Veröffentlicht am 05. Februar 2023

New K-Pop Kids on the Block: Der Hype um New Jeans

Nach Blackpink, Twice, Aespa und (G)I-DLE steht mit New Jeans schon die nächste koreanische Girlgroup für den internationalen Durchbruch bereit. Und hier passt das Wort «Girlgroup» mal ganz gut: die jüngste der Band ist gerade mal 14.

Journalist

Sie heissen Minji, Hanni, Danielle, Haerin und Hyein, sind zwischen 14 (Hyein) und 18 (Hanni und Minji) Jahre alt und zählen schon jetzt zu den spannendsten neuen Bands im K-Pop. New Jeans sind ausserdem bei HYBE Labels unter Vertrag, jenem Firmenverbund, der auch BTS im Hause hat. Als sie 2022 debütierten, rauschte schon ihre erste Single «Attention» auf Platz 1 der koreanischen Charts. «Hype Boy», die zweite Single, verstärkte den Hype noch und zeigte, dass diese fünf jungen Frauen – oder ihre Produktionsfirma – sehr viel richtig machen.

Y2K-Ästhetik, gute Popsongs und Mental Health

Auffällig war und ist vor allem, wie New Jeans im Gegensatz zu anderen K-Pop-Bands, nicht fünf Musikstile ineinander werfen, sondern fast immer wahnsinnig eingängige, konsistente Pop-Songs mit R’n’B-Einschlag und manchmal gar Indie-Vibes performen. Auch der Sound ist fast immer sehr organisch und nicht so kraftstrotzend aufgepumpt, wie zum Beispiel bei Blackpink und Aespa. Selbst, wer den Sweetness-Faktor koreanischer Popmusik erst einmal überwinden muss, wird bei New Jeans Songs finden, die problemlos in jedem Radio auf der Welt funktionieren würden, selbst wenn sie in grossen Teilen auf Koreanisch vorgetragen werden. Aber auch die Ästhetik der Band spielt beim Erfolg wohl eine Rolle: Die fünf jungen Frauen und das Team hinter ihnen setzen voll auf Y2K-Elemente und thematisieren in ihren Songs und Videos mehr als die üblichen Teenage-Love-Themen. Im Video zu «OMG», das in einer Klinik oder einer Psychiatrie spielt, erzählt Hanni in einem erstaunlichen Intro, dass sie manchmal glaubt ein iPhone zu sein, weil das Leben als junger Mensch dermassen von diesem Gerät und seinen Apps bestimmt wird. Überhaupt sieht man in ihren Videos immer wieder Elemente, die das Thema Mental Health aufgreifen.

Songwriting made in Korea und Schweden

Die hier gezeigten Lieder, oder auch «Cookie» und «Ditto», beissen sich mittlerweile nicht nur in den Ohren von K-Pop-Fans fest. Grosse Musikmagazine wie Billboard, Rolling Stone und NME haben New Jeans längst auf dem Schirm und sehen, dass sie auch bei Menschen anschlussfähig sind, die eher von britischer oder amerikanischer Popmusik geprägt wurden. Ein Name, der immer wieder in den Songwriting Credits auftaucht, ist dabei Ylva Dimberg. Die schwedische Produzentin und Songwriterin hat schon viele K-Pop-Songs mitgeschrieben – unter anderem für Grössen wie Twice, Red Velvet, BoA und Shinee. Die Brücke von Südkorea zu Schweden hat im K-Pop übrigens Tradition: Das Land im Norden mischt schon seit den späten 90ern im K-Pop-Game mit – was selbst der New York Times schon eine Story wert war. Die ersten Verbindungen kam dabei auf Wunsch der Südkoreaner zustande, die grosse Fans von Starproduzent Max Martin und seinem schwedischen Team war.

Sehr junge Idols

Der Erfolg von New Jeans zeigt aber noch eine Besonderheit des K-Pops: In Südkorea ist es normal, dass angehende K-Pop-Sänger:innen, Idols genannt, schon in sehr frühen Jahren mit der «Ausbildung» beginnen – manche im Alter von zehn oder elf Jahren. Sie gehen weiterhin zur Schule, leben aber in «Dorms» mit anderen Idols und haben täglich Unterricht in Tanz und Gesang. Dieses «Trainee»-System hat schon oft für negative Schlagzeilen gesorgt, denn auch wenn man es in den Kontext der extrem leistungsorientierten südkoreanischen Gesellschaft setzen muss, fordert es sehr viel von diesen jungen Menschen, die hier ihren Traum leben wollen. Aber es ist natürlich auch ein Grund, warum K-Pop-Performances oft qualitativ herausstechen. Bei New Jeans darf man sich zurecht sorgen und fragen, ob es so gut ist, schon mit 14 eine international ausgerichtete Karriere zu haben, mit Videos und Songs, die millionenfach gestreamt werden. Ein Tik-Tok-Influencer brachte die «Probleme» seiner Fan-Begeisterung hier sehr bissig auf den Punkt.

Die Fans von New Jeans sind vor allem junge Frauen

Trotzdem muss man klarstellen: New Jeans funktionieren vor allem bei jungen Frauen und Mädchen sehr gut und zielen sehr deutlich auf diese Zielgruppe. Damit widerlegen sie, wie schon andere Bands vor ihnen, das weit verbreitete Vorurteil, weibliche K-Pop-Fans würden nur Boygroups feiern, weil sie diese anschmachten können. Man darf gespannt sein, ob sie das qualitative Level ihres Outputs halten können, das bis jetzt ziemlich beeindruckend ist. Versucht einfach mal, «Ditto» oder «Hype Boy» wieder aus dem Kopf zu bekommen, wenn ihr es zwei oder dreimal gehört habt. Und wenn ihr euch generell für den Run der Girlgroups aus Koreas interessiert, empfehlen wir abschliessend noch diesen sehr guten Podcast zum Thema, in dem auch New Jeans zur Sprache kommen:

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