Veröffentlicht am 04. August 2024

007-Songs, die James Bond nicht haben wollte

Wer einen offiziellen Titelsong zu einem James-Bond-Film beisteuert, ist in der Champions League der Popmusik angekommen. Wir schauen mal, wer diese Chance knapp verpasst hat. Mit dabei: Johnny Cash, Blondie, Radiohead, Ace Of Base u. a.

Journalist
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1. Blondie – «For Your Eyes Only»

1981 war Roger Moore James Bond und spielte im Film «In Tödlicher Mission» (Original-Titel «For Your Eyes Only») zum ersten Mal in einer Handlung, die sich nicht auf einen Roman des Bond-Erfinders Ian Fleming beruft, sondern quasi aus diversen Kurzgeschichten zusammengebaut wurde.

Der Titelsong wurde am Ende von der britischen Sängerin und Schauspielerin Sheena Easton gesungen. Blondie bewarben sich ebenfalls mit dem wehmütigen «For Your Eyes Only», das ganz ohne die Bond-typischen Streicher auskommt. Da der Song abgelehnt wurde, landete ein Jahr später auf dem regulären Blondie-Album «The Hunter».

2. Johnny Cash – «Thunderball»

Für den 1965 veröffentlichten James Bond «Feuerball» (im Original: «Thunderball») mit Sean Connery als 007 sang Tom Jones den offiziellen Song gleichen Namens, der von John Barry und Don Black geschrieben wurde. Bis dahin war es allerdings ein langer Weg, den wir beim nächsten Song dieser Liste noch mal vertiefen.

Auch Johnny Cash hatte damals einen Song eingereicht, der «Thunderball» heisst und Motive des Films aufgreift. Offiziell veröffentlicht wurde er erst Jahrzehnte später, im Jahr 1995 auf der Compilation «Bootleg Vol. II: From Memphis To Hollywood». Cash verbindet hier auf brillante Weise seinen Country-Noir mit dem orchestralen Flair der früheren Bond-Songs.

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3. Shirley Bassey – «Mr Kiss Kiss Bang Bang»

Die grosse Sängerin Shirley Bassey kann sich freilich nicht beklagen in Sachen musikalischer Bond-Einsätze. Mit «Goldfinger» (1964), «Diamonds Are Forever (1971) und «Moonraker» (1979) gehen gleich drei ikonische Bond-Songs auf ihre Kappe.

Die Bond-Premiere sollte aber eigentlich schon 1964 passieren – mit dem von John Barry und Leslie Bricusse komponierten «Mr Kiss Kiss Bang Bang». Der Titel bezieht sich auf einen Spitznamen des James-Bond-Charakters: ein italienischer Journalist nannte Bond schon 1962 in einem Text so.

Basseys Version war dann allerdings zu kurz für die Titelsequenz. Da Bassey danach für eine Weile nicht mehr greifbar war, nahm man den Song mit Dionne Warwick noch einmal auf. Da die Produzenten allerdings darauf bestanden, dass der Filmtitel auch der Songtitel ist, entschied man sich am Ende für Tom Jones’ «Thunderball».

4. Radiohead – «Spectre»

Thom Yorke und seine Band Radiohead wollten unbedingt in einem Bond-Film passieren. Und eigentlich standen die Chancen gar nicht schlecht, als sie sich für den 2015 veröffentlichten «Spectre» bewarben: Regisseur Sam Mendes und Bond-Darsteller Daniel Craig sind immerhin bekennende Radiohead-Fans.

Die orchestrale Ballade «Spectre», die sehr gut zur dunklen Stimmung der Craig-Bond-Filme passt, war schon der zweite Versuch, nachdem die Produzent:innen zuvor «Man Of War» abgelehnt hatten – ein bisher unveröffentlichter Radiohead-Song aus dem Jahr 1995.

Trotzdem entschied man sich für «Writing’s On The Wall» von Sam Smith, was im Rückblick eigentlich auch die progressivere Wahl war. Bond-Produzentin Barbara Broccoli sagte später, «Spectre» sei einfach zu spät angekommen. Sam Mendes wiederum versuchte den Song an anderer Stelle im Film zu verwenden, fand aber, dass die Lyrics vom Film ablenken würden.

Radiohead schenkten den Song daraufhin ihren Fans und veröffentlichten ihn zuerst als free Download am 25. Dezember 2015. Es war das erste musikalische Lebenszeichen seit 2011 – und machte dann halt auf diese Weise Schlagzeilen in der Musikpresse.

5. k.d. lang – «Surrender»

Kommen wir zu der im Rückblick eher nicht so gefeierten Ära des Pierce Brosnan und schauen auf «Der Morgen stirb nie» (im Original «Tomorrow Never Dies»), den man sich dieser Tage ruhig noch mal anschauen könnte – immerhin geht es darin um Fake-News und ein Medien-Imperium, das eher Propaganda denn Journalismus betreibt.

