Veröffentlicht am 07. Januar 2023

Nacht&Leben – Die sieben Stufen des Katers

Nach Silvester kommt der Kater. Jedoch ist Kater nicht gleich Kater: Mit zunehmendem Alter steigt der Preis, den man für eine durchzechte Nacht berappen muss. Das Starzone Institute for Clubbing Research SICR hat die erste Studie zum Verhältnis «Alter / Partynacht / Kater» erstellt und dies in Kosten umformuliert.

Alex Flach

Alex Flach ist seit 25 Jahren Teil des Nachtlebens und hat 10 Jahre lang im Tages Anzeiger über selbiges geschrieben. Er ist Chefredaktor des Barkeeper-Magazins DRINKS Schweiz und Kommunikations-Verantwortlicher für diverse Clubs und Kulturbetriebe. Für Starzone nimmt er sich in der Kolumne Nacht&Leben das Geschehen hinter Club- und Bartüren zur Brust. (Foto: Dejana Gfeller)

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Alex Flach ist Zürcher Cluboriginal und Sprecher verschiedener Locations.

Kosten für die Party mit 18 Jahren:

Keine

Kosten für die Party zwischen ca. 20 und 28 Jahren:

4 Stunden Schlaf und ein Konterbier

Kosten für die Party zwischen ca. 28 und 35 Jahren:

Die verstörende Einsicht, dass man wider Erwarten nicht unsterblich ist. Und dass der Zahn der Zeit an einem nagt wie bei allen anderen auch. Plus acht Stunden Schlaf, eine Alka Seltzer und/oder eine Kopfschmerztablette (alternativ ein Konterbier).

Kleiner Schlummertrunk nach dem Feiern? Der Mittdreissiger wird diesen verwehren.
Kleiner Schlummertrunk nach dem Feiern? Der Mittdreissiger wird diesen verwehren.

Kosten für die Party zwischen 35 und ca. 42 Jahren:

Die ernüchternde Feststellung, dass man «zu alt für den Scheiss» ist. Ein peinliches Mass an Selbstmitleid, das Bedürfnis einen ausgedehnten Waldspaziergang zu unternehmen (wenn man denn dazu fähig wäre) und Scham. Jede Menge Scham. Ein bis zwei Tage physische Beschwerden plus das dringende Verlangen, sich bei irgendjemandem für das dem Alter unangemessene Verhalten zu entschuldigen. Via SMS oder WhatsApp.

Kosten für die Party zwischen 42 und ca. 52 Jahren:

Zwei Tage Leid in Selbstkasteiung, unablässiges «nie wieder»-Gemurmel, ein Kühlschrank voller Gemüse und Säfte und der latente Wunsch, künftig ein gottesfürchtiges Dasein in Enthaltsamkeit zu fristen.

«Ich bin nicht Lemmy Kilmister.»

Alex Flach

Kosten für die Party zwischen 52 und ca. 62 Jahren

Am zweiten Kater-Tag: «Is this me now?». Sprich: Die Furcht, es wird nie enden, egal wie viele Elektrolyte man sich einverleibt. Plus eine Phobie vor sozialen Kontakten jeglicher Art aus Furcht, das Gegenüber könnte jeden Respekt vor einem verlieren, was man selbst längst getan hat. Der Spiegel ist auf erschütternde Weise ehrlicher als je zuvor und zudem Gemüse, Früchte und irgendwas Heiteres auf Disney+. Bestenfalls was Schönes und Unbeschwertes von Pixar wie Wall-E oder Inside/Out, das einem den Glauben an das Gute in der Welt zurückgibt

Kosten für die Party ab 62 Jahren

In diesem Alter gibt es abseits des Leidens und der Schmerzen (die wir hier nicht in ihrem vollen Ausmass wiedergeben können, da eventuell auch Jugendliche mitlesen) nichts ausser zwei geradezu spirituellen Einsichten:

  1. Ich bin nicht Lemmy Kilmister
  2. Der Tod ist wohl doch nicht das Schlimmste.

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