Veröffentlicht am 05. Mai 2023

Dianne Reeves Puts A Spell On You

Sie lieh Musik-Ikonen ihre Stimme und wurde dabei selbst zur Legende. Mit Dianne Reeves kommt die grösste Jazzsängerin unserer Gegenwart 2024 für zwei Termine in die Schweiz. Selten klingt Amerika besser, als wenn die Virtuosin dessen Great Songbook aufschlägt.

Journalist

Ein Land hat seinen Soundtrack. Jene Handvoll Lieder, die den nationalen DNA-Strang in Vibration versetzen. Wie eine Flagge, die man auf Spotify anhören kann. Oder eine Landschaft, die sich auf Notenblättern nachspielen lässt. Lieder, die von Schönheit oder Kampf berichten und den Test der Zeit überstehen. Sie spenden Identität und Trost und ein vertrautes Gefühl bei den Menschen innerhalb der Landesgrenzen. Manchmal gar darüber hinaus.

In den Vereinigten Staaten von Amerika nennt sich dieser Soundtrack das Great American Songbook. Es entstand in jener Zeit, als die USA per Micky Maus und Rat Pack zur kulturellen Vormacht der westlichen Welt wurden. Aus den Federn von Genies wie Duke Ellington oder den Gershwin Brüdern flossen unsterbliche Klassiker wie “Mood Indigo” oder “Summertime”. Schätze, die man in die Hände von legendären Interpretinnen wie Sarah Vaughan oder Ella Fitzgerald legte, damit sie dort noch etwas heller funkelten.

First Lady of Jazz des 21. Jahrhunderts

Vaughan und Fitzgerald sind leider nicht mehr länger unter uns. Doch deren Erbe wird von Dianne Reeves würdig verwaltet und ständig erweitert. Die 1956 in Detroit geborene Sängerin lauschte bereits als Kind dem Blues ihrer Tante. Onkel und Bassist Charles Burrell schrieb Geschichte als erster Afroamerikaner, der in einem amerikanischen Symphonieorchester aufgenommen wurde. Noch in der High School wurde Reeves von Jazztrompeter Clark Terry entdeckt und gefördert.

Auch wenn Jazz ihre erste Liebe ist, flirtet Reeves gerne auch mit anderen Genres. Auf Tour begleitete sie bereits Bossa-Nova-Pionier Sergio Mendes und Calypso-König Harry Belafonte. Auch Folk-Pop-Songs wie Fleetwood Macs “Dreams” kleidet die fünffache Grammy-Gewinnerin gekonnt in ein Jazz-Fusion-Ensemble. Diese Wandelbarkeit und Verspieltheit haben Dianne Reeves Erfolg bis weit ins neue Jahrtausend getragen, wo sie inzwischen unangefochten den Titel der “First Lady of Jazz” (und einige Ehrendoktortitel) tragen darf.

Amerikanische Musikgeschichte, vorgetragen von einem Jahrhunderttalent: Gleich an zwei Daten hat man 2024 in der Schweiz Gelegenheit, davon Teil zu werden. Am 9. April spielt Dianne Reeves in der Victory Hall, Genf und am 10. April im Volkshaus, Zürich. Tickets gibt's HIER.

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