemo auf beides. Opern-Arie oder Grime-Rap? Why not both! Da wurden ganz schön mutig ganz schön viele Stilelemente in den Mixer geworfen, um daraus eine mindestens achtstöckige Zuckergusstorte zu backen. Und diese soll am 11. Mai zur Feier des dritten Schweizer ESC-Sieg angeschnitten werden.