Veröffentlicht am 18. Juni 2023

Weisch no? Heitere Open Air 2000: Crossover und echte Gefühle

Egal ob man die neue Lieblings-Band entdeckt, Freunde fürs Leben findet oder einfach nur gerade die beste Zeit des Sommers hat – die Gründe dafür, dass ein Festival für immer in Erinnerung bleibt, sind vielfältig. Wir blicken zurück auf unsere liebsten Openairs und packen die Hits von gestern und vorgestern in eine nostalgische Playlist. Heute reisen wir zum Heitere Open Air im Jahr 2000.

Journalist

Im Jahr 2000 war der Hype um das Genre Crossover schon fast wieder vorbei. Was mit dem Sampler zum Film «Judgement Night» und dem Debütalbum von Rage Against The Machine Mitte der 90er begann, brachte in unseren Breitengerade Acts wie die H-Blockx hervor. Die hatten in dem Jahr schon ihr drittes Album draussen, aber live knallten die Hits vom ersten Album immer noch am besten. Zum Beispiel das höchst mitspring-fähige «Risin’ High», das auch halb Zofingen in Wallung brachte.

Crossover ist aber auch ein Wort, das den Booking-Ansatz des Heitere ganz gut trifft. Da pfiff man nämlich schon immer aufs sture Genre-Pleasing und stellte ganz selbstverständlich Rockbands neben Coverbands neben lokale Acts neben Künstler aus dem Senegal. Wie zum Beispiel die Band Touré Kunda, die westafrikanische Musiktraditionen in Europa bekannt machte und dank Unterstützer wie Carlos Santana und den Talking Heads ein breites Publikum erreichte.

«Baby, join me in death» – wenn Ville Vallo diese Wort flüstert, kommt man tatsächlich in Versuchung. Seine Band HIM war im Jahr 2000 auf der Höhe ihres Schaffens. Das zweite Album «Razorblade Romance», das 1999 erschien, hatte mit «Join Me» und ihrem «Wicked Game»-Cover gleich zwei Überhits, und Vallo war auf der Bühne in Sachen Charisma nur schwer zu toppen. Damals stand er oft mit nassen Haaren, oberkörperfrei, in enger Lederhose auf der Bühne, in der einen Hand das Mikro in der anderen eine Rotweinflasche. So sexy war Goth-Rock danach nie wieder …

Für die Fans des Schweizer Mundart-Rocks war Polo Hofer mit seiner Schmetterband am Start, den man in diesem Genre ja ruhigen Gewissens einen Vorreiter nennen kann. Hofer, der im Jahr 2017 verstarb, ist einer von vielen Beweisen, dass das Heitere auch ein Herz für alte Heldinnen und Helden hat.

Im Jahr 1999 führte kein Weg an Echt vorbei. Kim Frank war der Posterboy einer jungen Generation von Gitarrenmusikfans. Wurden die aus dem norddeutschen Flensburg stammenden jungen Männer erst noch belächelt oder gar als Musikindustrieprodukt verlacht, merkten viele erst Jahre später, wie gross und gut viele ihrer Songs waren. Bestes Beispiel ist einer ihrer grössten Hits, der eben 1999 erschien: «Du trägst keine Liebe in dir». Ein Song, der verdammt gut gealtert ist.

Wie weit vorne experimentelle Rockmusik aus der Schweiz sein kann, bewiesen schon seit Anfang der 90er The Young Gods aus Freiburg. Die Post-Industrial-Band verband wunderschöne Melodien mit rockigen Elementen, Industrial-Noise mit New-Wave-iger Melancholie, Prog-Elemente mit elektronischen Störgeräuschen. Auch sie waren Teil des 2000er-Line-ups.

So schön es ist zurückzublicken, wir schauen auch gerne nach vorne und freuen uns auf die diesjährige Ausgabe Heitere Open Air, die vom 8. bis zum 13. August stattfinden wird. Alle Infos und Tickets gibt’s hier. Auf der Website des Heitere könnt ihr übrigens hier alle Line-ups seit der ersten Ausgabe im Jahr 1991 einsehen.

Das (fast) komplette Lineup, gibt's in unserer Playlist:

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