Pubblicato il 19. ottobre 2023

The Rolling Stones: 8 Fakten zu «Hackney Diamonds»

Diese Release-Woche steht ganz im Zeichen einer grauen Eminenz: Die Rolling Stones veröffentlichen am Freitag ihr neues Album «Hackney Diamonds». Es ist das 31. Studioalbum und das erste mit neuen, eigenen Songs seit 2005. Was man sonst noch wissen muss, um beim Thekengespräch über das Album zu bestehen, erfahrt ihr hier …

Journalist
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Charlie Watts schwebt über allem

Am 24. August starb Charlie Watts. Er war der Gentleman-Drummer und die ruhige Seele der Stones seit 1963. In den Interviews, die Mick Jagger, Ron Wood und Keith Richards in den letzten Wochen gaben, betonten sie immer wieder, dass es «Hackney Diamonds» ohne Watts nicht gegeben hätte. Watts ist ausserdem auf den Songs «Mess It Up» und «Live By The Sword» auch noch zu hören. Es sei «ein Tribute-Album für Charlie», sagte Richards in einem Interview, was auch der Grund gewesen sei, warum Ex-Bassist Bill Wyman mitmachen «musste» bei «Live By The Sword»: «Es war für Charlie. Da konnte er nicht ‘Nein’ sagen.»

Vor allem Richards leidet noch immer unter dem Verlust seines Bandkollegen und Freundes. Er sagt: »Ich verarbeite seinen Tod noch immer. Es ist noch nicht vorbei. Charlie war ein grosser Teil meines Lebens. Und der Stones. Erst, wenn jemand geht, merkt man, wie gross er eigentlich war. Da ist eine grosse Lücke. Ich fülle sie, indem ich mich mit ihm unterhalte. Ich frage mich: Was würde Charlie über dieses oder jenes denken? Wir hatten endlose Gespräche, die gehen weiter. In mir ist Charlie immer noch sehr lebendig.»

«Hackney Diamonds» sind besondere Glasscherben

Der Titel bezieht sich auf das einst eher roughe Viertel Hackney in London. «Hackney Diamonds» ist ein Slang-Ausdruck für zerbrochenes Glas. Mick Jagger erklärt es so: «Wenn du an einem Samstagabend in Hackney unterwegs bist, dir jemand die Windschutzscheibe einschlägt, und die Scherben auf der Strasse landen, wo sie im Licht glitzern – DAS sind ‘Hackney Diamonds’.

Lady Gaga geriet eher zufällig auf die Platte (wo sie für «Sweet Sounds Of Heaven» die Soul Queen gibt)

Ein Highlight des Albums ist die gut siebeneinhalbminütige Ballade «Sweet Sounds Of Heaven», die mit Stevie Wonder und Lady Gaga entstand. Wonder war auf Wunsch von Produzent Andrew Watt dabei. Watt ist grosser Stones- und Wonder-Fan und trägt sogar ein Tattoo von letztgenanntem am Finger. Stevie Wonder spielte ausserdem im Jahr 1972 mal eine komplette Tour mit den Stones. Während Stevie Wonder mit seinen Synths- und seinem Piano-Songwriting den Song instrumental prägte, geriet Lady Gaga eher zufällig in die Session. Sie nahm gerade in einem benachbarten Studio auf, kannte Watt und fragte, ob sie kurz «Hallo» sagen könne. Der bejahte – also kam sie rüber und platzte mitten in einen Moment, in dem sich Mick Jagger die Seele aus dem Leib sang. Lady Gaga stimmte spontan mit ein und die Band fands so gut, dass man eine weitere Session mit ihr aufnahm. Stevie Wonder sagte dem «Rolling Stone»: «Es hat mir einfach gezeigt, wie vielseitig sie ist. Es war grossartig, sie mit diesem souligen Gefühl in der Stimme singen zu hören.»

Es ist das erste Album mit neuen Songs seit 2005

«Hackney Diamonds» ist das 31. Studioalbum der Band. Es ist das erste mit neuen, eigenen Songs seit «A Bigger Bang» aus dem Jahr 2005.

