Frischer Wind für das Musical «West Side Stoy»

«Two gangs, one love» oder der Krieg zwischen zwei rivalisierenden Banden, während sich die beiden Protagonisten unsterblich ineinander verlieben – Leonard Bernstein liess sich für sein 1957 geschriebenes Werk direkt von William Shakespeares «Romeo und Julia» inspirieren und verarbeitete eine Tragödie, die so alt wie die Welt ist: die unmögliche Liebe.

Hier geht es um Tony, ein Mitglied der Jets (Weiss), und Maria, die Schwester von Bernardo, dem Boss der Sharks (aus Puertorico). Die beiden Gangs machen sich im New York der 1950er Jahre gegenseitig das Leben schwer, wobei die Spannungen zwischen den Rassen und das Elend der Bevölkerung im Vordergrund stehen. Und wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, hätte Mister Steven Spielberg beschlossen, den Film Ende 2021 neu zu verfilmen und auf die Leinwand zu bringen.

Aber zurück zum Brodway, oder besser gesagt nach München, wo wir zur Premiere der neuen Version der West Side Story eingeladen waren. Mit einer Karte, die einen roten Teppich und eine After-Party versprach, ein solches Event braucht schliesslich Stars. Begleitet von einer Handvoll Journalisten aus der Romandie und dem Team von Opus One kamen wir bei Schneefall im Deutschen Theater an und spürten sofort die steigende Aufregung.

Ja, es ist schon seit Ewigkeiten bekannt, dass Lonny Price, der künstlerische Leiter der Neuproduktion der «West Side Story», mit einem grossartigen Team an diesem monumentalen Projekt arbeiten würde. An diesem Abend sah man ihn, Arm in Arm mit Alexander Bernstein, dem Sohn des ursprünglichen Schöpfers, den ganzen Abend über jubeln. Aber seht selbst!

Bemerkenswert ist auch die unglaubliche Live-Performance der 20 im Graben versteckten Musiker und ihres Dirigenten Grant Sturiale. Dieser freut sich: «Nach über sechzig Jahren ist die Musik der `West Side Story` immer noch unglaublich frisch. Jedes Mal, wenn ich sie höre, kann ich nicht glauben, dass sie immer noch so harmonisch, so voller Leben, Energie und Leidenschaft ist, aber man muss auch sagen, dass sie von einem genialen Komponisten geschrieben wurde.»

Anita ist nicht nur die Freundin des Chefs der Sharks, sondern auch Marias Vertraute. Sie weiss also von ihrer Liebesgeschichte mit Tony, dem Mitglied der Jets. Sie spielt eine wichtige Rolle und einer der Höhepunkte des Stücks ist ihre Interpretation und ihr perfekter Tanz zu «America», einer Art Duell mit ihren Landsleuten, von denen einige nach Puerto Rico zurückkehren wollen, während andere das Leben in den Vereinigten Staaten lieben. Dieses Lied, das auch heute noch nachhallt, demontiert in seinem Text den amerikanischen Traum und erinnert an die soziale Realität und den vorherrschenden Rassismus.

Lots of new housing with more space - Lots of doors slamming in our face.
I'll get a terrace apartment - Better you get rid of your accent.
Life can be bright in America - If you can fight in America.
Life is all right in America - If you're all white in America.

Natürlich darf auch der rote Faden der Show nicht vergessen werden: Tony und Maria, die sich trotz der Diskriminierung und Gewalt, die sie umgeben, sofort ineinander verlieben.

Das Duo, das in dieser neuen Version von Jadon Webster und Melanie Sierra verkörpert wird, bietet mit der Balkonszene auch einen dieser magischen Momente. Hier bewegt sich das Gebäude und die Lichter erwachen mit den Stimmen der beiden zum Leben. Die Sanftheit vor dem Drama, die Ruhe vor dem Sturm in dieser Show, von der der künstlerische Leiter Lonny Price sagt, sie sei: «eine der schönsten Errungenschaften des amerikanischen Musiktheaters.»

Wer noch nie zuvor von der «West Side Story» gehört hat und Musicals für altmodisch hält, sollte seine Komfortzone verlassen und sich in den Sessel eines Theaters zu setzen, denn diese Show ist: WOW!

In der Zwischenzeit: Playlist abspielen und den Links und Infos zu den Aufführungen in Zürich und Lausanne folgen.