Veröffentlicht am 24. Januar 2023

Rick Rubin: «Ich bin eher ein Reduzent als ein Produzent.»

Der Starproduzent Rick Rubin hat einen erstaunlich bescheidenen Blick auf sein Können am Mischpult. Die fünf amüsantesten und wahrsten Selbsteinsichten und Tipps des schon heute legendären Interviews, das er dem TV-Journalisten Anderson Cooper in der Sendung «60 Minutes» gab.

Journalist

Auf den Geschmack kommt es an

Diese Szene ist schon jetzt Teil der schnelllebigen Internet-Historie und viral gegangen: Ian Cooper sitzt in Rick Rubins Shangri-La-Studio in Kalifornien und fragt den bärtigen, wie ein Zen-Meister wirkenden Produzenten, ob er Instrumente spiele. Dieser antwortet: «Nein. Ich habe keine technischen Fähigkeiten. Ich weiss nichts über Musik.» Cooper: «Na ja, irgendwas müssen Sie doch wissen.» «Ich weiss, was ich mag und was ich nicht mag. Und ich bin da in dieser Frage sehr deutlich.» «Und wofür werden Sie dann bezahlt?» «Für das Selbstbewusstsein, das ich mit Blick auf meinen Geschmack habe und für meine Fähigkeit, Künstler:innen Dinge zu sagen, die ihnen augenscheinlich geholfen haben.»

Die wichtigste Zutat seiner Arbeit

Auf Coopers Frage, worauf es in seiner Arbeit denn vor allem ankomme, sagte er nur ein Wort – aber das sass: «Feeling».

Die unwichtigste Zutat seiner Arbeit

Rick Rubin hat für seine Arbeiten mit zum Beispiel Künstler:innen wie Johnny Cash, Beastie Boys, Red Hot Chili Peppers und vielen anderen dutzendweise Preise bekommen – darunter so Grosskaliber wie Grammys. Trotzdem sagt er dazu: «Ich habe die alle an meine Eltern geschickt. Und ich weiss nicht, wo sie jetzt sind. Diese Preise sind eine Ablenkung. Wenn man anfängt, darüber nachzudenken, wie man so ein Dinge gewinnen kann, dann konzentriert man sich nicht mehr auf die Herstellung dieser schönen Sache namens Musik. Das untergräbt die Reinheit des Projekts.»

Er nennt sich lieber Reduzent als Produzent

Er benutzt natürlich im Englischen «reducer» statt «producer», was sich ja aber als Reduzent ganz gut übersetzen lässt. Tatsächlich zeichnet die Konzentration auf die essenziellen Elemente eines Songs einiger seiner besten Arbeiten zu aus – zum Beispiel eben die Wiederbelebung des Johnny Cash auf seinen «American Recordings»-Alben. Auch hier gibt es ein schönes Gesprächs-Ping-Pong zwischen Anderson Cooper und Rick Rubin. Letzt genannter sagt: «Ich mag die Idee, mit so wenig Informationen wie möglich auf den Punkt zu kommen.» Darauf Cooper: «Und was tun Sie in ihrem Studio? Sie hören Musik und Sounds und versuchen sie zu zerlegen?» «Genau. Nur um zu sehen, was wirklich notwendig ist. Es auf das Wesentliche zu reduzieren, ist wirklich hilfreich, um zu verstehen, was es ist.» Man ist fast geneigt, mit einem «Amen» zu schliessen.

Johnny Cash spielte Rick Rubin seine Lieblingslieder vor

In einem frei zugänglichen Part des Interviews, den ihr hier sehen könnt, spricht Rubin auch über seine Arbeit mit Johnny Cash. Er habe mit Cash arbeiten wollen, weil Rubin glaubte, Cash würde gerade nicht so gut Musik machen, wie er es eigentlich könnte. Rubin war bekannt für seine Arbeit mit jüngeren Acts, wollte mal mit einer lebenden Legende arbeiten und Cash sei der erste gewesen, der ihm in den Sinn. Der Beginn ihrer Zusammenarbeit klingt wie eine Szene, die jeder Musikfan zum Sterben gerne erlebt hätte: «Ich habe ihn in mein Haus eingeladen und ihn gebeten, mir jene Lieder vorzuspielen, die er über die Jahre am meisten geliebt hat – egal ob eigene oder von anderen Künstler:innen».

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