Veröffentlicht am 05. Februar 2023

Traumberuf Clubbesitzer

Immer wieder werden in der Schweiz Clubs von Laien gegründet, die vorher nur als Gast im Nachtleben unterwegs waren. «Das kann ja nicht so schwierig sein!» ist ihr Credo. Sie irren sich und scheitern dann oft in beeindruckend fataler Manier.

Immer wieder werden Clubs von (zumeist männlichen) Personen gegründet, die auf branchenfremde Weise zu Geld gekommen sind und nun darin einen Weg sehen, ihrem Erfolg Ausdruck zu verleihen, diesem ein Denkmal zu setzen: «Schaut her, ich bin zu Geld gekommen und das könnt Ihr jetzt mit mir zusammen feiern, in MEINEM Club!». Dafür kratzen sie all ihre in Clubnächten gesammelten Erfahrungen zusammen und konstruieren daraus eine Location nach ihren persönlichen Wunschvorstellungen. Ohne dabei genügend Rücksicht auf die ortsspezifischen Rahmenbedingungen, die Konkurrenzsituation und die Bedürfnisse des Zielpublikums zu nehmen. Sie waren ja selbst an genügend Partys, um zu wissen, was andere Clubs falsch machen und was sie selbst bieten müssen, um alle Mitbewerber in der Region zu übertrumpfen.

Ein gutes Beispiel dafür ist das längst untergegangene Alice Choo in Zürich, das einst voller Selbstvertrauen und einzig mit schwarzen und in der ganzen Stadt aufgehängten Plakaten angekündigt wurde: «Alice is coming» oder so ähnlich. Nur hat wider Erwarten niemand auf Alice gewartet: Aus dem an der Clubbing-Community vorbei konzipierten Alice Choo wurde nach einigen Konzept- und Führungs-Änderungen schon bald das SpaceMonki und während der Pandemie wurde aus dem SpaceMonki eine Denner-Filiale.

Gleichzeitig können andere Clubs in Bern, Basel, Zürich und Luzern auf mehr als zehn Jahre Bestehenszeit zurückblicken, einige auf mehr als 15 Jahre und ein paar wenige durften bereits die zwanzigste Kerze auf dem Kuchen auspusten. Den allermeisten von ihnen ist gemein, dass sie von Nightlife-Profis geführt werden, die bereits vor der Clubgründung beispielsweise als Party-Veranstalter und Barbetreiber aktiv oder in anderer Form in Nachtkultur und Gastro tätig waren und sich ausschliesslich auf dieses Metier fokussiert haben.

Sie wussten also bereits mit Clubgründung um die Konkurrenzverhältnisse, wussten, was funktioniert und was nicht. Sie kannten auch all die nachbarschaftlichen und behördlichen Widrigkeiten, die auf einen zurollen können und wie man mit diesen umgeht.

Bist du schuldig, sei geduldig

Aber vor allem wussten sie um die wichtigste Zutat, die man für den Aufbau eines erfolgreichen Clubbetriebes braucht: Geduld. Wer nicht bereit ist, zwei oder gar drei Jahre lang rote Zahlen zu schreiben, sollte sich gescheiter in einer anderen Branche nach Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung umsehen. Es ist kein Zufall, dass das Gros der über sehr lange Zeit erfolgreichen Clubs ihr Management höchstens leicht modifiziert, aber nie komplett über den Haufen geworfen hat.

Man braucht Biss, Stehvermögen, Nerven wie Drahtseile und Durchhaltewillen. Clubs, die bereits nach einem oder zwei Jahren ihr Management samt Konzept komplett auswechseln, sind sehr oft schon bald darauf in den Händen neuer Inhaber.

Oder eben eine Denner-Filiale.

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