Veröffentlicht am 06. April 2023

Steven Spielbergs Tochter erobert den Indie-Pop-Olymp

Wärst du jetzt auf Facebook ca. 2014, würde hier stehen: «Du wirst nicht glauben, welchen berühmten Vater diese Sängerin hat!» Hakt man die Familiengeschichte von Buzzy Lee aber erst einmal ab, erwarten einen hinreissend komponierte Herzschmerz-Songs.

Journalist

Wer auf Steven Spielbergs Wikipedia-Eintrag nachschauen will, wie viele Oscars er für «Hook» gewonnen hat, findet dort hinter dem Infobalken Children: «6, including Sasha». Aua, wenn du eines der fünf Non-Sasha-Spielberg-Kinder bist. Doch spätestens seit ihrem neu erschienenen Album «Internal Affairs» hat sich die 32-Jährige das Rampenlicht vollumfänglich selbst verdient. Als Buzzy Lee schafft Sasha Spielberg vielschichtigen Indie-Pop in Perfektion. Zwischen Catchiness und Melancholie bouncen Songs wie «Cinderblock» oder «When Can I» und geben jenem Gefühl Melodie und Wort, wenn eine Liebesgeschichte endet und du zwar hoffnungsvoll aber noch nicht ganz bereit bist, dich in die nächste zu stürzen. 

Ihre Entertainment-Karriere begann Sasha – bitte jetzt nicht überrascht vom Stuhl fallen – vor der Kamera. Für kleine Gastauftritte schickte sie Papa in Filmen wie «The Terminal» oder «Indiana Jones and the Crystal Skull Vodka Bottle» durchs Bild. Im Alter von 23 Jahren gründete Sasha mit Bruder Theo die folky Rock-Band Wardell, fünf Jahre später begann sie ihre Solo-Karriere als Buzzy Lee. In Kollaboration mit Producer Nicolas Jaar (Darkside, Against All Logic) veröffentlichte die Kalifornierin 2021 ihr Debütalbum «Spoiled Love». Grosses Presse-Tamtam blieb aus, doch überzeugten die bubbligen Electro-Popsongs aus eigenem Verdienst. Wer die Hand bereits auf dem «Talentlosen Nepo-Baby»-Alarmbutton hatte, verbrannte sich die Finger.

Mit «Internal Affairs» unterstreicht Buzzy Lee ihre musikalischen Ambitionen und hört sich dabei streckenweise an wie die vierte HAIM-Schwester. Kein Wunder: Sasha hat bereits das Pop-Trio musikalisch auf Tour begleitet, mit Alana Haim moderierte sie die Podcast «Free Period». Trotzdem surrt Buzzy Lee auch weiterhin knapp unter dem Mainstream-Radar und scheint sich dabei ganz wohl zu fühlen. Selbst für einen kleinen Side-Hustle bleibt dabei noch Zeit übrig: Unter dem Label By Sashy malt Spielberg the Younger mit Wasserfarbe Auftragsportraits von Haustieren. Damit du das Bild als Muttertagsgeschenk aber rechtzeitig erhältst, solltest du das Foto von Baroness Schnurrli besser noch diese Woche absenden.

(Ach, und «Hook» gewann übrigens keinen einzigen Oscar. Wir sind fassungslos.)

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