Veröffentlicht am 01. November 2023

Fiktive Bands: Sex Bob-Omben, Sonnen-Zerstörer und Indie-Katzen

Die Literatur-, Film-, Comic- und Videospiel-Geschichte ist voller fiktiver Musiker:innen, die man gerne im realen Leben hätte. Wir haben hier unsere acht liebsten zusammengestellt, die es noch nicht auf die Bühne geschafft haben – was z. B. Spinal Tap, The Commitments und die Blues Brothers ausschliesst.

Journalist

1. Disaster Area

Die wohl bekannteste Band der Science-Fiction-Literatur dürfte Disaster Area sein. Sie tauchte zuerst im zweiten Band der Reihe «Per Anhalter durch die Galaxis» von Douglas Adams auf. Darin besuchen die Protagonisten Ford und Zaphod «Das Restaurant am Ende des Universums» und treffen Fords Kumpel Hotblack Desiato, der dort mit seiner Band spielt (die Szene aus der BBC-Serie seht ihr unter diesem Text). Disaster Area ist die bekannteste und lauteste Band des Universums und beendet ihre Shows stets mit einem mit Sprengstoff vollgepackten Raumschiff, das in eine Sonne kracht. Die Band stammt aus den Gagrakacka Mind Zones und ihr Stil sei recht simpel, so Adams. Ihre Texte erzählen meist die typische Geschichte eines Jungen, der ein Mädchen im Licht eines Mondes trifft, kurz bevor dieser aus unerklärlichen Gründen explodiert.

2. Dr. Faust

Ähnlich wie bei Disaster Area müssen wir uns auch die Musik von Dr. Faust quasi selbst denken. Hinter diesem etwas langweiligen, an Goethe angelegten Namen verbirgt sich ein mysteriöser Musiker namens Adam und seine Band. Adam steht nicht zu Unrecht im Verdacht, ein Vampir zu sein. Wir erleben ihn und seine Geliebte Eve in der wunderschönen filmischen Vampir-Ballade «Only Lovers Left Alive» von Jim Jarmusch. Leider hört man Dr. Faust im ganzen Film nur bei diversen Gitarren-Improvisationen und nie mit einem ganzen Song. Was schade ist, denn diese noisigen Post-Rock-Passagen würde man nur zu gerne in Verbindung mit gesungenen Geschichten aus einem Jahrhunderte währenden Leben hören.

3. Sex Bob-Omb

Die Welt der Comics und des Films «Scott Pilgrim vs. The World» hat einige fiktive Bands im Angebot – die bekannteste daraus dürfte natürlich die Band von Scott selbst sein: Sex Bob-Omb (siehe Artikelfoto). Schon der Name ist eine geeky Referenz in Sachen Videospiele und Punkrock: Er bezieht sich auf den «Super Mario»-Gegner «Bob-omb» und auf den Song «Sex Bomb» der kalifornischen Punkband Flipper. Scott-Darsteller Michael Cera hatte übrigens keine grossen Probleme damit, zu singen und Gitarre zu spielen – er ist selbst Indie-Musiker und hat 2014 mit «True That» ein feines Solo-Album aufgenommen.

4. Sing Street

Der Regisseur John Carney hat ein gutes Händchen, wenn es um fiktive Bands geht. Eine davon schaffte es sogar ins richtige Leben: Das Strassenmusik-Duo aus seinem Film «Once», das von Glen Hansard und der tschechischen Sängerin Markéta Irglová gespielte wurde, existierte danach sehr erfolgreich als The Swell Season – verbunden mit einer kurzen, aber intensiven Liebe der beiden. Die tolle Teenage-Band aus «Sing Street» hat es leider noch nicht auf eine reale Bühne geschafft – aber immerhin gibt’s die tollen Auftritte und Clips aus dem Film und die Songs bei Spotify auf dem offiziellen Soundtrack.

5. Daisy Jones & The Six

Eine der wohl «erfolgreichsten» fiktiven Bands der jüngsten Vergangenheit dürfte Daisy Jones & The Six sein. Die amerikanische Autorin Taylor Jenkins Reid landete 2019 mit ihrem Roman gleichen Namens einen Bestseller. Darin erzählt sie als «Oral History», also mit Monologen der fiktiven beteiligten Personen, die Geschichte einer Band aus den 70ern, die hier und da recht eindeutige Parallelen zu Fleetwood Mac und deren Aufnahmen ihres zweiten Albums «Rumours» aufweist. Dass man inzwischen sehr schöne Lieder dieser Band kennt und sehr schöne Gesichter vor Augen hat, liegt an der Amazon-Prime-Serie gleichen Namens, die Anfang des Jahres zum Hit wurde, und am Album «Aurora», das es tatsächlich zu hören und zu kaufen gibt. Für den Soundtrack und die Albumsongs waren unter anderem Songwriter/Produzent Blake Mills sowie Künstler:innen wie Marcus Mumford und Phoebe Bridgers zuständig. Es gab übrigens auch Pläne, die Schauspieler:innen, die diese Songs in der Serie in Teilen selbst singen und spielen, mal als Daisy Jones & The Six für mindestens ein Konzert auf die Bühne zu bringen. Das scheiterte zwar erst einmal am Streik der Schauspieler:innen-Gewerkschaft, aber man habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben.

6. Mae’s Band

Jetzt wird es richtig nerdig: Im tollen Videospiel «Night In The Woods» kann man selbst in die Rolle der Mae schlüpfen und mit dem Controller die Musik beeinflussen. Das klingt dann so wie im YouTube-Player unten. Mae ist eine recht menschenähnliche Katze und die Hauptfigur des Adventure-Games mit Jump’n’Run-Elementen. Sie hat gerade ihre College-Ausbildung geschmissen und kehrt zurück in die Kleinstadt Possum Springs, in der sie aufgewachsen ist. Dort trifft sie unter anderem ihre alte Indie-Band – und spielt wieder Musik mit ihr. Ansonsten merkt Mae aber schnell: Es ist gar nicht so leicht, an die Jugend anzuknüpfen – und irgendwie ist ihr die Stadt auch ein wenig unheimlich geworden …

7. Utopia Avenue

Lange bevor sich die Autorin Taylor Jenkins Reid sich die 70s-Band Daisy Jones & The Six ausdachte, erzählte der Autor von «Der Wolkenatlas», David Mitchell, eine recht ähnliche Geschichte und erfand die britische 60-Psychedelic-Band Utopia Avenue in seinem gleichnamigen Roman. Folksängerin Elf Holloway, Bluesbassist Dean Moss, der Gitarrenvirtuose Jasper de Zoet und der Jazzdrummer Griff Griffin hatten nur eine kurze, aber intensive Blütezeit, bleiben aber «the strangest British band you’ve never heard of». Ach, wie gerne hätte man diese Musik mal gehört ...

8. Stillwater

Diese fiktionale Band aus dem Film «Almost Famous» ist bitte nicht mit der sehr realen Band Stillwater aus Georgia zu verwechseln, die in den 70ern Southern Rock mit Folk mischte. Und sie ist nicht zu verwechseln mit The Allman Brothers Band, Eagles, Lynyrd Skynrd und Led Zeppelin. Warum gerade diese Acts? Weil Cameron Crowe Stillwater sozusagen als Amalgam jener Bands anlegte, die er in seinen Teenager-Jahren beim amerikanischen Rolling Stone interviewt hatte. Dieser Teil seines Lebens ist bekanntlich die Vorlage für «Almost Famous» und William Miller das Alter Ego von Cameron Crowe.

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