Veröffentlicht am 19. April 2023

Hitzone: «Mr. Brightside» von The Killers

374 Wochen in den UK-Charts (Stand: August 2023), über 1,7 Milliarden Plays auf Spotify und auch fast 20 Jahre später noch immer der absolute Peak Time-Hit in jeder Indie-Disco: «Mr. Brightside» wird uns alle überleben.

Journalist
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«ALLES SCHROTT!», war das ernüchternde Urteil über das fast fertige Debütalbum der Killers anno 2002. Diese Meinung kam aber nicht etwa von einem fehlgeleiteten Produzenten oder einem zynischen Labelboss, sondern von der Band selbst. Frontmann Brandon Flowers und Gitarrist und Band-Mitgründer David Keuning kamen zu dem desillusionierten Fazit, nachdem sie die erste Platte der Strokes gehört haben. Flowers meinte dazu in einem Interview mit dem NME: «Ich war deprimiert, nachdem ich das Album hörte, es klang absolut perfekt. Wir haben daraufhin alle Songs bis auf einen gekippt.» Der eine Song? Es war der Allererste, den die Band aufgenommen hatte: «Mr. Brightside».

Die Strokes-Einflüsse sind auf der Demo noch sehr viel präsenter.

2 Männer 1 Hit

Brandon Flowers verarbeitete auf «Mr. Brightside», wie er seine Freundin beim Fremdgehen beobachtete. Die eigentliche Komposition war aber ein gemeinsamer Effort von ihm und Keuning. Dieser steuerte den Riff und die Melodie bei, während Flowers den Text und den Chorus lieferte. Das kooperative Werk spielt gekonnt mit Gegensätzen. Der Refrain endet mit dem hoffnungsvollen «Cause i’m Mr. Brightside», den das darauffolgende «I never» zum Schluss dann aber gleich als resignierten Sarkasmus entlarvt. Neben seinem Traumata bediente sich der Sänger auch bei David Bowie. Allen voran die Textzeile «Now she’s leading him on, and she’ll lay him right down…» aus dessen Song «Queen Bitch».

«Mr. Brightside» erschien im Herbst 2003 auf dem britischen Label Lizard King Records mit einer Auflage von gerade einmal 500 Stück. Die angemessene Aufmerksamkeit bekam der Song aber erst mit dem Re-Release im darauffolgenden Jahr, wobei er in den UK-Charts aber nie höher als auf Position 10 anstieg und in den US Billboard-Charts gerade mal den 40. Platz erreichte. Fast schon surreal, gemessen daran, dass der Song in den frühen 2000er-Jahren gefühlt überall lief, wo Menschen, Musikboxen und Alkohol zusammenkamen.

Apropos Alkohol, dieser ist wahrscheinlich auch im Spiel, wenn Eric Roberts, aka Mr. Brightside, aka der Hauptdarsteller aus dem Musikvideo, seine Filmrollen aussucht. Der Bruder von Julia Roberts hat in stolzen 726 Filmen mitgespielt, darunter sind einige prestigeträchtige Auftritte wie in Christopher Nolans «The Dark Knight», mehrheitlich aber Castings in astreinem Bullshit, wie «A Talking Cat». Das ist nicht wirklich relevant für die Historie des Songs, aber solides Small Talk-Futter für den Pub-Besuch, bei dem die Nummer mit Sicherheit irgendwann aus den Lautsprechern wummert.

And I've been doing just fine

Was den Song so besonders macht, ist nicht nur seine Langlebigkeit, sondern auch der riesige Konsens, dass er ein absoluter Banger ist, der so ziemlich überall funktioniert. Ausserdem hat sich «Mr. Brightside», trotz knapp zwei Dekaden Dauerbeschallung, überraschend wenig Feinde gemacht. Klar, einige verlassen fluchtartig die Tanzfläche, wenn die Nummer läuft, aber im Vergleich zu ähnlich oft gespielten Songs dieser Ära wie z.B. «Ruby» von den Kaiser Chiefs oder «Chelsea Dagger» von den Fratellis ist der Killer-Hit (Hah, so clever!) immer noch weitgehend willkommen.

Aktuell sitzt «Mr. Brightside» auf dem 60. Platz der UK Singlecharts. Wer darüber auf dem Laufenden bleiben möchte, folgt dem dezidierten Twitter-Profil «Is Mr. Brightside in the UK charts?», das wöchentliche Updates dazu liefert.


«Mr. Brightside» ist das «Bohemian Rhapsody» der Indie-Generation und wird uns alle überleben.

The Killers spielen am 23. August 2023 am Zürich Openair.

Sämtliche Infos und Tickets gibt's HIER.

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