Veröffentlicht am 31. August 2024

Sind das die schlimmsten Covers aller Zeiten?

Niemand ist gefeit. Nicht einmal die ganz Grossen. Deshalb erstaunt es dreifach, wenn Giganten wie Madonna, David Bowie oder Britney Spears unglaublich schlimme Covers auf die Welt loslassen. Unser Best-of.

Journalist
5959

Coverversionen sind Fluch und Segen – wenn sie besser als das Original sind, kann man sich als Trittbrettfahrer:in einer neuen Zielgruppe beweisen und zeigt der eigenen Community, wie unglaublich fit man in seinem Genre ist. Wehe jedoch dem Musikschaffenden, der in die falsche Kiste greift. Der musikalische Misstritt bleibt für die Ewigkeit und egal, wie viele Welthits man zusätzlich fabriziert hat in der Vergangenheit – da wird stets und für immer dieser eine Tintenklecks im Heft bleiben. Man wird ihn nicht los und den Künstler:innen, die das Recht auf ihr eigenes Original haben, möchte man aber auch gar nie auf irgendeinem Red Carpet begegnen.

Oder wie wohl ein Red-Carpet-Stelldichein zwischen David Bowie und dem Schreiberling von «God Only Knows», dem Beach Boy Brian Wilson, abseits der Kameras und Mikrofone ablaufen würde? Wir werden es nie erfahren...

David Bowie «God Only Knows»

Nicht lange nachdem David Bowie mit Nile Rodgers Schützenhilfe «Let's Dance» die Popkultur erobert hat, überkam ihn die Lust, «God Only Knows» der Beach Boys zu malträtieren. Getreu dem Motto «Viel weniger ist deutlich mehr» knüpfte er sich Wilsons Klassiker nicht vor – und fabrizierte leider keine Hymne.

Das darin enthalte Crescendo lässt Bowie zur stimmlichen Bestform auflaufen. Und zwar so laut, dass sämtliche «David, das können wir so nicht machen»-Warnungen wohl kaum gehört wurden. Jetzt haben wir den Salat, Bowie seinen Tintenklecks und die Beach Boys trinken vermutlich heute noch jeweils einen Shot, wenn das Unding irgendwo am Radio trällert.

Britney Spears «I Love Rock 'N' Roll»

Würde sie den Rock 'N' Roll wirklich lieben, hätten sie diesem Versuch abgeschworen. Oder zumindest versucht, dem Original von Joan Jett so richtig einzuheizen. Und damit meinen wir, mit Pauken, Trompeten und einer ordentlichen Portion Strom. Aber das Ding (wir nennen es jetzt mal so) findet sich irgendwo zwischen Pop und einem Ansatz von «Roger, hau mol e Bitz i die Saite....aber nöd z'stark.»

Wo also Rock 'N' Roll draufsteht, ist kein Rock 'N' Roll drin. Ein klassiches Paradoxon. Hinter den Reglern dieser musikalischen Insolvenz sass übrigens Produzent Darkchild, der Spears einfach gewähren und alles so erscheinen liess, als hätte Spears diese Version irgendwann mal morgens um 3 in einer Karaoke-Bar eingesungen. Tja.

Disturbed «The Sound of Silence»

Oh, boy. Wer kam denn auf diese Idee? Hier nimmt man einen der besten Songs des Universums und tritt ihn dermassen mit Füssen, dass selbst Simon und Garfunkel wohl mit dem Gedanken gespielt haben, die Menschenrechtskonventionen zu überarbeiten. Das Meme dazu würde lauten: «Kann man einen Klassiker der Popkultur mit wenigen Mitteln zerstören?» - «Disturbed: Hold my beer.» – Liebe Metalheads aus Chicago, bitte tut dies nie mehr.

Setzt das Original hier wirklich auf die Fragilität, Verletzlichkeit und auf sämtliche Zwischentöne, ist dieses Cover eine Naturgewalt. Zwar ist Disturbeds Ausgangspunkt auch sanft und leiste, entwickelt sich aber zu einem opulenten Monster, das dem Zuhörer und Metal-Fan erst nach über vier Minuten Zeit zum Atmen lässt. Funktioniert hat diese Version allemal – die über eine Milliarde Klicks auf Youtube sprechen eine klare Sprache. How?

Miley Cyrus «Smells Like Teen Spirit»

Blasphemie? Yep, wir sind da nicht weit von weg. Zwar gibt es Miley Cyrus' Verbrechen nicht auf Schallplatte, dafür hat die «Wrecking Ball»-Künstlerin ihre Cover-Künste bereits mehrfach live bewiesen. Und an dieser Stelle brechen wir kurz ne Lanze für Hannah Montana: Sie kann wirklich singen, sie hat durchaus Entertainment-Qualitäten. Und das Nirvana-Cover kann sich in gewissen Passagen durchaus hören lassen.

Aber als Ganzes funktioniert das nicht. Echt nicht. «Smells Like Teen Spirit» liegt eine ganze Kultur, eine ganze Generation und nicht zuletzt eine Grundhaltung zugrunde. Wer das mal kurz für irgendwelchen Zwischenapplaus nutzt, ist nicht gut beraten.

Madonna «American Pie»

Ein amerikanischer Standard durch den Fleischwolf pressen? Kann man machen. Man darf einfach nicht erstaunt sein, wenn die Schafherde derart böse blökt, dass sogar der Wolf das Weite sucht. Den Start ins neue Millenium hat sich Madonna Louise Ciccone sicherlich anders vorgestellt. Denn das Unterfangen, Don McLeans Folkrock-Hyme als melodiösen Start in ein neues Jahrtausend zu wählen, hat nicht funktioniert.

Noch viel Schlimmer: Die Künstlerin wählte das Cover als Titelsong für die Romanze «Ein Freund zum Verlieben». Am Schluss schlugen sich die Kritiker:innen gegenseitig die Köpfe ein, weil sich niemand sicher war, was schlimmer wäre – die verhunzte Coverversion von McLean oder der klebrige Flopp an den Kinokassen. Nur ein paar Monate später veröffentlichte Madonna mit «Music» einen Banger und rückte den Haussegen wieder gerade.

Noch nicht genug? Hier ein paar zusätzliche Covers, mit denen man Häuser anzünden kann...

Limp Bizkit «Behind Blue Eyes»
Pearl Jam «Last Kiss»
William Shatner «Lucy In The Sky With Diamonds»
Sheryl Crow «Sweet Child O’ Mine»
Britney Spears «(I Can’t Get No) Satisfaction»
Alien Ant Farm «Smooth Criminal»
Mötley Crüe «Anarchy In The U.K.»
Avril Lavigne «Imagine»
Jessica Simpson «These Boots Are Made For Walkin»

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