Veröffentlicht am 15. Juli 2023

Der Piano-Entertainer: Chilly Gonzales

Auf seinem Weg von den Anfängen in der Subkultur bis zum gefeierten Erfolg auf der internationalen Bühne hat sich Chilly Gonzales als Klaviervirtuose etabliert. Im Dezember wird er seine Finger in Genf über die Tasten fliessen lassen. Eine kurze Biographie eines außergewöhnlichen Künstlers.

Journalist

Chilly Gonzales wurde als Jason Charles Beck in Montreal geboren und zeigte schon früh eine Vorliebe für Musik. In frühen 90er-Jahren wagte der Klaviervirtuose seine ersten Schritte in der Musikindustrie mit der alternativen Rockband Son. Und wenn man deren Song "Pick Up the Phone" hört, merkt man bereits, dass sich in Chilly ein Tausendsassa versteckt.

Obwohl die Band nur in Kanada den einen oder andere Achtungserfolg verbuchen konnte, so war es erst Chillys Solo-Debütalbum «Gonzales Über Alles» (2000) welches dazu führte, dass sich sein Name in die Gehirne zahlreicher Musikliebhaber einbrannte - hauptsächlich dank seines avantgardistischen Vermischen von Pop, Rap und elektronischer Musik.

Wendepunkt und Erfolg

Mit dem Album "Ivory Tower" (2010) wurde Chilly jedoch erstmals einem breiten Publikum bekannt. Dieses Werk, das in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Boys Noize aufgenommen wurde, kombiniert Hip-Hop, Elektro und klassische Kompositionen. Darin behandelt der Künstler auf eine visionäre und unkonventionelle Art Themen wie die Konsumgesellschaft, Ruhm und moderne Entfremdung. Ein Beispiel ist der verrückte Monolog im Track "I Am Europe", in dem Gonzales erzählt: "I'm a movie with no plot, written in the backseat of a piss-powered taxi. I'm an imperial armpit, sweating Chianti. I'm a toilet with no seat, flushing tradition down...". Das Album ist ein künstlerisches Delirium, das niemanden gleichgültig lässt.

Das Wunder der Bühne

Fast so gut wie das Klavierspiel beherrscht Gonzales die Interaktion mit dem Publikum, respektive manchmal auch die Interaktion mit sich selbst, wie man in dieser hervorragenden Liveversion seines Hits «Knight Moves», der ebenfalls aus «Ivory Tower» stammt, sehen und hören kann.

Seine Entertainer-Fähigkeit beweist der Musiker auch gerne auf Youtube, wo sich zahlreiche Videos der «Master Class»-Serie finden. Darin nimmt Gonzales die Hits anderer Musiker:innen auseinander und schreckt dabei nicht vor den ganz Grossen der Popwelt zurück. Gute Worte findet der Maestro z.B. hier zu Taylor Swifts «Shake It Off», die er mit einem kleinen Seitenhieb für den, mittlerweile verstorbenen, Instrumental-Kollegen Vangelis würzt.

Ein Mann, viele Kollaborationen

Ein Merkmal von Chillys Kreativität ist seine Neugier und das Bedürfnis, diese mit anderen zu teilen. Von Anfang an hat sich Gonzales immer wieder neu erfunden indem er mit Künstler:innen wie Feist, Daft Punk, Jarvis Cocker und vielen mehr zusammenarbeitete.

Das nächste Album “French Kiss”, das im September erscheinen wird und zusammen mit Juliette Armanet, Teki Latex und Arielle Dombasle entstand, verspricht dieses Tradition fortzuführen. Auch den Wahnsinn behält der Kanadier bei, wie dieser Clip zum gleichnamigen Song zeigt.

Wer seine Pianomusik eher klassisch mag, wird mit Chilly Gonzales übrigens ebenfalls gut bedient, was von seinen drei «Solo Piano»-Alben hervorragend dargelegt wird.

Chilly Gonzales spielt am 12. Dezember in Genf. Sämtliche Infos und Tickets gibt es HIER.

(Dieser Text erschien ursprünglich in Französisch und wurde auf Deutsch übersetzt.)

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