Die fünf besten Auftritte bei den BRITS 2023
Wet Leg feiern heidnische Rituale, Sam Smith und Kim Petras bringen «Unholy» in die Kulissen von «Mad Max», Lizzo schmetter ein Empowerment-Party-Medley, Stormzy kann mehr als Rap, Newcomerin Cat Burns nutzt die grosse Bühne, Harry Styles knutscht mit Lewis Capaldi und die lustigsten Interviews macht wie immer Amelie Dimoldenberg.
Es ist Award Season im internationalen Pop. Nach den Grammys waren am Wochenende nun die wichtigsten Musikpreise Englands an der Reihe: die Brit Awards, kurz BRITS. Während man sich ja immer fragt, ob diese Preise irgendeinen Sinn ergeben oder den Artists wirklich helfen, liefern gross angelegte Award Shows wie diese aber zumindest Auftritte, wie man sie nicht alle Tage sieht. Wir haben unsere Favoriten gepickt.
Wet Leg – «Chaise Longue»
Rhian Teasdale und Hester Chambers haben mit ihrer Band Wet Leg bisher einen sensationellen Lauf hingelegt. Von der beschaulichen Isle of Wight aus eroberten sie in den letzten Jahren die ganze Welt – und schon ihre erste Single «Chaise Longue» wurde zum Indie-Überhit. Vor kurzem gab es zwei Grammys, nun können sie denen noch zwei Brit Awards an die Seite stellen. Einen als «British Breakthrough Act» und einen als «Best British Group». Bei der Annahme der Preise zeigten sie wieder einmal ihren herrlichen Humor und zitierten Alex Turner von den Arctic Monkeys, der 2014 ein wenig schnöselig raunte: «That rock’n’roll, eh? That rock’n’roll, it just won’t go away. It might hibernate from time to time and sink back into the swamp.» Wet Leg lasen diese Rede 1:1 von ihrem Smartphone ab und grinsten dabei wundervoll debil. Ihre Live-Performance war ebenfalls ein grosser Spass: «Chaise Longue» als heidnisches Ritual, das uns derbe an den Horror-Klassiker «The Wicker Man» aus dem Jahr 1973 erinnerte.
Sam Smith und Kim Petras – «Unholy»
Spiele jede Show so, dass die konservativen Christen die Hölle fürchten! Diese Worte könnten bei Sam Smith und Kim Petras irgendwo im Backstage an der Wand hängen. Nachdem ihr Grammy-Gig tatsächlich zu einem Aufschrei der konservativen Christen Amerikas führte, tauschten sie das Höllen-Szenario nun gegen eine Kulisse, die schon wieder an einen Kultfilm erinnerte: «Mad Max».
Lizzo – «Special / 2 Be Loved / About Damn Time (Medley)»
Dass Lizzo im internationalen Pop die besten Vibes hat, zweifelt ja hoffentlich niemand mehr an. Egal was sie macht: Ob sie politisch bei Insta rantet, fröhlich lachend für mehr Selbstakzeptanz wirbt, schweinische Dinge erzählt oder grossartige Songs schmettert – dieser Energie kann man nicht entkommen. Sie zückte bei den BRITS einen kleinen Strauss ihrer besten Songs und verband sie zu einem kurzweiligen Medley.
Stormzy – «Hide & Seek / I Got My Smile Back»
Stormzy gilt zurecht als König und OG des UK Grime. Dass er weit mehr kann, als Rappen hat er dabei immer wieder bewiesen. Zuletzt auf dem grossartigen Album «This Is What I Mean», für das er viele seiner kreativen Freund:innen im Studio versammelte und manchmal sogar ganz aus einem Song heraustrat, um zum Beispiel seinem Buddy mit Engelsstimme Sampha das Feld zu überlassen. Seine Performance bei den BRITS war zugleich classy und ein wenig rough. «Hide & Seek» wurde zur seelenvollen Ballade mit Gospel-Vibes, die dann nahtlos in «I Got Smile Back» überging (auf der Platte singt dabei India.Arie den Chorus), das von Stormzys Rap-Barts im besten Wortsinn zerschossen wurde.
Cat Burns – «go»
Wer die britische Musikszene im Blick hat, der dürfte schon mal von Cat Burns gehört haben. Die 22jährige Londonerin verbindet in ihrem Sound klassisches, folkiges Singer-Songwriter:innen-Material mit Soul und R’n’B-Vibes, die vor allem durch ihre grossartige Stimme in die Songs fliessen. Ihre Debüt-EP «emotionally unavailable» wurde zum kleinen Hype und brachte sie unter anderem in die geschätzte Liste «Sound of 2023» der BBC. Auf den BRITS nutzte sie die üppige Bühne und spielte ihre Hit «Go» mit ganz grossem Besteck: Gospel-Chor, Harfe, eine Band, wie aus einer 70er-TV-Musikshow. Und trotzdem schillerte sie selbst am hellsten, überstrahlte ihre Stimme alles andere.
Bonus-Clip 1: Harry Styles küsst Lewis Capaldi
Auch Harry Styles durfte gleich mehrmals auf die Bühne und gewann in der wichtigsten Kategorie. Während seine Performance von «As It Was» vor allem durch die rege Publikumsbeteilung spannend wurde, sorgte ein Kuss von ihm für die schöneren Schlagzeilen. Lewis Capaldi hatte auch auf den Win in der Königsklasse gehofft, gab aber einen guten Gewinner ab. Und bekam zum Dank einen Bussi von Harry – und, glaubt man seinem amüsanten TikTok-Feed – auch einen amtlichen Ständer.
Bonus-Clip 2: Amelia Dimoldenberg
Auf dem Roten Teppich gab es derweil kein Entkommen vor Amelia Dimoldenberg. Die zählt mit ihrem Format «Chicken Shop Date» eh zu den lustigsten Interviewerinnen Englands. Dort macht sie genau das, was der Titel verspricht: Sie trifft Künstler:innen wie Kehlani, Phoebe Bridgers, Matt Healy von The 1975, Yungblud, Burna Boy, Ed Sheeran oder Finneas auf ein Date in einem Hähnchen-Imbiss. Dabei spielt sie die Rolle einer etwas neben der Spur hängenden jungen Frau, die diese Interviews tatsächlich als «Date» sieht und auf sehr unbeholfene Art flirtet. Bei den BRITS bekam sie ein recht grosses Areal am Roten Teppich, wo sie in zwei Ikea-Regalen Geschenke für ihre Interviewgäste parat hatte. Darunter viel «Ex»-Freunde – so bezeichnet sie allerdings alle, die mal in ihrer Show waren. Hier gibt’s ihren Zusammenschnitt der schönsten Momente: