«Ich dachte, für «Timo Meier» gibt niemand einen Fünfliber aus»
Der Zürcher Multiinstrumentalist Max Apollo ist eigentlich bekannt für seine energiegeladenen Live-Shows. Vor Kurzem sorgte ein Statement zu seiner mentalen Gesundheit für Aufsehen. Wir sprechen mit dem Zürcher Künstler darüber, wie er sich heute fühlt.
Kaum Zeit für das Privatleben, aber jeden Abend auf der Bühne maximale Leistung erbringen: Die Themen Musik und Mental Health wurden lange Zeit nicht zusammengebracht. Von Musiker:innen wurde verlangt, dass sie immer weiter funktionieren, auch wenn sie dazu längst nicht mehr im Stande sind. Dass es in der Musikbranche ein Umdenken braucht, zeigte spätestens der tragische und viel zu frühe Tod von Avicii, der «nicht für diese Maschinerie gemacht wurde», wie seine Familie später schreibt. In der Schweiz meldete sich der Musiker Max Apollo im April auf seinem Instagram-Profil mit einem sehr ehrlichen und emotionalen Statement, wo es genau darum geht: sich als Künstler:in mental nicht gut zu fühlen. Für ihn war es der richtige Weg zum richten Zeitpunkt. Wir sprechen mit ihm darüber, was ihn dazu veranlasst hat und wie es ihm heute geht.
Es ist noch früh am Morgen und ich bin leider ziemlich erkältet und habe entsprechend geschlafen – ich bin dennoch guten Mutes.
Ich bin Max Apollo, bürgerlich Timo Meier. Ich schreibe Songs und spiele sie mit meiner Band ziemlich laut auf der Bühne. Musikalisch lässt sich das wahrscheinlich am ehesten dem Gitarren-Pop zuordnen, auch wenn es zwischendurch intensiver wird.
Seit der letzten EP «Power» darf ich mit dem Label Young & Aspiring zusammenarbeiten. Über die Jahre, in denen ich als Max Apollo Musik veröffentliche, hat sich ein tolles Team um das Projekt gebildet und glücklicherweise bin ich auf dem Weg dorthin in deren grossartigen Artist-Roster gelandet.
Angefangen hat alles mit der Band Pablo Infernal, die ich mit ein paar guten Freunden gegründet habe. Als Schlagzeuger habe ich hin und wieder eine Passage zu einem Song beigesteuert und gesungen. Nach vielen Konzerten hinter den Drums hatte ich das Bedürfnis, mich musikalisch neu zu orientieren. Das führte leider dazu, dass sich unsere (musikalischen) Wege trennten. Für die Zeit und die Band bin ich aber mehr als dankbar.
Die Geschichte ist eigentlich recht schwach: Als ich mich von Pablo Infernal abnabelte und plante, eigene Songs zu produzieren, kamen bereits die ersten Konzertanfragen. Ich braucht quasi über Nacht einen Namen und ich dachte, für «Timo Meier» gibt niemand einen Fünfliber aus. Ich bastelte aus meinem zweiten Vornamen «Max» etwas, das zu mir passt.
Ich erhoffe mir, möglichst viele Leute zu berühren. Konzerte sind ein schöner Ort, um ganz bei sich zu sein und die Welt da draussen für einen Moment zu vergessen. Es wäre schön wenn es mir gelingt, das Publikum in genau diesen Zustand zu versetzen und ihnen etwas Gutes auf den Weg zu geben.
«Ich habe immer weiter gemacht, obwohl ich mit mir zu kämpfen hatte.»
Max Apollo
Die Absagen waren für mich – ungelogen – das Schlimmste, was ich je machen musste. Das tat richtig weh. Es hat mich aber auch dazu veranlasst, ehrlich zu sein und die Tatsache anzusprechen, wie schlecht es mir ging. Jahrelang habe ich alles gegeben, damit der Laden läuft. Ich habe immer weiter gemacht, obwohl ich mit mir zu kämpfen hatte. ich dachte einfach, das ist normal und gehört dazu. Ich hätte nie gedacht, dass die innere Gefühlslage von Musiker:innen in der Branche irgendwen interessiert. Ich wurde zum Glück vom kompletten Gegenteil überzeugt. Die Reaktionen haben mich wirklich sehr berührt, die Menschen haben sich echt Sorgen gemacht, ich erhielt aber auch viele unterstützende Worte. Das ermutigt mich, nicht von meinem Weg abzukommen.
Was ich mit Sicherheit sagen kann ist, dass wir alle mehr über unsere mentale Gesundheit sprechen müssen. Als Gesellschaft werden wir zwar immer besser darin, aber es ist noch viel Luft nach oben. Die Message muss klar sein, dass psychische Probleme genauso ernst genommen werden müssen wie physische.
Es ist sehr viel passiert. Ich hatte das Glück, unglaublich schnell Hilfe zu erhalten und nehme diese auch aktiv in Anspruch. Damit geht es mir sehr gut.
Darüber zu reden – klingt einfach, ist es aber nicht. Mir persönlich hat der erste Arzttermin enorm geholfen. Der Austausch mit einer neutralen Fachperson war deshalb so wichtig, weil ich wusste, dass diese Person nicht über mich urteilt. Ich würde ausserdem das Umfeld (Booking, Management, Bandmitglieder) informieren. Das nahm mir enorm viel Druck.
Ja, selbstverständlich! Das schöne an der Schweizer Musikszene ist, dass wir uns alle auf engstem Raum organisieren müssen. So kommen sehr viele gute Freundschaften zustande. Meine liebsten Grüsse gehen raus an Dana, The Two Romans, Hecht, Tobias Jensen, MESSINA, Esmeralda Galda und natürlich Tobias Carshey.
Während der Pandemie habe ich mich mit verschiedenen Musiker:innen getroffen um an Songs zu arbeiten. Mit Laura (Esmeralda Galda) war die sprachliche Richtung ziemlich schnell klar, da sie auf Deutsch singt. Die Abwechslung tat gut, nach ungefähr zwei Stunden war der Song fertig und wir super zufrieden. Hört es euch gerne an :)
Also, eigentlich wollte ich diese Geschichte nie erzählen, aber wie heisst es so schön: raus aus der Komfortzone! Folgendes: Vor ein paar Jahren bin ich eine ganze Woche (!) zu früh zu einer Show erschienen. Ich stand mit meiner Gitarre vor der Venue, ready fürs Konzert, bis ich gemerkt habe: Oops, das ist erst nächste Woche. Tja, die Leute waren zum Glück sehr cool und haben kurzfristig eine Bühne für mich improvisiert. Eine Woche später ging es von vorne los.
Vielen Dank euch!