Der dunkle, Americana-inspirierte Titelsong «Tomorrow Never Dies» stammt von Sheryl Crow und ist sicher eine gute Wahl. Dennoch gefällt uns «Surrender» von der kanadischen Singer-Songwriter-Ikone k.d. lang noch ein wenig besser. Broccoli und Co. erkannten jedoch die Qualität und spielten den Song am Ende bei den Credits.

6. Pet Shop Boys – «This Must Be The Place I Waited Years To Leave»

In der «Der Hauch des Todes» (im Original «The Living Daylights») aus dem Jahr 1987 war Timothy Dalton im Dienste seiner Majestät unterwegs – zum offiziellen Titelsong von a-ha. Auch wenn Morten Harket eine dramatische Stimme hat, die gut zur Bond-Musik passt, ist dieser Song ein heute irgendwie weird klingender Mix aus Orchester-Pomp und den betont-kühlen 80er-Pop-Sounds.

Die Pet Shop Boys klingen da in «This Must Be The Place I Waited Years To Leave» irgendwie organischer und weniger verstellt. Der sehr melancholische Song fand sich dann später auf dem Pet-Shop-Boys-Album «Behaviour», das im Oktober 1990 veröffentlicht wurde.

7. Ace Of Base – «The Juvenile»

Im Rückblick mag es sich wie ein Gag lesen, das ausgerechnet die vier schwedischen Musiker:innen hinter dem Eurodance-Hit «All That She Wants» den Titelsong zu «Golden Eye» mit Pierce Brosnan aus dem Jahr 1995 liefern wollten.

Aber Ace Of Base waren in den 90ern eben eine der hottesten Pop-Bands around – und schon damals musikalisch vielseitiger als man ihnen zugestand. «The Juvenile» ist eine dramatische, im besten Sinne theatralische, einwandfrei gesungene Ballade, die durchaus gepasst hätte.

Doof nur, dass sie die damalige Endgegnerin in Sachen Weltruhm und Stimme als Konkurrenz hatten: Tina Turner. So landete «The Juvenile» schliesslich auf dem Album «Da Capo».

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FABER
15/09/2024 - 15/09/2024
1 Event

FABER

Faber – «Addio Live 2024»

Pünktlich zum Release seines nächsten Albums «Addio» am 07. Juni 2024 spielt Faber ab Sommer nächsten Jahres Konzerte in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Für das Frühjahr 2024 hat der Schweizer bereits eine Releasetour zum Album angekündigt, die ihn in für seine Verhältnisse kleinere Clubs und intimere Settings führt – die Sommer-Konzerte sind die erste Möglichkeit, die neuen Songs live zu erleben.

Seit seiner ersten EP «Alles Gute» geht der Schweizer Songwriter Faber in seiner Karriere durch Wände, als wären sie Türen. Er schreibt pointierte Texte, die gleichzeitig zum klügsten und polarisierendsten gehören, was es aktuell zu hören gibt. Das führt Faber zu ausverkauften Tourneen und Headlinerslots auf geschmackssicheren Festivals – der Künstler wird von Kritik und Fans gleichermassen gefeiert. Nach der Debut-EP erscheinen zwei herausragende Alben, «Sei ein Faber im Wind» (2017), «I fucking love my life» (2019) und mit «Orpheum» ein Livealbum im Spätsommer 2022. Auf letzterem ist deutlich zu hören: Faber-Konzerte sind mitreissend, elegant und unverkopft anspruchsvoll und mithin das Beste, was man in deutscher Sprache (und nicht nur das, Faber singt bisweilen auch italienisch, französisch oder schweizerdeutsch) live sehen kann.
Auf «Addio» wird Faber sich lossagen von messbar gemachter Kunst, von Musik, die nicht mehr nur für sich selbst stehen darf, sondern unmittelbar spiegelt, wie massenkompatibel sie ist. Er hat Songs geschrieben, die nicht funktionieren müssen, aber es trotzdem tun. Songs, die gereift sind, die sich nun aufmachen, um auch im Konzert zu zeigen, was in ihnen steckt. Kurzum: Faber hat seine Gedanken frei gemacht.

Die Addio Live 2024 Konzerte des nächsten Jahres sind nach der Addio-Releasetour im Frühjahr 2024 die erste Möglichkeit, um die Songs des neuen Albums live zu erleben. Begleitet wird er von einer erstmals erweiterten Band, bestehend aus Tillmann Ostendarp (Schlagzeug, Posaune), Janos Mijnssen (Bass, Cello), Goran Koč (Keys), Max Kämmerling (Gitarre, Perkussion), Gina Été (Gesang, Viola), Hannah Adriana Müller (Gesang, Violine), Dino Brandao (Gesang, Gitarre, Perkussion) und Mel D (Gesang, Gitarre).

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