Warum Taylor Swift so unermüdlich gehypt wird
Inzwischen dürfte jede:r da draussen vom Taylor Swift Hype mitbekommen haben, sei es durch TikTok, den endlosen Radio-Airplay ihrer Songs oder durch Bekannte, die viel zu tief in die Tasche greifen, um das derzeit grösste popkulturelle Live-Erlebnis der Eras-Tour hautnah zu erleben. Wir wagen den Versuch einer Hype-Analyse.
Taylor Swift besucht uns im Sommer 2024 zum ersten Mal in der Schweiz. Für ein Stehplatz-Ticket blätterte man 163 Franken hin und ein VIP-Ticket konnte für grosszügige 818 Franken erworben werden. Das entspricht etwa dem Preis von 20 «kleineren» Konzerten oder 13 Europaparkbesuchen. Anyways, die Plätze im Letzigrund Stadion waren innert Sekunden ausverkauft und auch das zweite geplante Konzert war sofort ausverkauft.
Der Kampf um ein «Eras»-Ticket hat sich bereits 2022 gezeigt, als Ticketmaster aufgrund der Überlastung zusammenbrach. Wer es jedoch geschafft hat, ein Ticket zu ergattern, plante sein Outfit bereits Monate im Voraus und postete es auf TikTok unter dem Trend #ErasTourOutfits, der bereits über eine Milliarde Mal aufgerufen wurde. Ihr seht, worauf wir hinauswollen: Taylor Swift wird überproportional gehypt und wir fragen uns, warum das so ist.
Das Mädchen von nebenan
Angefangen mit 14 Jahren als braves Country-Girl, ist die Gen Z seither quasi mit Swift aufgewachsen. Und das ist auch schon eine der wichtigsten Zutaten auf der Geheimformel. Taylor Swift hatte die gleichen Teenager-Probleme wie wir alle, sie machte den selben Liebeskummer durch, stand wieder auf, fand sich selbst, wurde zur Bad-Bitch, hatte noch einen Heartbreak und so weiter. Man fühlt sich von ihr verstanden, auch wenn sie ein verdammter Superstar mit 8 Häusern ist. Der Taylor Swift-Effekt funktioniert, und genau das wird uns überzeugend verkauft.
Taylor – Eure beste Freundin, die Songwriterin
Normalerweise trifft man sich mit einer Freundin auf einen Kaffee und bespricht den neuesten Klatsch, aber unsere beste Freundin Taylor Swift hält uns mit ihren neuesten Songs auf dem Laufenden. Und nein, es geht nicht nur um Crushes, Herzschmerz und Kitsch – Swift teilt ihre tiefsten Gedanken. Oft hinterlässt sie dabei kleine Botschaften und lyrische Metaphern, die wir entschlüsseln dürfen.
Genau deshalb wird die Pop-Göttin als eine der besten Songwriterinnen unserer Generation bezeichnet. Selbst die einfachsten Themen werden in kreative Lyrics verpackt. Kleine Easter Eggs und Anspielungen auf ihren Alben machen das Ganze noch interessanter und die Swifties zerbrechen sich gemeinsam den Kopf. Taylor Swift selbst sagte: «Ich habe meine Fans trainiert, so zu denken». Swiftie zu sein, kann also quasi schon als Hobby angesehen werden – Detektiv:in-Arbeit quasi. Die Platte ihres jüngsten Albums «Midnights» gab es übrigens in vier verschiedenen Ausführungen, aus denen man sich eine funktionierende Wanduhr basteln konnte. Ein echter Fan musste sich die Vinyl also gleich viermal kaufen – ziemlich clever.
Entfliehen in die Swift-Welt
Es heisst, auch wenn man nichts mit Swifts Musik am Hut hat, darf man diesen popkulturellen Moment nicht verpassen. Die Eras-Tour, bei der ein Konzert mit 3 Stunden und 44 (ja, 44) Songs – fast so lange wie die Extended-Edition eines Herr der Ring Films – soll eine ziemlich intensive Erfahrung sein. Das Konzept der Show besteht darin, ein «Abenteuer» durch ihre ersten 17 Jahre Musik zu erleben, Album für Album, in unbestimmter und damit aufregender Reihenfolge. Die Auftritte des Mega-Stars sind spektakulär und die Zuschauer:innen voll und ganz in die Welt ihres Idols eintauchen lassen – das sagen sogar Swift Haters.
Swifts Geheimformel besteht also erst einmal aus einer Fangemeinde, die über die Jahre hinweg immer stärker und stärker zusammengewachsen ist, einem Team, das Live-Musik verstanden hat und einem sorgfältig aufrechterhaltenen kuratierten Image der nahbaren Blondine von nebenan. Natürlich darf man dabei nicht aussen vorlassen, dass Taylor Swift grundsätzlich einfach sehr talentiert ist und gute Songs schreibt, sonst wäre der ganze Plan von vornherein nicht aufgegangen.
Die Shows der Sängerin sind durchaus ein popkulturelles Ereignis, bei dem man einfach nicht fehlen möchte und irgendwie stets den Drang spürt, ein Teil dieser beinahe kultartigen Gemeinschaft zu werden. Das ist letztendlich auch das, was den ganzen Hype ausmacht: ein Teil von etwas Grossem zu sein.
Taylor Swift kommt am 9. und 10. Juli in die Schweiz.
Tickets gibt's vielleicht mit etwas Glück hier im Fan-Sale.