Wie Chappell Roan die eigenen Fans gegen sich aufgebracht hat
Shooting Star Chappell Roan zieht nach einigen politisch aufgeladenen Tagen die Notbremse, bevor sie ausbrennt.
Chappell Roans Aufstieg im Musikzirkus glich in den vergangenen Monaten einem Skilift mit Raketenantrieb. Mit spektakulären Liveshows und intelligenten Popsongs ist die Sängerin zu einem der angesagtesten Stars der Gegenwart geworden. Doch in den vergangenen Tagen sorgte die Midwestern Princess nicht nur mit ihren künstlerischen Erfolgen für Schlagzeilen. Denn wie zieht man am schnellsten den Stecker aus einer Party? Indem man über den US-Wahlkampf zu reden beginnt.
Die Qual der Wahl
In einem Interview mit der englischen Zeitung Guardian sprach die 26-Jährige davon, wie unglücklich sie über die aktuelle Regierung der USA sei und sie beide Parteien als problematisch betrachtet. Zudem sprach Roan keine Wahlempfehlung für Kamala Harris aus – eine Geste, mit der viele ihrer Fans gerechnet haben. Immerhin warfen in den vergangenen Wochen Kolleginnen wie Taylor Swift und Billie Eilish medienwirksam ihre Unterstützung hinter die Kandidatin der Demokratischen Partei.
In einer ersten Reaktion auf die Kritik lud Chappell Roan ein Video von sich hoch in dem sie klarstellt, ganz sicher nicht für Donald Trump zu stimmen. Gleichzeitig äusserte sie erneut ihre Enttäuschung über gewisse Positionen der Demokratischen Partei, insbesondere deren proisraelische Politik im Gaza-Konflikt und Vernachlässigung marginalisierter Personengruppen.
Fall erledigt? Haha. Willkommen im Online-Diskurs 2024. Nachdem sich die Hysterie kaum legte, sah sich Chappell einen Tag später dazu genötigt, noch klarer zu werden: Ja, sie werde für Kamala stimmen, wenn auch unter grossen Vorbehalten. Und nein, sie werde keine explizite Wahlempfehlung für sie aussprechen. So wie sie sich bereits in der Vergangenheit nicht vor den Publicity-Karren der Demokraten habe spannen lassen, als sie eine Einladung vom Weissen Haus für eine Performance zur Pride Week abgelehnt hatte.
Fall … erledigt. Zumindest vorerst. Die ganze Episode scheint offenbar mentale Spuren bei der Amerikanerin hinterlassen, die kürzlich ebenfalls ihre Diagnose einer Depression öffentlich gemacht hat. Zwei anstehende Festival-Auftritte wurden kurzfristig abgesagt. Und ein Stellenausschrieb für eine neue Pressebeauftragte von Chappell Roan geht hoffentlich demnächst raus, damit solches Kommunikationschaos in Zukunft vermieden wird.