Dennis Kiss: The Songs That Made Me
Musik entsteht selten in einer Blase. Der Weg zur ersten eigenen Komposition ist gepflastert mit Inspirationen, Ideen oder den Methoden anderer Künstler:innen. Wir fragen junge Musiker:innen, welche Acts sie beeinflusst und welche Songs ihren Stil geformt haben oder kurz: Welche Musik hat sie dahin gebracht, wo sie heute stehen. Heute mit dem Deutschpoeten Dennis Kiss.
Wer ab und an in hiesigen Kellerclubs herumtorkelt, ist Dennis Kiss wahrscheinlich schon früher begegnet: Als Dennis Kiss & The Sleepers hat der Deutsch-Schweizer Doppelbürger knapp fünf Jahre lang schrammelige Indiemucke der Marke The Kooks kredenzt. Die Band hat er nun abgelegt und die englischen Texte ebenfalls, stattdessen singt Dennis Kiss jetzt in seiner hochdeutschen Muttersprache und erinnert daran, was uns die Hamburger Schule gelernt hat: Tristesse und Euphorie liegen nah beieinander.
Wer sich jetzt denkt «Geil, bitte mehr davon», muss noch etwas Geduld an den Tag legen: Das Debütalbum ist zwar eine sichere Sache, hat derzeit aber noch kein Release-Datum. Die Zeit dahin überbrücken wir mit Dennis’ Spotify-Playlist, mittels der er uns seinen Werdegang musikalisch erzählt.
Turnover - «Hello Euphoria»
Manchmal frage ich mich, ob eine Band oder ein:e Künstler:in ahnt, was sie da schafft, während sie an einem Song oder Album arbeitet, welches unzähligen Menschen so viel bedeuten wird. Ein Fall, in dessen Zusammenhang ich mir diese Frage besonders oft stelle, ist die Band Turnover mit ihrem Album «Peripheral Vision». Ich weiß nicht, was genau es ist mit diesem Album. Es ist ein unglaublich authentisches Gefühl von Melancholie, von Nostalgie nach etwas, was man noch gar nicht erlebt hat. Schwer zu sagen, was genau dieses Album ausmacht. Für mich ist es immer ein sicherer Ort.
Slowdive - «Star Roving»
Es ist Sonntagabend an irgendeinem Festival, irgendwann um die 2018 herum. Die Sonne geht langsam unter und auf der Bühne stehen Slowdive als letzter Act des Wochenendes. Die ganze Gruppe aus Freund*innen hat sich noch einmal versammelt, man liegt sich in den Armen, wippt umher und raucht das letzte Bisschen Gras auf, das man noch vom Wochenende übrig hat. Vielleicht ist das für mich dieser eine Festivalmoment, von dem so oft die Rede ist.
The Cure - «Pictures Of You»
Im Hause Kiss gab es zum Einschlafen keine Kasperli-Hörspiele oder dergleichen, sondern von Früh auf Rockmusik. Ich kann mich entsprechend nicht daran erinnern, The Cure jemals nicht gekannt zu haben. Haben sich meine Eltern also selber eingebrockt, dass ich nichts Anständiges mache in meinem Leben.
The Districts - Ordinary Day
Damals noch mit Dennis Kiss & The Sleepers meinen ersten eigenen Rock’n’Roll-Moment gehabt, als wir für The Districts eröffnen durften. Grandiose Band, jedes Album, jeder Song.
Stereophonics - «Dakota»
Es gibt wenig Schöneres, als sich mit einer Person über die gemeinsame Liebe für eine Band, ein Album oder eben einen Song zu finden. Während ich mit meinem Produzenten Philipp Treyer am neuen Album schrieb, haben wir gemeinsam viel Musik gehört und einander so auch nochmal besser kennengelernt als wir es eh schon taten. Ich erinnere mich an einen Abend während der Pandemie, als wir drei Flaschen Sekt tief im Songwriting waren und darüber sprachen, wie sehr wir Livemusik vermissten. Dazu dieser Song in der Live Version auf ohrenbetäubender Lautstärke, wie immer, wenn Philipp etwas gut findet. Kannste sagen was Du willst, das ist etwas vom Besten, was es gibt.
Betterov - «Bis zum Ende»
Manchmal hörst Du einen Song hundert Mal und dann beim hundertundeinten Mal trifft er Dich auf einmal. Und danach ist alles anders. Ausgelöst hat das bei diesem Song ein Abend mit Philipp Welsing, der das Mastering sowohl für mein Album, als auch für dasjenige von Betterov gemacht hat. Wir haben bis spät in die Nacht hinein in einer Kneipe über Musik geredet und darüber, was einzelne Songs für uns bedeuten; was das für eine unglaubliche Kraft ist, die da entfacht werden kann, wenn es jemandem gelingt, die eigenen Gefühle in Kunst umzusetzen. Und auf einmal muss ich weinen, wenn ich «Bis zum Ende» höre. Jedes Mal.
Mando Diao - «Driving Around»
Was auch immer aus ihnen geworden ist, eines steht fest: Mando Diao in den Nullerjahren waren groß! Nicht ohne Grund die wohl wichtigste Band für mich in meinen Teenager-Jahren. Mein erstes Konzert damals mit meinem Vater, meine erste Freundin vor allem deswegen gehabt, weil sie in der Schule ein Mando Diao-Shirt trug. Pubertärer Größenwahn, die richtigen Drogen zur richtigen Zeit. Diese Band hat mir damals klargemacht, dass ich Musiker sein wollte. Das war noch bevor ich überhaupt ein Instrument spielen konnte. Erst Look und Attitude, der Rest danach. So nämlich.
Wer auf dem Laufenden bleibt will, folgt Dennis Kiss auf Instagram und auf Facebook. Live erleben kann man den Songwriter natürlich ebenfalls und zwar hier:
26.05.2023 Basel Sudhaus
27.05.2023 Berlin Badehaus
29.05.2023 Hamburg Astra Stube
01.06.2023 Hamburg Häkken
29.06.2023 Dottikon Sounds of Garden Festival
30.06.2023 Riehen Hill Chill Festival
05.07.2023 Brugg Open Air Lauschallee
26.08.2023 Baden Badenfahrt
29.08.2023 Stuttgart Café Galao
02.09.2023 St. Gallen Latzhosen Open Air