Veröffentlicht am 19. Oktober 2024

Das steckt hinter Kim Wildes Welthit

Im wenigen Wochen kommt Kim Wilde auf «Winter Acoustic 2024»-Tour und spielt in Bern, Zürich und Arbon ihre grössten Hits. Wir schauen auf die Geschichte hinter dem Überflieger «Cambodia», der von ihrem Bruder Ricky und ihrem Vater Marty Wilde geschrieben wurde.

Journalist
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Bei Kim Wilde denken viele zuerst an ihren sehr gut gealterten Hit «Kids In America», den wir uns hier schon einmal genauer angeschaut haben. Fast interessanter ist aber die Entstehung von «Cambodia», das 1981 veröffentlicht wurde, bei uns in der Schweiz auf die 1 der Single-Charts ging und auf dem Album «Select» zu finden ist. Musikalisch eine Melange aus New Wave, Synth-Pop und elektronischen Elementen, verhandelt Wilde lyrisch eine dramatische Geschichte aus der Zeit des Vietnam-Kriegs.

Die Plattenfirma wollte einen Hit – und bekam einen sehr politischen

Schon im Video sieht man, dass dieser Song harter Tobak ist. Kim Wilde windet sich im Schlaf, träumt vom kambodschanischen Dschungel, von Soldaten mit Macheten, von kräftigen Schlangen. Ihr schmales Bett steht inmitten dieses Urwalds, und während Kim Wilde in einem weissen Kleid verängstigt um das Haus schleicht, tauchen immer wieder Soldaten auf. Geschrieben haben den Song Kims Bruder Ricky und ihr Vater Marty Wilde. Die Plattenfirma lag ihnen im Nacken, weil «Kids In America» und «Chequered Love» bereits massive Hits waren, und das Label schnell nachlegen wollte.

In der ersten Strophe heisst es zu den betont kalten Synth-Sounds: «Well he was Thailand based / She was an airforce wife / He used to fly weekends / It was the easy life». Das Lied handelt von einer Frau, deren Ehemann als Air-Force-Pilot in Thailand stationiert ist. Von einem Flug nach Kambodscha kehrt er nie wieder zurück. Damit spielen die Wildes auf die sogenannte «Operation Menu» an. Eine geheime Luftoffensive der US Air Force, bei der Stellungen des Vietcong auf kambodschanischem Gebiet angegriffen wurden. Im Song heisst es weiter: «But then it turned around / And he began to change / She didn't wonder then / She didn't think it strange / But then he got a call / He had to leave that night / He couldn't say too much.» Die Lyrics deuten an, dass besagter Pilot mit Depressionen und moralischen Fragen ringt – und trotzdem aufbricht. Zu einem Flug nach Kambodscha, von dem er nie zurückkommen wird.

«Es ist ein Lied, das einige Fragen offen lässt.»

Martin Wilde ging es trotz des hochpolitischen Themas nicht darum, Geschichtsunterricht abzuhalten. Er sagte in einem Interview: «Als wir das Lied schrieben, stellte ich mir vor, dass ein amerikanischer Pilot von einer Rakete abgeschossen wird. Ich habe versucht zu zeigen, was die meisten Leute über Vietnam und die schrecklichen Tragödien dort dachten.» Kim Wilde fand das Lied ihres Vaters und Bruders so gut, dass sie es noch weit vor ihrem nächsten Album «Select» veröffentlichen wollte. Allerdings setzte sie durch, dass die Erzählperspektive der Lyrics noch einmal verändert wurde. «Der Text war ursprünglich in der ersten Person geschrieben. Aber dann habe ich mich gefragt: Kann ich mich wirklich mit dieser Frau identifizieren? Und so wurde der Text geändert, dass ich über diese Frau und nicht aus ihrer Sicht singe». Ihr gefiel vor allem, dass der Song bis zum Schluss nicht klarmacht, was aus dem Piloten geworden ist. «Es ist ein Lied, das einige Fragen offen lässt. Du weisst nicht, was dem Piloten wirklich in Kambodscha passiert ist. Natürlich hast du eine Ahnung – gelöst wird das Rätsel aber am Ende nicht!»

Ein Top-10-Hit, der gerne gecovert wird

Kim Wilde verbuchte 1981 mit «Cambodia» ihren insgesamt dritten Top-10-Hit der noch recht jungen Karriere. In ihrer britischen Heimat reichte es nur für Platz 12 der Single-Charts. In der Schweiz, in Frankreich und in Schweden landete sie auf der 1, in Deutschland auf der 2. Bis heute ist «Cambodia» nicht nur ein fester Bestandteil ihrer Konzerte – das Lied wurde über die Jahre auch oft gecovert. Scooter hämmerten es 2007 in ihren grenzdebilen Sound, Kims Vater Marty sang es selbst im Jahr 1998 und die norwegische Dark-Wave-Band Apoptygma Berzerk veröffentlichte ihr «Cambodia» 2006 als Single mitsamt Video.

2024 kommt die britische Pop-Ikone auf «Wilde Winter Acoustic 2024»-Tournee, wo Kim Wilde sicher auch eine Version von «Cambodia» spielen wird. Am 11. Dezember ist sie im Bierhübeli in Bern, am 12.12. im Volkshaus Zürich und am 13.12. im Presswerk in Arbon. Infos und Tickets gibt’s hier.

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