K.I.Z stellen «Oranienplatz» vor – per Überraschungskonzert
Im Rahmen des Reeperbahn Festivals bauten sich die Berliner von K.I.Z selbst die grosse Bühne und stellten am Donnerstag im Rahmen einen Überraschungskonzerts den neuen Song «Oranienplatz» vor. Das Album gleichen Namens wurde zeitgleich für den 21. Juni angekündigt.
Das Reeperbahn Festival (RBF) in Hamburg hat sich in den letzten Jahren zum Schaulaufen der europäischen Musikbranche entwickelt. Hunderte Konzerte in der Stadt, der grosse Teil davon im Rahmen des Festivals, dazu gibt’s Empfänge, Panel-Diskussionen, Labelpartys. Aber das RBF wird auch immer wieder gerne für grosse wie kleine Überraschungsauftritte genutzt. Im letzten Jahr liessen Kraftklub zum Beispiel für einige Stunden die Reeperbahn sperren, karrten eine mobile Bühne auf die Strasse und spielten dort gut eine Stunde lang. In diesem Jahr bauten sich K.I.Z eine eigene, spezielle Bühne – um die Werbetrommel für ein neues Album anzuwerfen. Am frühen Nachmittag posteten sie bei Instagram, dass sie am Abend auf dem Heiligengeistfeld in Hamburg spielen würden und man sich for free Einlassbändchen abholen dürfe.
25 Minuten lang Fan-Favoriten und ein neuer Song
Das Heiligengeistfeld liegt am Rande der Reeperbahn, direkt am Stadion des Fussballvereins FC St. Pauli und im Schatten eines riesigen Hochbunkers, der seit Jahren kulturell genutzt wird. Dort sammelten sich gegen 21 Uhr tausende Fans und Schaulustige und fanden eine eigentümliche Bühnenkonstruktion: Drei Türme, zwei halbhoch aussen, einer hoch innen – das Bandlogo von K.I.Z. Tarek, Maxim und Nico performten auf diesen Türmen in schwarzen Kapuzenpullovern, betont diabolisch angeleuchtet zwischen Trockennebel und einsetzemden Regen. Gleichzeitig wurden sie dabei gefilmt und die Projektionen meterhoch auf die Türme projiziert. Auch wenn K.I.Z lyrisch eher clever zynisch und punkig unterwegs sind – die grossen Gesten und die Popstar-Inszenierung beherrschen sie trotzdem. Fürs Publikum gab es dann von Anfang an einige Fan-Favoriten: «Eine Affe und ein Pferd», «BIER», «Filmriss», «VIP in der Psychatrie» und natürlich «Hurra die Welt geht unter».
Wahrzeichen und sozialer Brennpunkt in Berlin: «Görlitzer Park»
Die neue Single kam als Weltpremiere am Ende des gut halbstündigen Sets, das für die Fans gerne noch ein wenig länger hätte gehen dürfen. Tarek kündigte sie mit stoischer Stimme an – mitsamt dem Album, das heisst wie der Song: «Görlitzer Park» (ab Minute 25 im Video). Der Titel gibt das Thema vor: der «Görlitzer Park» liegt inmitten von Berlin-Kreuzberg, dem Kiez der Band. Er ist seit Jahren ein umstrittenes Wahrzeichen. Sozialer Brennpunkt, erste Adresse für leichte und harte Drogen, im Sommer Party-Hotspot. K.I.Z. fahren das lyrische Provokationslevel in diesem Song ein wenig runter und zeichnen eine Art Sozialstudie dieses besonderen Orts, verwoben mit ihren biografischen Verbindungen. Auch einer der dort arbeitenden Dealer kommt per Sample zu Wort und erklärt, warum er diese Arbeit machen MUSS. Die Produktion ist betont düster – verantwortlich dafür sind wieder die Drunken Masters, die schon die letzten Songs produzierten. Aber auch Nico von K.I.Z und der Frankfurter Paul Mond haben Produzenten-Credits.
Direkt nach der Performance von «Görlitzer Park» war dann auch schon wieder Schluss. Auf den drei Türmen steht, dass das Album am 21. Juni erscheinen wird und es zwei exklusive Festivalshows in Deutschland geben wird. Man darf gespannt sein, inwieweit der Albumtitel das Thema der Songs setzen wird. Am Song «Görlitzer Park» merkt man jedoch, was einem auch an ihrem Oeuvre immer wieder auffällt: Am besten sind K.I.Z immer dann, wenn sie mal nicht nur intelligent pöbeln, sondern ernste Geschichten zu erzählen haben.