Veronica Fusaro: «Am besten kann ich meine Emotionen mit der Musik teilen»

Die Sonne sinkt und all die Farben erstrahlen am Himmel. Ein Gefühl von Wärme umgibt einen, bis sie langsam am Horizont verschwindet und Dunkelheit einzieht. Es wird kalt und ein Gefühl der Einsamkeit überkommt einen.

Emotionen wie diese möchte das vergangene SRF-3-«Best Talent» Veronica Fusaro mit ihrem neuen Album «All the Colors of the Sky» auslösen. «Wenn ich Musik schreibe, arbeite ich sehr stark mit Wärme, Bildern und Szenen. Jeder Song hat sein eigenes Gefühl und jedes Gefühl hat seine eigene Farbe», so die Halb-Italienerin. So etwa der Titel «Grey Colored Sky», der beim ersten Hören wie ein grauer Himmel erscheint, letztlich aber doch ein paar Sonnenstrahlen der Hoffnung zulässt. Gekonnt kreiert Veronica ein ganzes Spektrum an Emotionen und Farben, von denen man sich mitreissen lassen kann. So bietet uns die Künstlerin nicht nur Balladen zum Schmachten: Mit Songs wie «Cry Me an Ocean» bekommen wir die volle Ladung Selbstbewusstsein. Veronica beschreibt das als «den Effekt eines Mittelfingers in Richtung Vergangenheit, nachdem der Befreiungsschlag erfolgt ist. Er klingt nach einem wohltuenden Ende einer unglücklichen Geschichte und nicht nach Schmerz».

Traurige Songs gehören auch dazu

Dieses Selbstvertrauen erlangt man aber nicht einfach mal so über Nacht. Die Thunerin, die bereits am Glastonbury, Eurosonic Festival oder als Support-Act von Mark Knopfler begeistern durfte, weiss um den langen Weg, den man gehen muss, um dieses Mindset zu entwickeln: «Ich versuche alle Emotionen zuzulassen und manche Songs sind halt einfach nur traurig und das gehört auch dazu. Es ist ein Prozess, zu diesem Selbstbewusstsein zu gelangen, aber ich bin jemand, der am Ende des Tages im Sonnenuntergang das Schöne sieht und nicht nur das Traurige.»

«Musik machen ist im ersten Moment ein egoistischer Akt»

So sehr es die junge Künstlerin geniesst, ihre Musik mit der Welt zu teilen – in erster Linie schreibt sie ihre Songs allein für sich in ihrem Kellerstudio. Fernab von Lärm und visuellen Reizen. «Es klingt sehr klischeehaft, aber es ist einfach so, Musik ist meine Therapie, es ist ein Pflaster, es ist das, was mir hilft. Ich bin nicht so gut im Emotionen teilen, doch mit der Musik kann ich es.»

Auch der Song «Don’t Be So Hard on Yourself» ist ein Appell an sich selbst, einfach mal zu relaxen und durchzuatmen in dieser immer schneller werdenden Welt. «Es reicht zum Beispiel schon, wenn ich durch Instagram scrolle und sehe, da machen alle so tolle Dinge. Dann fängt man schon an, sich zu vergleichen, was so dumm ist», so die 25-Jährige. Nicht immer so hart zu sich selbst sein - eine simple Message, die sich doch die eine oder andere von uns ab und zu vergegenwärtigen sollte.

Nach einigen Single- und EP-Releases sind acht Jahre vergangen und es wurde Zeit, endlich ein erstes Album zu veröffentlichen. Die Zeit müsse man sich nehmen dürfen: «Heutzutage, wenn man ein Album rausbringt, ist es oft so, dass maximal ein bis zwei Songs wirklich durchstarten. Alle anderen versinken im Spotify-Meer. Das ist mit ein Grund, warum ich es bisher mit einzelnen Songs und kleineren Projekten probiert habe.»

Musikalisch hat sich die 25-jährige in dieser Zeit zusätzlich gefunden und ist jetzt mehr als zufrieden mit dem Endresultat. «Ich hatte Zeit, zu wachsen und meine Musik zu finden, das zu entdecken, worauf ich Bock habe. Damals mit 18, dachte ich, dass ich diese Musik für immer machen will. Doch es ist ein ganz natürlicher Prozess, sich in diesem Alter noch zu verändern. Und das ist ja auch das Schöne am Wachsen. Im Moment habe ich schon das Gefühl, ich habe mich in einem Projekt noch nie so erfüllt gefühlt», so Veronica.