Veröffentlicht am 15. Januar 2023

Nacht&Leben – Die Heimat ist doch nicht am Ende

Den Satz «Im Nachtleben läuft immer das Gleiche» gibt es wohl schon so lange, wie es Leute gibt, die ausgehen. Und ebenso lange wird der Mut, Neues zu wagen, nur schlecht belohnt. Gut abzulesen am Beispiel des Basler Clubs Heimat.

Alex Flach

Alex Flach ist seit 25 Jahren Teil des Nachtlebens und hat 10 Jahre lang im Tages Anzeiger über selbiges geschrieben. Er ist Chefredaktor des Barkeeper-Magazins DRINKS Schweiz und Kommunikations-Verantwortlicher für diverse Clubs und Kulturbetriebe. Für Starzone nimmt er sich in der Kolumne Nacht&Leben das Geschehen hinter Club- und Bartüren zur Brust. (Foto: Dejana Gfeller)

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Alex Flach ist Zürcher Cluboriginal und Sprecher verschiedener Locations.

Am 8. Dezember und damit mitten in der Adventszeit wurde Basels Kulturleben von der Nachricht überrumpelt, dass das Zivilgericht Basel-Stadt den Konkurs über die Heimat Gastro GmbH eröffnet habe. Der Basler Zeitung erklärte der Betreiber, der Club könne weitermachen und es handle sich um ein Missverständnis.

So recht glauben mochte ihm das niemand: Die Heimat war bereits während der Pandemie ärger ins Schleudern geraten als das Gros der anderen Schweizer Clubs und man verkündete damals im Club-eigenen Blog, dass man ohne das Härtefall-Programm des Bundes wohl nicht mehr existieren würde. Im selben Beitrag bat die Heimat um Spenden: «Für die Heimat ist dieser Hilferuf womöglich ein letzter Versuch, aus dieser wirklich bitteren Zeit herauszufinden und neue Hoffnung zu schöpfen».

An ein ‘Missverständnis’ hat wohl niemand geglaubt, der am 8. Dezember die Basler Zeitung gelesen hat

Aber wie konnte die Heimat in diese Schieflage geraten? Ganz einfach: Weil sie sich immer mehr darum bemüht hat, ein möglichst vielseitiges Programm zu bieten, als möglichst gewinnbringend zu arbeiten. In der Heimat werden neben Partys und Konzerten mit Musik aus den unterschiedlichsten Genres auch aufwendige Comedy-Abende mit wechselnden Themen, Partys für Menschen mit Behinderung, Queer-Anlässe, Drag-Shows und diverse andere kulturelle Veranstaltungen geboten. Und es gibt gar einen Heimat-Flohmi. In der Heimat werden zudem nicht nur Drinks, sondern auch Speisen serviert, was natürlich mit weiterem Aufwand verbunden ist.

Zusammengefasst: Die Heimat ist der Wunschort für all jene, die ständig monieren, es würde immer dasselbe laufen. Aber wird das auch dementsprechend honoriert? Wohl eher nicht, sonst wäre die Erfolgsrechnung der Heimat kein Schwimmfest für Wasserscheue.

Dass sich die Programme ähneln wie ein Ei dem anderen, ist nicht die Schuld der Clubs

Denn die bieten nur das, was das Ausgehvolk sich wünscht. Und versucht man dann mal tatsächlich was anderes, ganz so, wie es die Heimat Woche für Woche tut, dann muss man immer wieder aufs Neue um die Gunst der Gäste kämpfen.

Vor wenigen Tagen stand in der Basler Zeitung, dass die Heimat den Konkurs abwenden konnte, es darf weitergefeiert werden. Ob das Ganze nun doch nur ein Missverständnis war, kann nicht restlos geklärt werden, ist aber auch egal: Hauptsache dieser mutige Ort mit seinem facettenreichen Programm darf weitermachen. Und ich hoffe, der Heimat rennen die Leute künftig die Bude noch viel stärker ein als bisher, sodass sie noch ewig weiter besteht. Denn nichts anderes hat dieser wunderbare Ort verdient.

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