«Ti Amo» – Die Geschichte von Umberto Tozzis grösstem Hit
In dieser Rubrik schauen wir auf die Geschichte hinter den grossen Hits. Heute geht es um einen Klassiker der italienischen Popmusik, der auch für den internationalen Siegeszug des Italo-Pops in den später 70ern und frühen 80ern steht: «Ti Amo» von Umberto Tozzi, der am 20. März in Bern und am 21. März in Genf vorbeischaut.
«Der Song entstand beim Klimpern am Klavier». Tja, so geht es manchmal los mit diesen Hits, die dann fast die ganze Welt erobern. Aber genauso erzählte es Umberto Tozzi 2017 in einem Interview, als er gerade das 40. Jubiläum von «Ti Amo» zelebrierte und das Lied zur Feier des Tages mit Anastacia noch einmal als Duett aufgenommen hatte. Tozzi schrieb «Ti Amo» 1977 als 25jähriger in seiner Heimatstadt Turin – gemeinsam mit seinem Produzenten und Co-Songwriter Giancarlo Bigazzi. Die Single verkaufte sich weltweit acht Millionen Mal, schaffte es in Italien auf Platz 1 der Single-Charts, landete in Österreich und Deutschland in den Top 3 – und wurde auch in der Schweiz zur Nummer 1. In Deutschland brachte außerdem noch im gleichen Jahr Howard Carpendale eine eingedeutschte Version auf den Markt, die für ihn bis heute ein Signature-Song ist.
«Einer Frau ,Ich liebe Dich‘ zu sagen, war gewagt.»
Wie so oft im Italo-Pop ist das, was man notdürftig mit dem eigenen Urlaubs-Italienisch übersetzt als traditionellen Love-Song einordnet, ein wenig mehr als das. Denn Tozzi singt hier nicht ein klassischen Liebesbekenntnis, sondern erzählt von der Affäre eines verheirateten Mannes, der nach einer Weile voller Reue zu seiner Ehefrau zurückkehrt. Der Text passte kaum zum freigeistigen Spirit der später 70er, weshalb Tozzi später sogar einmal in einem Interview klarstellen musste, dass der Song «nicht gegen den Feminismus» gerichtet gewesen sei. «Es gab damals viel Scham», erklärt er in einem Interview zum 40. Jubläum des Liedes. «Einer Frau ,Ich liebe Dich‘ zu sagen, war gewagt.» Tozzi will «Ti amo» daher als «mutige Geste» verstanden wissen. Durchschlagend war der Erfolg dennoch: Nach «Voltare» von Domenico Modugno aus dem Jahr 1958 war «Ti Amo» eines der ersten Lieder, das die italienischen Landesgrenzen hinter sich lassen konnte. Der deutsche Italo-Pop Experte Eric Pfeil, den wir im letzten Jahr für starzone.ch zum Thema interviewten, erklärte uns: «Damals gab es ohnehin so einen Italo-Boom und der schlug sich auch in den Charts nieder – selbst in den Deutschen. Da hatten dann so Leute wie Alice, Ricchi e Poveri, Toto Cutugno oder vorher Umberto Tozzi Riesenhits.»
«Ein anderes Wort für Scheisskerl…»
Der wundervolle Refrain und die markanten Streicher von «Ti Amo» kriegt man tatsächlich nur schwer wieder aus dem Kopf. Gleiches gilt für eine Formulierung im Text, die jeden Menschen mit Italienisch-Kenntnissen ins Stutzen bringt. Am Ende heißt es, die betrogene Ehefrau solle ihren «guerriero di carta igienica» wieder ins Herz schließen und in die Wohnung lassen. Das heißt übersetzt ungefähr: «Klopapier-Krieger». Auch das stellte Umberto Tozzi später in einem Interview klar. Nachdem er die Fans Jahrzehnte hat rätseln lassen, sagte er zum Jubiläums-Release 2017: «Na gut. Das ist ein bisschen vulgär. Ich wollte einfach ein anderes Wort für ,Scheißkerl‘ finden.»
Sattgehört hat sich Umberto Tozzi bis heute nicht an seinem neben «Gloria» größten Erfolg. Er sagt mehr als zufrieden im Rückblick: «Ich wollte etwas Bleibendes schreiben und das ist mir gelungen.» Das kann man wohl sagen.
Umberto Tozzi spielt am 20. März 2024 im Bierhübeli in Bern und am 21. März 2024 im Le Théâtre du Léman in Genf. Sämtliche Infos und Tickets findest du HIER.