Der Produzent ist Fan und Antreiber

Für die sehr modern und breitkreuzig klingende Produktion (die nicht alle Stones-Fans mögen) war Andrew Watt zuständig, der selbst großer Fan ist und ein geradezu katalog-artiges Wissen hat. Er gewann 2021 einen Grammy als «Producer of the Year», produzierte Pop-Hits mit Miley Cyrus und Justin Bieber und motzte schon den Sound von Ozzy Osbourne und Iggy Pop auf deren letzten Alben auf. Watt ist ausserdem selbst Gitarrist und riesiger Stones-Fan. Als Produzent von «Hackney Diamonds» sei er «ergebnisorientiert» gewesen, so Watt im Interview mit dem «Rolling Stone»: «Ich war der Newcomer. Ich hatte also nicht den Ballast, den eine Band mit sich bringt, die schon seit über 60 Jahren zusammen ist. Es gibt eine Menge Geschichte zwischen all den Leuten in diesem Raum, besonders zwischen Mick und Keith. Die einzige Möglichkeit, die mir einfiel, wie ich am besten durch diese Gewässer navigieren konnte, war es schnell zu arbeiten und sie in Bewegung zu halten.»

Der letzte Song des Albums verweist auf die Geburtsstunde der Band

«Hackney Diamonds» schliesst mit dem eher reduziert aufgenommenen «Rolling Stone Blues». Man hört nur Jagger und Richards, die gemeinsam den Blues-Klassiker «Rollin’ Stone» von Muddy Waters aus dem Jahr 1950 spielen. Ein bewusst gesetzter, genialer Schlusspunkt: Denn, das wissen die Fans, nach genau diesem Song hat Brian Jones die Band 1962 angeblich benannt.

Die Stimmung zwischen Keith Richards und Mick Jagger war wohl … ganz OK

Kaum ein Interview kam ohne Fragen nach der Chemie zwischen Jagger und Richards aus. Keith Richards sagte in der «New York Times» zum Beispiel: «Wir sind ein seltsames Paar.» Und präzisierte dann noch ein klein wenig mehr: «Ich liebe ihn sehr und er liebt mich sehr – lass es uns dabei belassen.» Im Interview mit Jimmy Fallon in London bei der offiziellen Ankündigung gab es dann noch diesen schönen, entlarvenden Moment, als Richards auf die Frage, wie man es als Band 60 Jahre zusammen aushält, knurrte: «Indem man nicht zu oft miteinander redet.»

Jaggers Fazit konnte man dann im «Rolling Stone» nachlesen: «Ich glaube, wir haben uns bei dieser Platte sehr gut verstanden. Natürlich haben wir Meinungsverschiedenheiten darüber, wie die Dinge sein sollten, aber ich denke, das ist ziemlich normal. Ich habe manchmal das Gefühl, dass Keith denkt, ich begeistere mich zu schnell für etwas. Aber ich weiss, wie schnell die Dinge geschehen sollten – denn ich bin ein absoluter Groove-Typ.»

Es sollte ein Album über Wut werden

Mit Blick auf die aktuelle Weltlage ist dieser letzte Punkt vielleicht sogar ganz tröstlich. Mick Jagger verriet «Der Spiegel», dass er eigentlich ein Album über Wut hätte schreiben wollen. Der Grund: «Ich kann mich an noch wütendere Zeiten erinnern, aber es sind schon sehr wütende Zeiten. Allerdings kann ich mich nicht entsinnen, dass es jemals keinen Ärger gegeben hätte. Ich bin sicher, dass viele Menschen heute wütend auf die Welt sind. Die Welt, in der wir heute leben. Manchmal berechtigterweise, manchmal nicht.« Das Wut-Konzept habe sich dann aber nach und nach mehr aufgelöst, was er sich so erklärt: Er habe 25 Songs geschrieben, sagt Jagger. Geblieben seien die, die von persönlichen Beziehungen erzählen.

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