Hitzone: Wincent Weiss und die Entstehung von «Wer wenn nicht wir»

Wincent Weiss ist einer jener Musiker, denen man quasi im Rampenlicht beim Reifen zuschauen konnte. Der 1993 geborene deutsche Sänger und Songwriter hatte seinen ersten grösseren Auftritt 2013 bei «Deutschland sucht den Superstar», wo er jedoch recht früh ausschied. Was im Rückblick vielleicht sogar besser für ihn war, denn so viele nachhaltige Karrieren hat die Casting-Show mit Dieter Bohlen ja nicht hervorgebracht. Fünf Jahre später erhielt er dann beim damals grössten deutschen Musikpreis seinen ersten «Echo» und konnte live mit anschauen, wie sich die Veranstaltung in dem Jahr aufgrund eines Antisemitismus-Skandals um die Rapper Farid Bang und Kollegah dermassen zerlegte, dass sie fortan nicht weiter stattfand. Bei seiner amüsant angetrunkenen Rede bedankte sich Wincent bei seiner Plattenfirma, die früh an ihn geglaubt habe, als er als «kleiner Hosenscheisser» bei ihnen vor der Türe stand. Seine ersten musikalischen Erfolge verdankt Wincent Weiss ein Stückweit der Berliner Sängerin Elif. Wincent hatte ihren Song «Unter meiner Haut» auf YouTube gecovert. Als das DJ-Duo Gestört aber Geil seine Version für einen Remix nutzte, kam die Sache so langsam in Fahrt. Schon seine zweite Single «Musik sein» (2016) ging Platin. Auch seine «good looks» dürften der Karriere geholfen haben: Wincent hatte immer mal wieder Gastauftritte als Model – unter anderem 2016 für Versace in Mailand. Auch im Fernseher war Wincent Weiss immer mal wieder präsent – unter anderem 2019 als Teilnehmer von «Sing mein Song – Das Tauschkonzert» und später als Juror bei «The Voice Kids». Im Juni 2020 gelang ihm noch ein ganz besonderer Scoop: Er bewies als einer der ersten mit einer Reihe von Live-Shows mit Hygiene-Konzept in der Kölner Lanxess-Arena, dass sichere Konzerte inmitten der Pandemie durchaus möglich sind. Fast alle TV-Stationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz berichteten über die Shows.

«Wer wenn nicht wir» war die zweite Vorabsingle aus seinem dritten Album «Vielleicht irgendwann» und erschien am 21. Januar 2021. Schnell wurde klar, dass er damit einen veritablen Hit gelandet hat, der allein bei Spotify rund 50 Millionen Streams gesammelt hat – was für einen deutschsprachigen Künstler ziemlich amtlich ist. Das Album landete wenige Wochen später in der Schweiz auf Platz 2 und in Österreich sowie Deutschland souverän auf der 1. In dem sehr amüsanten Video zu «Wer wenn nicht wir» spielt Wincent ein wenig mit den Erfahrungen der Pandemie. Die Welt war damals schon wieder im Lockdown in vielen Teilen – also träumte er sich mit seinen Freunden und einem Greenscreen in andere Welten, oder auch mal in einen Kinofilm. Im Clip sind neben Wincent Weiss u. a. zu sehen: Pietro Lombardi, Johannes Oerding, Kai Pflaume und Joko Winterscheidt. In den Lyrics geht es um die Liebe und/oder Freundschaft zweier Menschen, die sich perfekt ergänzen, obwohl sie anders ticken. Eine Kernzeile ist jedoch: «Es kann so leicht sein, sich zu verlieren.» In den Interviews zum Release gab Wincent zu, dass das Album sehr grüblerisch und zweifelnd geraten ist. Er sagt: «Wenn ich Songs schreibe, sehe ich das oft als kleine Mini-Therapie an. Gerade beim letzten Album war das so, weil ich sehr viel gequatscht habe, sehr viel Selbstreflexion betrieben habe und so viele Dinge Revue passieren lassen konnte. Ich konnte schauen, was in den letzten fünf Jahre passiert ist und was in den nächsten fünf Jahren passieren soll.»

Als hätte Wincent Weiss unsere Rubrik damals gleich mitgedacht, brauchen wir hier gar nicht viel mehr erzählen. Denn der Künstler hat die Entstehung des Liedes in einem seiner zahlreichen Vlogs genauestens dokumentiert.

Wincent Weiss hat am Samstag sein Gastspiel in der Schweiz – und zwar im Hallenstadion in Zürich. Alle Infos zur Ticketlage gibt’s hier.