Veröffentlicht am 24. Februar 2023

m4music Demotape Sieger:innen - Where are they now?

Das m4music wird vom Migros Kulturprozent finanziert und ist seit 1999 ein fixer Bestandteil der Schweizer Festival-Gemeinschaft. Ebenso lange kürt die dazugehörige Demotape Clinic schon die spannendsten Newcomer der hiesigen Musikszene. Ist der Contest so nachhaltig wie die Migros oder sind die Gewinner:innen wenig später wieder vergessen?

Journalist

Sei es nun bei einer Casting-Show oder auf der Bühne von einem Battle-of-Bands-Wettbewerb: Wer seine Karten nach einem Podestplatz richtig spielt, aktiviert den Cheat-Code für die Musikkarriere. Natürlich gehören immer noch eine Menge Talent, Hartnäckigkeit und Glück dazu, aber mit der Aufmerksamkeit steigen die Chancen am Markt doch vehement.

Über sie schreiben wir vielleicht in zehn Jahren: Batbait, die Gewinnerinnen der Kategorie Rock, 2021
Über sie schreiben wir vielleicht in zehn Jahren: Batbait, die Gewinnerinnen der Kategorie Rock, 2021

Vorausgesetzt, der Contest geniesst auch eine gewisse Kredibilität. Eine Band, die sich einen Nachmittags-Slot am Bar- und Pub-Festival Tuggen erspielt hat, muss wahrscheinlich nicht demnächst mit Support-Bookings fürs Hallenstadion rechnen. Etwas anders sieht es bei der Demotape Clinic aus. In den letzten zwei Dekaden hatte man dort ein erstaunlich gutes Gespür für die Lokalhelden von morgen bewiesen. Einer davon füllt das Hallenstadion sogar gleich selber. Einer kleiner Blick zurück.

2006 Lyrics & Beat: Knackeboul

2005 gewinnen Orlando Menthol in der Sparte «Electro». Die cleanen Techno-Tracks von David Lukas Kohler und Simon Kallweit überzeugen die Jury und spülen genug Kohle rein für die Produktion von Kohlers neuem Projekt: Das Solo-Debüt seines Rap-Alter Ego Knackebouls. Damit wiederum gewinnt er ein Jahr später in der Kategorie «Lyrics und Beat». Knackebouls letzter Release erschien im Dezember 2022, daneben ist der Reimebastler als Moderator tätig und unterhält sein eigenes Format auf Watson.

2007 Rock: Jesh (Tobey Lucas & Chris Filter)

Mitte der Nullerjahre ist Indie-Rock riesig und die Anzahl an enghosigen Gitarren-Bands ist es ebenfalls. Eine davon ist Jesh, die 2007 in der Kategorie «Rock» abräumen. Nach zwei Alben ist Schluss. Die markante Stimme der Band, Tobey Lucas, verstummt allerdings nicht. 2013 erscheint sein Debütalbum, das die Alternative-Vibes gegen Country-Romantik tauscht. Seit 2018 ist Lucas mit Anna Känzig unterwegs – gemeinsam kredenzen sie verträumten Songwriter-Folk für frisch Verliebte.

Jesh-Drummer Chris Filter wiederum gibt heute bei Hecht den Takt an. Hecht gehören mit zu den aufregendsten Live-Bands die das Land zu bieten hat und zu den wenigen Schweiz Acts, die das Hallenstadion ausverkaufen.

2009 Lyrics & Beat: Steff la Cheffe

Auch Hip-Hop-Hoheiten müssen klein anfangen. Wobei die Bernerin 2009 eigentlich schon eine feste Grösse war, hatte sie doch ein Jahr zuvor den Titel als Vizeweltmeisterin im Beatboxen heimgebracht. Seit einigen Jahren nähert sich die Künstlerin zunehmend dem Pop an, bleibt dabei aber gewohnt text- und stilsicher. Ende des letzten Jahres gab es dafür den Berner Bäredräck-Preis - der Award wird seit über 30 Jahren an Exponate des Kantons vergeben, die kulturell oder gesellschaftlich aussergewöhnliches leisten.

2009 Pop: Valeska Steiner (50% von BOY)

Zuletzt war Valeska Steiner zwar eher mit dem Mundart-Troubadour Trummer unterwegs, richtig durchgestartet ist die Zürcherin aber zusammen mit Sonja Glass und ihrer Band BOY. Deren sonnengetränkter Indie-Pop hat Fans, weit über das europäische Festland hinaus und diese schreien bereits seit einer Weile in Unison: «WO BLEIBT DAS VERDAMMTE 3. ALBUM?».

2012 Pop: Domi Chansorn

Würden wir in einer gerechten Welt leben, dann wäre Domi Chansorn rieisig (und die Stubete Gäng im Gefängnis), aber sei’s drum - immerhin brachte 2022 das lange überfällige zweite Album dem Multi-Instrumentalisten ordentlich Aufmerksamkeit. Die darauf enthaltenen acht Psychedelic-Songs sind verstrahlter als das Zürcher Seebecken nach der Street Parade, behalten aber oft genug einen Fuss in der Tür zum Pop. Unprätentiös aber anspruchsvoll, bitte mehr davon.

Am 24. + 25. März findet die nächste Ausgabe des m4music Festivals statt und damit auch ein weiteres Mal die Demotape Clinic. Vielleicht mit dem einen oder anderen zukünftigen Stadion-Füller darunter.

Mehr Infos uns Ticket gibt es hier.

Das komplette Line-Up auf einen Blick:

Dino Brandão, My Ugly Clementine, Schmyt, Brutalismus 3000, Kid Simius & Bonaparte, Monument, Sad Night Dynamite, 7ebra, Anger Mgmt, Arthur Hnatek, Crème Solaire, Domi Chansorn And The Astral Body, Do Nothing, Erika De Casier, Ethan P. Flynn, Gretel Hanlyn Kids Return, Kings Elliot, Knobil, Lateena, Levin Liam, Los Bitchos, Mel D, Mia Morgan, Monte Mai, Nu Genea, Okvsho, Pilar Vega, Pina Palau, Sam Gellaitry, SilanceSoft, LoftSoukey, They Hate Change, To Athena, Valentino Vivace, Wunderhorse, Zimmer90, Z The Freshman & Hotel Samar

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